Eigentlich war es für diese Erfurter Bauarbeiter nur ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag. Der Auftrag: Gruben ausheben, damit neue Bäume zu gepflanzt werden können – doch dann wurde es schneller turbulent als gedacht.
Denn: Der Gegenstand, auf den die Bauarbeiter mit einem Bagger stießen, ist ein echtes archäologisches Highlight.
Erfurt: Jahrhunderte unter der Erde
Was für ein Zufallsfund! Bei Aushub-Arbeiten in der Erfurter Domstraße stieß ein Saugbagger auf einen, nun ja – nicht gerade alltäglichen Gegenstand. Zumindest ist er das für uns nicht mehr. Denn vor langer Zeit war er durchaus mal ein Alltagsgegenstand. Genauer gesagt: Im Mittelalter. Nach Jahrhunderten unter der Erde hat ER nun seinen ganz großen Auftritt. Ein dreifüßiger Bronzetopf – ein sogenannter Grapen. Der kleine Topf mit großem Wert wiegt fast 1,5 Kilo und stammt wahrscheinlich aus einem wohlhabenden Haushalt im einstigen Domquartier.
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Der ungewöhnlich gut erhaltene Fund wird nun im Erfurter Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ ausgestellt. „Grapentöpfe aus Metall sind extrem selten. In diesem Erhaltungszustand gibt es in Thüringen nur drei bis vier Exemplare“, erklärt Christian Tannhäuser vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA). Glück im Unglück: Der Saugbagger richtete kaum Schaden an – mit einem herkömmlichen Bagger wäre wohl nichts als Scherben geblieben.
Archäologie-Fans sollten sich beeilen
Die Entdeckung wurde vorschriftsgemäß sofort gemeldet – im Moment wird der Grapen noch in akribischer Kleinarbeit restauriert. Unter dem Mikroskop wird Schicht für Schicht freigelegt, um zu klären, ob der Topf aus Glockenbronze oder Messing besteht. Ein Prozess, der Wochen dauern kann. Dieser Schritt könnte in Zukunft dann noch mehr über die Geschichte des Topfes ergeben.


In der Ausstellung „Nabel der Welt. Erfurts archäologische Schätze“ ist der Grapentopf bereits jetzt zu bewundern. Wer den mittelalterlichen „Kochtopf-Star“ begutachten will, sollte sich aber besser beeilen: Da der Grapen restauriert werden soll, wird er nämlich nur noch bis Ende Juni ausgestellt sein.