Wisst ihr noch, als während des Corona-Lockdowns die Netflix-Doku „Tiger King“ in aller Munde war? Dort ging es um den exzentrischen Großkatzenzüchter Joe Exotic, der in den USA einen privaten Zoo betreibt. Hier hält er unter anderem Löwen, Tiger, Leoparden und Pumas. Irgendwie passt diese Kuriosität perfekt in die USA, aber bei uns in Deutschland? Kaum vorstellbar. Sollte man meinen.
Doch im Osten gibt es einen ganz ähnlichen Fall. Zwar keinen „Tiger King“, dafür eine Tiger-Mutti. Und diese ist zu Lande mindestens genauso stark in Kritik geraten, wie der durch Netflix bekannt gewordene Joe Exotic. Denn vor allem bei Tierschützern schrillen sämtliche Alarmglocken.
Osten: Umstrittene Tiger-Mutti schlägt hohe Wellen
Carmen Zander nennt sich liebevoll Tiger-Mutti. Im sächsischen Schkeuditz hält sie seit rund drei Jahren in einem Gewerbegebiet zehn Tiger mitsamt Nachwuchs. Bei den Wildkatzen handelt es sich um ehemalige Zirkustiere, die einst in Anhängern quer durch ganz Europa getourt sind, wie der „Sachsen Spiegel“ berichtet. Ihnen gibt Zander im Osten ein neues Zuhause, behauptet sie, nachdem Zander selbst 15 Jahre lang in der Manege auftrat. Dass eine von Carmen Zanders Tigerweibchen gleich fünf Junge auf einmal geworfen hat, interpretiert sie als ein Zeichen Gottes. „Dann habe ich nichts falsch gemacht. Dann geht es meinen Tigern sehr, sehr gut“, sagt die 51-Jährige zum MDR.
+++ Osten: Archäologen machen irren Fund! Er erzählt Außergewöhnliches +++
Ganz anders sieht es die Tierschutzorganisation „Peta“. Zum MDR sagt eine Vertreterin: „Es ist absurd. (…) Die Tiger werden auf engstem Raum eingesperrt, in kargen Gitterkäfigen. Sie werden allem beraubt, was an artgemäßes Tigerleben ausmachen würde.“ Außerdem erhebt die Tierschutzorganisation schwere Vorwürfe gegen die Tiger-Mutti aus dem Osten. Bei früheren Auftritten habe Zander einen Tiger geschlagen, ein Video davon soll sogar im Netz kursieren, berichtet der „Sachsen Spiegel“.
Tierschutzrechtliche Genehmigung fehlt
Gegenüber dem MDR betont Carmen Zander, dass ihre Tiger immer zusammen bleiben. Das schaffe automatisch bessere Bedingungen als in einem herkömmlichen Zoo. Doch ein Problem gibt es bei der Tiger-Mutti aus dem Osten: Sie hat keine tierschutzrechtliche Genehmigung des Veterinäramts Nordsachsen, um die vielen Tiger auf ihrem Grundstück zu halten, berichtet der „Sachsen Spiegel“. Derzeit laufe ein Verfahren wegen besagter Genehmigung vor dem Verwaltungsgericht.
+++ Zoo im Osten: Besonderer Anblick – doch nicht jeder bekommt ihn zu sehen! „Braucht Glück“ +++
Zander fordert eine Übergangslösung auf dem Weg zur Zoo-ähnlichen Haltung. Gerne würde sie ihren Tieren noch bessere Bedingungen schaffen, doch dafür habe sie derzeit nicht das Geld. Denn solange sie keine Genehmigung hat, darf die 51-Jährige ihr Gewerbe im Osten, in dem sie eigentlich unter anderem gegen Geld Tiger-Streicheln anbietet, nicht weiter betreiben, heißt es beim „Sachsen Spiegel“. Derweil finanziere sie sich über Spenden. Bei den anderen Arbeiten würden ihre Freunde sie unterstützen.
„Es ist an der Zeit“
Die Forderungen der Tierschutzorganisation „Peta“ könnten deutlicher kaum sein. Gegenüber dem MDR fordert die Sprecherin, dass die Tiger beschlagnahmt werden. „Es ist an der Zeit, dass die Tiger endlich in anerkannte Auffangstationen überführt werden, die auf die Haltung von Großkatzen spezialisiert sind“, appelliert sie.
Mehr News:
Ein furchtbarer Gedanke für die Tiger-Mutti aus dem Osten. Carmen Zander ist fester Überzeugung: „Wenn man mir diese Mäuse wirklich wegnimmt, gehen sie seelisch kaputt. Die würden apathisch werden, seelisch kaputtgehen, das Futter verweigern. Sie würden vielleicht tagelang nach mir rufen, sich zurückziehen und wirklich dran sterben.“ Von den Tierschützern wünscht Zander sich, dass alle gemeinsam an einer Lösung für die Tiger-Mutti und ihre Wildkatzen finden können. Das ganze Video des „Sachsen Spiegels“ findest du in der MDR-Mediathek.