Einkaufszettel schreiben, im Geschäft den Wagen voll machen, an der Kasse bezahlen und ab nach Hause – das war gestern. Kunden von Rewe, Kaufland & Co. stöbern heute erst einmal digitale Prospekte, schalten in diversen Supermarkt-Apps allerlei Spar-Coupons frei, lösen Bonus-Guthaben ein, sammeln Payback-Punkte. Immer mehr Kunden fotografieren nach dem Einkaufen auch noch ihre Kassenbons – ein Trend mit Licht und Schatten.
Rewe Bonus, Kaufland Card, Lidl plus und wie sie alle heißen – viele Supermärkte haben eigene Apps oder kooperieren mit Partnern wie Payback. Doch es gibt auch Spar-Apps, die unabhängig von den Händlern funktionieren und den Nutzern ordentliche Erstattungen versprechen. Vor einer App, die jetzt in die Kritik geraten ist, warnt jetzt der bekannte Verbraucherschützer Ron Perduss.
Kunden von Rewe, Kaufland & Co. wollen mit Kassenbons sparen
„Bei mir häufen sich Beschwerden über die App Smhaggle“, berichtet Perduss und erklärt: „Du bekommst angezeigt, was Lebensmittel in deinem Umkreis kosten. Die Daten entstehen über Menschen, die ihre Kassenbons hochladen, damit alle die Preise sehen. Und für dieses Kassenbon-Hochladen gibt es eigentlich Geld.“ Wie gesagt: eigentlich. Denn einerseits wächst die Zahl der Kunden von Rewe, Kaufland & Co., die nach dem Einkaufen ihre Kassenbons in die Smhaggle-App hochladen. Anderseits wächst aber offenkundig auch die Zahl der frustrierten Nutzer. „Wenn wir ins Netz schauen auf den vielen Bewertungsportalen, sehen wir, dass es unzählige Kunden gibt, die seit Monaten auf Auszahlung des Cashbacks warten“, sagt Ron Perduss.
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Tatsächlich: Ob zum Beispiel bei Trustpilot, MyDealz oder auch in App-Stores – die kritischen Kommentare werden mehr und mehr, positive finden sich nur selten. Häufig beklagen die Nutzer nicht nur die ausbleibenden Zahlungen, sondern auch, dass der Support auf Anfragen nicht reagiert. Verbraucherschützer Ron Perduss rät daher davon ab, die Smhaggle-App zu nutzen. Einzelheiten dazu, wie er seinen Standpunkt begründet, erfährst du in dem Video aus unserer Reihe „DER WESTEN klärt auf“. Es ist hier im Artikel eingebaut.
Smhaggle weist Cashback-Vorwürfe zurück
Doch wie steht Smhaggle zu den Vorwürfen? Betreiber der App ist die „my-valueshopping Germany GmbH“ – diese haben wir um Stellungnahme gebeten. Geantwortet hat Geschäftsführer Sven Reuter. Bewertungsportalen spricht er zunächst einmal die Ausgewogenheit ab. Bei Trustpilot zum Beispiel hat Smhaggle aktuell 1,1 von 5 möglichen Sternen, fast täglich veröffentlichen Nutzer kritische Kommentare. „Es liegt leider in der Natur der Sache, dass eher reklamiert als gelobt wird“, meint Reuter dazu. „Es wird leider immer Unzufriedene geben, egal wie wir uns anstrengen, alle zufriedenzustellen.“
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Aus Sicht der Smhaggle-Nutzer wahrscheinlich noch viel wichtiger: Wie kann es sein, dass Kunden von Supermärkten wie Rewe, Kaufland & Co. regelmäßig Kassenbons hochladen, aber das Guthaben erst nach Monaten erhalten – oder auch gar nicht, wie einige berichten? Sven Reuter erklärt dazu, man filtere mit einem „Fraud-Detection-System“ Nutzer heraus, die Smhaggle missbrauchen, um sich „unrechtmäßig einen Vorteil zu verschaffen“. Doch in bis zu 10 Prozent der Fälle würden Nutzer irrtümlich aussortiert, so Reuter. Diese müssten dann manuell recherchiert und bearbeitet werden, was zu Verzögerungen führen könne. Man bemühe sich, die Bearbeitungszeit zu verkürzen.
Allerdings: Die Probleme bestehen schon seit weit mehr als einem Jahr, wie man am Zeitpunkt der kritischen Kommentare ablesen kann. Und sie sind offenkundig bis heute nicht gelöst.
700 bis 1.000 Reklamationen im Monat
Allgemein bemüht sich Geschäftsführer Sven Reuter, den Vorwürfen mit Zahlen entgegenzutreten – und zugleich die Kunden von Rewe, Kaufland zum Weitermachen zu motivieren. So verzeichne die Smhaggle-App nach eigenen Angaben in der Regel zwischen 250 und 1.000 Neuanmeldungen pro Tag, jedoch nur 5 bis 15 Abmeldungen. Man habe pro Monat mehrere Hunderttausend Nutzer, aber lediglich, so Reuter, „im Durchschnitt zwei bis drei Dutzend Reklamationen pro Tag“. Das klingt im ersten Moment nach wenig, sind aber letztlich doch etwa 700 bis 1000 Reklamationen im Monat.
Auf Bewertungsportalen berichten einige Kunden, dass sie nach einer Reklamation zwar keine Antwort vom Support erhalten haben, aber plötzlich das Guthaben erstattet wurde. Letztlich muss aber jeder Kunde selbst entscheiden, ob er die Smhaggle-App für Preisvergleiche nutzt und seine Kassenbons von Rewe, Kaufland & Co. hochlädt – auch auf die Gefahr hin, lange auf das Cashback zu warten.
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Ron Perduss (mehr als 325.000 Follower auf Social Media) zählt zu den gefragtesten Experten für Finanz- und Verbraucherthemen in Deutschland. In unserer Video-Reihe „DER WESTEN klärt auf“ verrät dir der ausgebildete Bankkaufmann und mehrfach ausgezeichnete Journalist, wie du Geld sparst, zu deinem Recht kommst, deine Gesundheit schützt oder üblen Tricks und Täuschungen aus dem Weg gehst. Ob beim Online-Shopping, auf dem Kreuzfahrt-Schiff, im Urlaubshotel oder eben auch bei Rewe, Kaufland & Co.