Man möchte fast glauben, man sei im falschen Film: Auf der großen Geieranlage im Zoo Leipzig marschieren mehrere riesige Vögel wie in einer militärischen Parade auf das nächste Festmahl zu.
Kein Scherz, sondern eine ganz eigene Sprache der Dominanz. Wer hier mitspielen will, muss wissen, wie der Geier läuft.
Zoo Leipzig: Die große Show vorm Aas
Gänsegeier, die mit ihrer gewaltigen Flügelspannweite von bis zu 2,60 Metern ohnehin schon beeindruckend wirken, setzen im entscheidenden Moment noch einen drauf. Wenn es ums Fressen geht, laufen sie nicht einfach los. Nein, sie stolzieren. Mit durchgestreckten Beinen, aufrechtem Hals und einem Blick, der klar sagt: „Ich zuerst!“ Der Ausdruck „Geiermarsch“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.
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Tierpflegerin Maria Raitzig berichtete in der mdr-Podcast-Reihe „Elefant, Tiger & Co.“ von diesem kuriosen Schauspiel: „Das sieht ein bisschen aus wie Marschieren.“ Für Zuschauer ist das ein amüsanter Anblick und für die Geier bitterer Ernst. Denn bei der Aasverteilung zählt die Rangfolge. Die adulten Vögel machen sich so groß wie möglich, um ihren Vorrang durchzusetzen. Und tatsächlich: Diese marschierende Gangart wirkt. Die anderen Artgenossen halten respektvoll Abstand, zumindest vorübergehend.
Zoo Leipzig: Narrenfreiheit
Nur einer darf die Ordnung durchbrechen: das jüngste Mitglied der Geiertruppe. Das Jungtier, das erst im letzten Jahr dazukam, genießt „Narrenfreiheit“. Während die älteren Geier sich um Haltung bemühen, darf der Nachwuchs einfach vorbeischlendern und sich bedienen. Geierknigge einmal anders. Die Menüauswahl der Geier ist dagegen simpel: Je mehr es stinkt, desto besser. „Je älter das Aas, desto leckerer für den Geier“, sagt Raitzig mit einem Schmunzeln.
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Der feine Geruchssinn dieser Tiere sei offenbar nicht auf Frische geeicht. Hauptsache: groß, tot und mit möglichst vielen Innereien. Genau darauf haben es die Vögel abgesehen. Die Futterquelle im Zoo Leipzig ist dabei genauso pragmatisch wie nachhaltig: Was Raubtiere wie der Schneeleopard übriglassen, landet oft bei den Geiern. Die nehmen es dankend an und verteidigen es hartnäckig.