Es ist eine laue Sommernacht, die Stadt Erfurt liegt still. Kein Straßenlärm, kein Hupen, nur das leise Rascheln der Blätter im Wind. Doch wer genau hinhört, vernimmt ein leises Surren, ein mechanisches Summen, das sich durch die Gärten in Erfurt zieht – beinahe unsichtbar, aber unaufhaltsam.
In vielen Gärten drehen sie ihre Runden, wenn die Menschen schlafen: Kleine, fleißige Helfer, die scheinbar mühelos für perfekt geschnittene Rasenflächen sorgen. Für die einen ein Zeichen von Fortschritt und Bequemlichkeit – für andere eine nächtliche Bedrohung, die viel Leid verursachen kann.
Erfurt: Wenn die Stille zur Gefahr wird
Immer häufiger kommen in privaten Gärten Mähroboter zum Einsatz – auch in Erfurt. Die Geräte erleichtern die Rasenpflege, arbeiten selbstständig und geräuscharm – und werden deshalb zunehmend auch nachts betrieben. Doch genau das kann für Wildtiere zur Gefahr werden.
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Zahlreiche Hinweise deuten darauf hin, dass Mähroboter vor allem nachtaktive Tiere verletzen oder töten. Besonders betroffen ist der Igel: Anstatt zu fliehen, verharrt er bei Gefahr und wird dadurch von den Mährobotern überrollt. Die rotierenden Messer verursachen dabei oft tödliche Verletzungen. Neben Igeln sind auch Spitzmäuse, Amphibien und Reptilien gefährdet – viele dieser Arten sind nachtaktiv und halten sich bevorzugt in Gärten und Grünanlagen auf.
Geplantes Nachtfahrverbot für Mähroboter
„Gerade Igel sind stark bedroht. Sie finden in städtischen Grünflächen zunehmend Rückzugsräume, da im Umland durch intensive Landwirtschaft Lebensraum verloren geht“, erklärt Jörg Lummitsch, Leiter des Umwelt- und Naturschutzamts der Stadt Erfurt. Die Untere Naturschutzbehörde erarbeite laut der Stadt Erfurt daher aktuell eine Allgemeinverfügung zum Verbot des nächtlichen Betriebs von Mährobotern. Der Naturschutzbeirat der Stadt wurde bereits informiert und begrüßt diese Initiative. „Das Nachtfahrtverbot ermöglicht auf einfache Weise eine wesentliche Verbesserung des Igelschutzes und des Schutzes anderer Arten und bedeutet eine vergleichsweise geringe Beeinträchtigung des Einsatzes dieser Geräte“, erklärt Lummitsch das Vorgehen.
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Ein Vorbild findet sich in Leipzig, wo eine ähnliche Regelung bereits eingeführt wurde. Die dortige Behörde dokumentiere konkrete Fälle verletzter Tiere. Auch wenn genaue Zahlen für Erfurt noch fehlen, geht man von einer hohen Dunkelziffer aus, da verletzte Tiere sich oft zurückziehen und nicht aufgefunden werden. Im Egapark Erfurt konnte bereits eine freiwillige Lösung gefunden werden: Dort wird auf den Robotereinsatz in den sensiblen Stunden verzichtet. „Solche Einigungen sind wünschenswert, aber nicht überall realistisch – deshalb braucht es eine rechtlich verbindliche Regelung“, so Jörg Lummitsch.