Die Satirepartei Die Partei kommt nicht zur Ruhe!
Nach den Rassismusvorwürfen gegen Die Partei-Parteichef Martin Sonneborn geht einem Europa-Abgeordneten die Hutschnur hoch. Jetzt zieht er mit drastischen Worten seine Konsequenzen.
„Die Partei“: Wichtiges Mitglied verlässt Satirepartei
Es handelt sich um den Europa-Abgeordneten Nico Semsrott (34). Er hat seinen Austritt verkündet. Der Grund des 34-jährigen Satirikers aus Hamburg: der Umgang Sonneborns mit Rassismusvorwürfen.
„Ich finde seine Reaktion auf die Kritik falsch und inakzeptabel. Das ging mir in der Vergangenheit schon in anderen Fällen so“, verkündet Semsrott auf seiner Website. Hintergrund ist unter anderem ein mittlerweile gelöschter Tweet Sonneborns.
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Das ist Nico Semsrott:
- 1986 in Hamburg geboren
- Seit 2007 Auftritte als Satiriker und „Demotivationstrainer“
- 2019 trat er für „Die Partei“ bei der Europawahl an
- Nach der Wahl trat er der Grünen-Fraktion im Parlament bei
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Dieser Tweet regte Semsrott auf
Dort war der Partei-Chef mit einem T-Shirt zu sehen, dessen Schriftzug suggeriert, Asiaten könnten kein R aussprechen. Etliche Nutzer gaben an, sich rassistisch beleidigt zu fühlen. Sonneborn legte mit einem weiteren Tweet nach, der ein Cover der Satire-Zeitschrift „Titanic“ zeigt, deren Chefredakteur er früher war.
Dazu schrieb er: „So, und jetzt bitte schön diskutieren, was Satire darf und soll, die Grenzen bitte nicht vergessen. Merke: der erste Zugriff („Wah! Rassismus!“) ist oft nicht der beste.“
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Schwere Vorwürfe gegen den Parteichef
Eine Reaktion, die bei Semsrott Zweifel auslöste. Er wirft dem Parteichef „ignoranten Umgang mit Feedback“ vor. „Wenn sich Menschen von seinen Postings rassistisch angegriffen fühlen, muss er nicht viel tun. Es reichen Mitgefühl und der Respekt vor den Betroffenen, um das eigene Verhalten zu korrigieren.“
Nicht der einzige Vorwurf von Semsrott gegen den Parteichef. Sonneborn gebe zudem Kritik keinen Raum, blende den gesellschaftlichen Kontext aus und nutze „beleidigt seine Machtposition aus […], sobald Betroffene sich gegen Beleidigungen wehren“.
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Sein Schwerpunkt liege darauf, dass „andere nur zu doof seien, seine Kunst zu verstehen“. Er habe Sonneborn vor einigen Tagen gebeten, sich zu entschuldigen, schrieb Semsrott. „Er hat es nicht gemacht. Das ist also kein Versehen, er will das eindeutig so.“ Deswegen nun der drastische Schritt. „Weil 'Die Partei' in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem das Projekt von Martin Sonneborn ist, und ich dafür nicht weiter mein Gesicht hergeben will, habe ich eben mein Austrittsschreiben verschickt.“
Semsrott wurde 2019 auf der Liste von Die Partei ins Europaparlament gewählt. Anders als Sonneborn, der als fraktionsloser Abgeordneter im EU-Parlament sitzt, hat er sich der Grünen-Fraktion angeschlossen. (vh mit dpa)