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#Glauben Müssen wir Angst vor Spuk haben?

#Glauben Müssen wir Angst vor Spuk haben?

Spuk Geist
Foto: Imago

Walter von Lucadou ist Deutschlands Experte Nummer eins zu den Themen Hellsehen, Esoterik und Spuk. Er ist Leiter der Parapsychologische Beratungsstelle. Diese wurde 1989 von der „Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie e.V.“ (WGFP) in Freiburg eingerichtet, um auf dem Gebiet der Parapsychologie gezielte und sachgerechte Aufklärung zu betreiben. Sie ist einzigartig in der Bundesrepublik Deutschland und wird als öffentliche Dienstleistung vom Land Baden-Württemberg bezuschusst.

Auf der TEDx-Konferenz an der Universität Jena hielt von Lucadou einen Vortrag. Anschließend befragte Thüringen24 ihn zu Spuk, Wahrträumen und seinen Kritikern.

Müssen wir uns vor Poltergeistern fürchten?

Nein, im Gegensatz zu Gruselfilmen, wo das immer so dargestellt wird, als stecke der Teufel dahinter, ist es etwas Gutes. Wir haben herausgefunden, dass Poltergeister oder Spuk, eine Abfuhr von mentaler Erregung ist, die einen sonst krank machen würde. Dann passieren komische Sachen. Wie das im Einzelnen funktioniert, weiß man nicht. Aber wir wissen, dass es zusammenhängt. Wenn die Leute dann rausfinden, wo das Problem liegt, hört es auf. Während hingegen bei einer psychosomatischen Erkrankung der Körper die Störung gelernt hat und es nicht aufhört. Deshalb ist so ein Spuk wirklich hilfreich.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Eine Frau hat sich bei mir gemeldet, die einen Spuk erlebt hat. Das Problem kam nicht selber von der Frau, sondern von ihrer Mutter. Sie war mit ihr sehr verbunden und das Interessante war, dass sie ausgerechnet am Muttertag Tritte im Bett bekommt. Das kann man so symbolisch interpretieren in dem Sinne, dass sie sich um sie kümmern soll, da es ihr schlecht geht. Wenn man ein bisschen Erfahrung hat – ich mache das mit der Beratungsstelle jetzt schon seit 26 Jahren -, dann kann man relativ schnell herausfinden, wo das Problem steckt. Viele Fälle lösen wir bereits am Telefon. Manchmal nützt es auch, die Leute nur darauf hinzuweisen, wo das Problem steckt und schon ist alles klar.

Wie kann man einen Spuk von anderen paranormalen Erlebnissen unterscheiden?

Man muss zuerst herausfinden, ob es eine technische Störung, eine Fehlinterpretation oder ein Scherz ist, den der Nachbar veranstaltet. Aber eigentlich kommen die Leute meist erst zu uns, wenn sie vorher alles ausgeschlossen haben. Die Leute kommen dann, wenn sie keine vernünftige Erklärung haben. Bei Wahrträumen, also wenn man von einem Unfall träumt, der dann auch passiert, muss man den Menschen die Angst nehmen, dass sie daran schuld sind. Wir erklären ihnen dann, dass sie nicht verrückt sind und solche Träume vorkommen. Gerade beim Spuk werden die Leute häufig für psychotisch gehalten.

Wie viele Leute melden sich bei Ihnen?

Ich rechne jetzt nicht die E-Mails mit, weil die wirklich sehr viele sind. Per Telefon melden sich etwa 3000 Menschen im Jahr. Wenn man bedenkt, dass manchmal ein Telefongespräch über zwei Stunden geht, dann kann man sich leicht ausrechnen, dass wir voll beschäftigt sind.

Aus wie vielen Mitarbeitern besteht Ihr Team denn?

Wir sind ein Team von fünf Mitarbeitern, die aber nicht in Vollzeit arbeiten. Hinzu kommen noch Praktikanten, meist Psychologiestudenten. Ich finde es gut, dass die Studenten bei uns merken, dass sie von Dingen lernen, die so nicht im Lehrbuch stehen.

Werden die Leute, die von solchen Spuk-Erlebnissen berichten, für verrückt gehalten?

Mittlerweile hat sich da viel geändert. Das liegt auch daran, dass die Beratungsstelle inzwischen ziemlich bekannt ist und die Psychiater und Psychologen ihre Patienten zu uns schicken. Es gibt allerdings auch noch ein paar von vorgestern, die sagen, dass wer so was berichtet, verrückt sei. Das ist der Grund, warum es in unserer Gesellschaft oft noch ein Tabuthema ist. Natürlich gibt es auch Menschen, die bei uns anrufen und psychisch krank sind, aber die haben ja schließlich auch ein Recht darauf, dass man sich um sie kümmert.

Wenn sich ein Spuk durch normale Dinge nicht erklären lässt, was gibt es dann für Ansätze?

Es ist gar nicht so wichtig, dass wir die Ursache herausfinden, sondern dass man darüber spricht. Viele Leute sagen auch, dass es Sachen gibt, die man nicht versteht. Dann haben sie meist auch keine Angst mehr und wissen, dass sie nicht verrückt sind.

Gibt es denn auch paranormale Erlebnisse, vor denen wir Angst haben sollten?

Eigentlich nicht. Ich sage immer zu den Leuten, dass wenn sie nicht aus Panik zum Fenster rausspringen, ihnen auch nichts passieren kann. Es ist eigentlich nur unser Nichtwissen, das Probleme erzeugt. Die Sachen selber, also dass zum Beispiel eine Tasse heruntergefallen ist, ist meist nicht so schlimm für die Menschen. Sie haben eher Angst vor dem Kontrollverlust. Das ist eine richtig massive Angst, die einen auch krank machen kann. Wenn wir es aber schaffen, diese Angst ihnen zu nehmen, dann ist das schon ein Erfolg.