„Dass Klaus Peters ein Gewaltopfer ist, daran besteht kein Zweifel. Der Schürhaken steckt noch immer tief in seinem Schädel. Die helle Bettwäsche ist durchtränkt von Blut.“ Es ist eine erschreckende Szenerie, die der Autor der Sätze, sein Name lautet Ben Westphal, hier erschafft. Eine typische Krimi-Atmosphäre, glücklicherweise weit entfernt von dem Leben, das die meisten von uns Tag für Tag führen. Für Ben Westphal aus Hamburg jedoch ist diese Szenerie gar nicht so weit entfernt. Ben ist aktiver Polizist. Und Krimi-Schreiber.
Eine auf den ersten Blick seltsame Kombi. Ist es doch schwer vorstellbar, dass nach einer langen Schicht im Dienste des Hamburger Rauschgiftdezernats Zeit dafür bleibt, das Erlebte auch noch in mehrere Hundert Seiten fassende Bücher zu gießen. Doch für Ben, übrigens ein Pseudonym, sein echter Name soll aus nachvollziehbaren Gründen nicht in der breiten Öffentlichkeit kursieren, ist das Freude und Entspannung zugleich.
Ben Westphal – ein Polizist und Krimi-Autor
Dabei begann seine Schriftsteller-Karriere, mittlerweile sind schon fünf Bücher erschienen, mit einem Zufall. „Ich hatte nie den Drang danach, Bücher zu schreiben“, berichtet uns Ben, der seit 20 Jahren im Rauschgiftdezernat arbeitet. 2019 jedoch stand die Pensionierung eines beliebten Kollegen an. Und so schnappte sich Westphal Stift und Papier und schrieb seinen ersten, eigenen Roman.
„Ich war bei uns schon immer für die besonderen Abschiedsgeschenke zuständig“, erzählt uns Ben. Und so war es für ihn nur logisch, dass er seinen Kollegen, der an Heiligabend stets für alle den Weihnachtsmann spielte, nicht mit einem einfachen Blumenstrauß in den Ruhestand schicken konnte.

Der Kollege habe sich mit seiner Pensionierung eh ein wenig schwergetan und so handelte Bens erstes Buch von einem pensionierten Beamten, der am Tag seiner Abschiedsfeier in die Ermittlungen der alten Kollegen herein stolperte. Ein Beststeller war das damals jedoch logischerweise noch nicht. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Bei seinen Kollegen nämlich kam Bens Geschichte bestens an.
Krimi verbreitet sich im Kollegenkreis
Und verbreitete sich rasend im Kollegenkreis. Die Nachfrage war gar so groß, dass er sein Buch online veröffentlichte. „Ich war eigentlich nur faul, habe mir da gar keinen Kopf drum gemacht, und dachte, das gerät schnell in Vergessenheit.“ Doch Pustekuchen. Im ersten Monat verkaufte sich der Krimi mit dem Titel „Ich war Bulle“ über einhundertmal.
Die Krimi-Lust, sie hatte Ben gepackt. Noch während sich sein erster Roman verkaufte, wie warme Semmeln, schrieb er an seinem Zweiten. Dieses Mal ein Buch mit deutlich traurigerem Hintergrund. Wieder schrieb Westphal für einen Kollegen. Dieser jedoch war nicht auf dem Weg in die Pension, sondern war schwer an Lungenkrebs erkrankt. Also entstand „Bulle bleibt Bulle“.
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„Er kam auch wieder in den Dienst zurück, ist genesen. Ich sage jetzt aber nicht, dass es an meinem Buch lag“, lacht Ben. Und so reifte in ihm der Gedanke, das Ganze doch etwas professioneller anzugehen.
Und jetzt ein Film?
Die Verlage jedoch rissen sich nicht um die spannenden Hamburg-Krimis. Erst ein Buchhändler aus Harburg gab ihm eine Chance. Sechs Exemplare brachte Ben in die Buchhandlung. Lange blieben sie dort jedoch nicht. Schon drei Tage später war alles verkauft. Und so nahm das Krimi-Märchen seinen Lauf.
Mittlerweile verlegt Ben seine Bücher im Emons Verlag. Da wäre der nächste logische Schritt doch die Verfilmung, oder Ben? „Tatsächlich hatte ich schon mehrfach Kontakt zu Filmproduzenten. Das wäre natürlich ein Traum“, so Westphal. Ausgeschlossen ist ein TV-Krimi also nicht. „Die Filmbranche ist da schon recht schwierig. Man muss das Glück haben, zur rechten Zeit, am rechten Ort zu sein.“ Na, dann drücken wir doch mal beide Daumen!