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Blauglockenbäume und Skitouristen: Thüringer Slam-Meister im Gespräch

Blauglockenbäume und Skitouristen: Thüringer Slam-Meister im Gespräch

Skog Ogvann Poetry Slam
Skog Ogvann ist Thüringens Poetry-Slam-Meister 2016. Foto: Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt

Einmal im Jahr wird in einem spannenden Dichterwettstreit der Thüringer Landesmeister im Poetry Slam bestimmt. In diesem Jahr hat Skog Ogvann den Titel erobert. Wer ist der beste Slammer Thüringens eigentlich?

Skog tritt ruhig auf, beinahe bescheiden. Es scheint fast, das im Rampenlicht-Stehen sei ihm unangenehm, wenn er nicht gerade mit einem Text bewaffnet ist. Lyrik ist die Spezialität des 42-Jährigen, beide seiner Finaltexte bei den Thüringer Landesmeisterschaften im Poetry Slam („Kuckuck Käptn Muck“ und „Potpourri“) waren Gedichte. Doch auch einen Roman mit dem Titel „Der Eisschnellträumer“ hat Skog bereits veröffentlicht. Seine Texte handeln von Zivilisationskritik, von der Nähe zur Natur, vom Anderssein. Die Botschaft liegt tief, nahezu skurril muten seine Gedichte an.

Poesie zwischen Baumschule und Skitouren

Dabei hat der Sömmerdaer beruflich nicht viel mit Poesie zu tun – oder vielleicht doch? Zusammen mit seinem Bruder arbeitet er in dessen Baumschule, die sich auf Chinesische Blauglockenbäume spezialisiert hat. Doch hier hält es ihn nur im Herbst und im Frühjahr. Im Winter arbeitet Skog als Skiguide in Österreich und führt dort Touristen durch verschneite Berglandschaften. Den Sommer verbringt er meist in Leipzig, wo er seinen Jahresvorrat an Texten schreibt. „Sonst habe ich einfach keine Zeit dafür“, sagt Skog.

Bildergalerie: Das waren die Thüringer Landesmeisterschaften im Poetry Slam:

Der Name bedeutet „Wald und Wasser“

Bei dem Namen Skog Ogvann handelt es sich wohl um ein Pseudonym, heißt er übersetzt doch „Wald und Wasser“, wie auf seiner Website zu lesen ist. Was aber hat den neuen Thüringer Landesmeister zum Poetry Slam gebracht? „Tatsächlich war es ein Kollege in einem Club in Österreich, der einen Slam organisierte und mich fragte, ob ich nicht mitmachen will“, erzählt Skog. Da habe er sich breitschlagen lassen und sei nach und nach in die Szene reingerutscht. Seit 2013 ist der Autor auch Slammer und absolviert etwa 40 bis 50 Auftritte im Jahr. „Das schöne am Slammen ist, dass man ein Publikum bekommt, anders als bei einem Roman zum Beispiel“, so Skog.

Sich treiben lassen von den Reimen

Die Inspiration für seine Themen kommen meist ganz von selbst. „Manchmal habe ich nur eine Zeile und lasse mich dann von den Reimen treiben. Manchmal habe ich aber tatsächlich auch schon eine Vorstellung von dem Gedicht“, so Skog.

Was wird sich für den besten Poetry Slammer Thüringens nach seinem Sieg nun ändern? „Ich denke nicht viel, außer dass ich vielleicht öfter zu Slams eingeladen werde“, meint Skog. „In der Szene sind alle Idealisten. Da geht es nicht um den Ruhm, sondern um die Botschaft.“