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Suhl: Oberbürgermeister räumt Preis ab – dabei will er ihn ganz sicher nicht haben

Suhl: Oberbürgermeister räumt Preis ab – dabei will er ihn ganz sicher nicht haben

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Diesen Preis hätte André Knapp (CDU) sicher gerne nicht bekommen. (Archivbild) Foto: IMAGO / Karina Hessland

Suhl. 

Klar, so ein Olympiagold oder einen Oscar hätte bestimmt jeder von uns gerne. Es gibt aber auch Preise, mit denen man am liebsten gar nichts zu tun hätte. Die „Goldene Himbeere“ bei Filmen zum Beispiel, die für den schlechtesten Film des Jahres vergeben wird. Oder die „Goldene Möhre“, die in Deutschland jedes Jahr für das schlechteste Auto verliehen wird.

So einen „Negativpreis“ hat jetzt auch der Oberbürgermeister in Suhl, André Knapp, kassiert. Die so genannte „Spitze des Eisbergs“ hat ihm dabei der Thüringer Flüchtlingsrat verliehen. Offenbar hat er sich mit einer bestimmten Entscheidung bei dem Verein unbeliebt gemacht.

Suhl: Oberbürgermeister kassiert Negativpreis

Woher rührt die Ehre? Der Flüchtlingsrat begründet seine Entscheidung damit: Der Kommunalpolitiker habe dazu beigetragen, die Situation der Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Suhl zu verschärfen.

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Knapp hatte in diesem Jahr eine Petition zur Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung in der südthüringer Stadt initiiert. Bei einer Beratung über das Papier im Landtag Mitte November lenkte er jedoch ein. Die Maximalforderung ist jetzt vom Tisch – stattdessen solle es einen Vertrag zwischen Land und Stadt geben. In diesem solle das Land unter anderem zusichern, dass straffällig gewordene Asylbewerber aus der Unterkunft zügig in andere Einrichtungen gebracht würden.

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Das ist die Erstaufnahme in Suhl:

  • befindet sich auf dem Friedberg
  • war ursprünglich eine Offiziershochschule in der DDR
  • seit 2014 ist es ein Erstaufnahmeheim für Asylbewerber
  • die Anlage kann etwa 1200 Menschen aufnehmen

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Die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl findet sich immer wieder in den Schlagzeilen. Wiederholt kam es dort zu Unruhen, Anwohner berichten von zunehmender Kriminalität in der Umgebung der Einrichtung. In Erfurt und in Suhl sollen jetzt zwei neue Einrichtungen entstehen, die die Erstaufnahme entlasten sollen. Der „MDR“ berichtete darüber.

Flüchtlingsrat: „Einseitige Debatten, Übergriffe und Vorverurteilungen“

Aus Sicht des Flüchtlingsrates seien die Bewohner des Flüchtlingsheims seit Jahren „einseitigen Debatten, Übergriffen und Vorverurteilungen“ ausgesetzt. Auch damit begründeten sie ihre Entscheidung für den Preisträger.

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Die „Spitze des Eisbergs“ wird vom Flüchtlingsrat seit dem Jahr 2000 verliehen. Preisträger sind dabei Behörden, Einrichtungen und Einzelpersonen. Ziel ist es, auf Zustände beim Umgang mit Asylsuchenden aufmerksam zu machen, die aus Sicht des Vereins kritikwürdig sind. (dpa, bp)