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Feuerdrama in Apolda: Das Gericht hat entschieden

Feuerdrama in Apolda: Das Gericht hat entschieden

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Der inzwischen 34-Jährige stand am Donnerstag im zweiten Prozesstag vor Gericht. Er soll verantwortlich für den Tod zweier Menschen und der schweren Körperverletzung an seiner damaligen Partnerin sein. Foto: Tony Schmidt
  • Prozess um Brandstiftung in Apolda beendet
  • Angeklagter der fahrlässigen Tötung und schwerer Körperverletzung schuldig
  • Elf Jahre Haft für Täter

Zwei Männer starben, eine Frau wurde schwer verletzt: Der sogenannte Brandstifter von Apolda muss für elf Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Erfurt sprach den 33 Jahre alten Angeklagten am Mittwoch der schweren Körperverletzung, fahrlässigen Brandstiftung und fahrlässigen Tötung in zwei Fällen schuldig. Zudem muss er eine Therapie zum Alkoholentzug machen.

Täter setzte Freundin in Brand

Die Strafkammer sah es als erwiesen an, dass der Mann im Januar 2017 im Streit seine damalige Lebensgefährtin anzündete. Sie lebte gemeinsam mit ihm in einem Heim für sozial Schwache in Apolda. Das Feuer breitete sich aus und legte am Ende das gesamte Haus in Schutt und Asche. Zwei Menschen kamen ums Leben, die Frau überlebte schwer verletzt.

Hintergrund und Gerichtsprozess:

Bilder vom Brand in Apolda:

Angeklagter nimmt Urteil mit Überraschung zur Kenntnis

Die Staatsanwaltschaft hatte auf 13 Jahre Haft für den Beschuldigten plädiert. Der Verteidiger des Deutschen hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten für seinen Mandanten gefordert. Der Verurteilte nahm das Urteil zunächst mit einem überraschten Gesichtsausdruck auf, über weite Teile der Begründung starrte er dann auf den Tisch vor sich.

Lebensgefährtin mit Benzin-Öl-Gemisch überschüttet

Nach Überzeugung des Gerichts hat der Verurteilte im Januar 2017 seine damalige Lebensgefährtin angezündet. Dazu übergoss er sie mit einem Benzin-Öl-Gemisch. Alle anderen Darstellungen – auch des Angeklagten – zum Tathergang seien unglaubwürdig, sagte der Vorsitzende Richter. Während des Prozesses war unter anderem die These aufgekommen, der Verurteilte habe das Gemisch auf den Boden geschüttet und seine damalige Lebensgefährtin sei dort hineingestürzt. Der Mann hatte der Polizei verschiedene Versionen vom Tathergang erzählt, im Prozess schwieg er.

Frau lebenslang gezeichnet: Drittel der Körperoberfläche verbrannt

Die schwer verletzte frühere Lebensgefährtin des Mannes wird nach Angaben des Vorsitzenden Richters ihre Leben lang von der Tat gezeichnet sein. Etwa ein Drittel ihrer Körperoberfläche sei schwer verbrannt und es komme einem Wunder gleich, dass sie überhaupt überlebt habe. Unmittelbar bevor der Verurteilte die Frau anzündete, hatte es nach Darstellung des Gerichts Streit zwischen beiden gegeben: Die damalige Partnerin sei erbost darüber gewesen, dass der Mann erneut Alkohol getrunken habe.

Brand in Obdachlosenheim: Zwei Menschen kommen uns Leben

Durch das Anzünden der Frau fing auch das Heim Feuer und brannte völlig aus. Bei dem Brand kamen zwei weitere Bewohner ums Leben. Einer von ihnen wurde durch das Feuer im Schlaf überrascht, der andere Mann konnte nicht schnell genug aus dem brennenden Haus fliehen. Möglicherweise habe er noch versucht, Wertgegenstände zu retten, sagte der Vorsitzende Richter. Dies habe aber nicht abschließend ergründen werden können. In jedem Fall seien dem Verurteilten beide Todesfälle zuzurechnen.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung wollen Rechtsmittel gegen die Entscheidung prüfen.