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Massenparty im Hinterzimmer: Nach der Schließung droht die Anzeige

Massenparty im Hinterzimmer: Nach der Schließung droht die Anzeige

Abschiedsparty Hinterzimmer Weimar
Foto: Stefan Eberhardt
  • Studentische Kneipe Hinterzimmer in Weimar muss schließen
  • Grund ist die Weigerung, AfD-Stammtische auszurichten
  • Nach der gut besuchten Abschiedsparty droht nun eine Anzeige

Wenn sich in Weimar mitten in der Nacht mehr als 400 Menschen auf dem Stadtring tummeln, dann ist das durchaus ungewöhnlich. Von Sitzblockaden war im Nachgang die Rede, von Besetzungen und einer außer Kontrolle geratenen Party des Hinterzimmers. Was war passiert?

Studentische Bar mit studentischen Wurzeln

Nicht nur bei Studenten war das Hinterzimmer ein beliebter Anlaufpunkt. Die kleine Kneipe in der Trierer Straße zog zunehmend auch Anwohner des Viertels an. Kein Wunder, war es doch mit seiner individuellen Einrichtung etwas ganz Besonderes. Denn entstanden ist die Bar 2013 aus einer Bachelorarbeit von Architektur- und Produktdesignstudenten der Bauhaus Uni Weimar und fand großen Anklang.

Bildergalerie: Abschiedsparty verlegte sich auf die Straße

Vermieter verlängert Vertrag nicht – wegen AfD?

Doch nun ist erstmal Schluss für die Bar. Denn schon seit Monaten ist klar: Der Mietvertrag wird nicht verlängert. Grund dafür ist die Weigerung der Betreiber, eine Auflage des Vermieters zu erfüllen. Der hatte als Bedingung für die Vertragsverlängerung verlangt, einmal im Monat einen AfD-Stammtisch im Lokal abhalten zu dürfen.

Doch dem wollten sich die Betreiber vor allem aus politischen Gründen nicht beugen. Und nun liegt ihnen eine Kündigung auf dem Tisch. Eine Stellungnahme des Vermieters liegt Thüringen24 bisher nicht vor. Der Mieter wiederum möchte sich aufgrund rechtlicher Unklarheiten nicht offiziell zu den Geschehnissen äußern.

Beliebt nicht nur wegen seines individuellen Interieurs: das Hinterzimmer

Party im Hinterzimmer angemeldet

Den Abschied wollte die Bar am vergangenen Samstag noch einmal gebührlich feiern und lud Weimar daher zur Abschlussparty ein. Die Veranstaltung war ordnungsgemäß bei der Stadt angemeldet, allerdings nur für den Innenraum der Kneipe.

Hunderte Menschen kommen

Was jedoch auch die Veranstalter überraschte: Mehr als 400 Menschen erwiesen dem Hinterzimmer die letzte Ehre – größtenteils jedoch auf der Straße, da drinnen kein Platz mehr war. Als die Lage auf der Straße zunehmend unübersichtlich wurde, beendete der Veranstalter die Party offiziell und verhängte einen Ausschankstopp, auch die Band hörte auf zu spielen. Ob die vielen Menschen, die sich nun mitten in der Nacht auf dem Stadtring tummelten, noch zur offiziellen Party gehörten, bleibt fraglich.

Gefeiert wurde eher draußen

Schließlich rückten Polizei und Ordnungsamt an und brachten mithilfe des Betreibers die Lage wieder unter Kontrolle. Die Beteiligten machen zum Verlauf des Abends allerdings unterschiedliche Angaben.

Was die Polizei zum Abend sagt

Laut Christian Schelling von der Polizei Weimar kam es bei der Veranstaltung nicht zu einer Sitzblockade im eigentlichen Sinne, vielmehr sei vor Ort eine Spontankundgebung angemeldet worden. „Einige Menschen wollten damit anscheinend ihre Meinung äußern und insbesondere ihren Unmut mit der Schließung des Lokals ausdrücken“, so Schelling gegenüber Thüringen24. Nach einer halben Stunde sei jedoch alles erledigt und die Straße geräumt gewesen, zu Verkehrsbehinderungen sei es kaum gekommen.

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Droht nun eine Anzeige?

Berichte, nach denen sich der Betreiber der Bar nun auf eine Anzeige und eine saftige Rechnung für die Straßenreinigung einzustellen habe, kann Schelling jedoch nicht bestätigen. Er wisse weder von Beschwerden wegen Ruhestörungen noch von einer bevorstehenden Anzeige. Auch der Betreiber habe vor Ort keine Ankündigungen in dieser Hinsicht bekommen. Stattdessen wird von einer kooperativen Regelung des Sachverhaltes gesprochen.

Was das Weimarer Ordnungsamt sagt

Das Ordnungsamt hingegen spricht von einer ausufernden Party. Laut Stadtpressesprecher Ralf Finke seien Feiergäste auf die Straße und den Gehweg gelaufen und hätten so für einen immensen Lärmpegel gesorgt, sodass der Eindruck einer Versammlung entstehen konnte. Demnach liegen dem Ordnungsamt tatsächlich Anzeigen wegen Ruhestörung vor. Ob nun gegen den Veranstalter ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet wird, befinde sich derzeit in Prüfung, so Finke gegenüber Thüringen24.

Keine konkreten Pläne für Neueröffnung

Ob es nach der Schließung des Hinterzimmers einen neuen Standort für die Kneipe geben wird, bleibt ungewiss. Es gebe zwar Pläne für eine Neueröffnung, doch Konkretes läge noch nicht vor, so der Betreiber. Für das alte Ladenlokal gibt es indes wohl schon eine neue Nutzung. Berichten zufolge sollen hier ab August regelmäßig AfD-Stammtische stattfinden.