Deutschlands Bildungssystem steckt in einer Krise und das ist längst kein Geheimnis mehr. Doch was am Donnerstagabend (26. Juni) bei Markus Lanz zur Sprache kam, lässt endgültig aufhorchen: Lehrkräfte überfordert, Kinder ohne Grundwortschatz, schwindende Empathie und ein Experte, bei dem die Alarmglocken schrillen.
Zu Gast war unter anderem Grundschullehrerin Katja Giesler. Und was sie erzählte, klang nach einem täglichen Überlebenskampf im Klassenzimmer. „Ich kann nicht mehr die gleichen Bücher lesen wie vor zehn, 15 Jahren“, sagt sie. Die einfachsten Begriffe müssten heute erklärt werden.
Auch Markus Lanz konnte seine Fassung kaum wahren: „Woran liegt das?“
Markus Lanz: Ministerin spricht von „großen Baustellen“
Gieslers Antwort kommt ohne Umschweife: „Das liegt mit Sicherheit daran, dass wir viele sprachliche Probleme haben – aufgrund von Migration.“ Und sie ergänzt: Auch die ständige Nutzung von Handys spiele eine immer größere Rolle.
Die neue Bundesbildungsministerin Karin Prien gibt sich bei Lanz ungewohnt ehrlich. Sie spricht von „großen Baustellen“ im Bildungssystem und macht zwei Hauptgründe aus: Migration und ein zunehmend „verändertes Erziehungsverhalten der Eltern.“ Die Kinder seien schlicht nicht mehr vergleichbar mit denen von früher. Ihre Einschätzung: „Wir haben Defizite und die kommen insbesondere daher, dass die Schülerinnen und Schüler immer unterschiedlicher sind.“
Experte beobachtet beunruhigende Trends
Integrationsexperte Ahmad Mansour schlägt angesichts dieser Entwicklungen Alarm. Seine Warnung ist eindeutig: „Dramatisches kommt auf uns zu.“ Er beobachte zwei beunruhigende Trends, vor allem bei Jugendlichen: „Die Kinderkriminalität nimmt zu, weil die Empathie abnimmt.“
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Was Elternhäuser und Gesellschaft versäumen, könne die Schule nicht mehr auffangen. „Wenn wir nicht anfangen, Empathie-Entwicklung zum Hauptthema zu machen, dann ist es zu spät.“ Doch Mansour geht noch weiter: Er fordert klare politische Maßnahmen gegen soziale Isolation.
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„Es darf keine Parallelgesellschaften geben“, so der Integrationsexperte. Seine Forderung: Gezielte Durchmischung an Schulen und notfalls auch Umsiedlung. „Wenn über 40 Prozent Menschen aus dem gleichen Milieu, vor allem schwächeren Milieus, an einer Schule sind, dann kippen Stimmung und Leistung. Das dürfen wir nicht akzeptieren.“