Veröffentlicht inErfurt

Erster verpackungsfreier Laden in Erfurt eröffnet

Erster verpackungsfreier Laden in Erfurt eröffnet

Lose Lebensmittel_Louise genießt
Abfüllen, abwiegen, mitnehmen: Bei "Louise genießt" ist verpackungssparendes und mengenunabhängiges Einkaufen möglich. Foto: Ulrike Fröbel

In Berlin, Leipzig und Dresden gibt es sie schon: Läden, in denen Lebensmittel ohne Plastik- oder sonstige Verpackungen angeboten werden. Am heutigen Mittwoch bekommt nun auch Erfurt mit „Louise genießt“ in der Paulstraße seinen ersten Unverpackt-Laden. Über das Sortiment und die Schwierigkeiten auf dem Weg zur Eröffnung hat Thüringen24 mit Gründerin Claudia Schmeißer gesprochen.

Mathilda, Klara, Paulinchen – weibliche Vornamen sind unter den Erfurter Lokalen und Geschäften gut vertreten. Am 1. Juni kommt Louise dazu, denn dann eröffnet der erste weitgehend verpackungsfreie Laden in der Landeshauptstadt. Sogar der erste in ganz Thüringen, wie „Louise genießt“- Gründerin Claudia Schmeißer nicht ohne Stolz betont. Dass das Geschäft nicht ihren eigenen Namen trägt, erklärt sie so: „Louise ist einerseits ein zeitloser Name, der aber andererseits gut in die Zeit passt, in der das Einkaufen noch mehr so war, wie es sein sollte.“

Mit dem Konzept ihres Ladens will Claudia Schmeißer zurück zu einem wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln und weg von den Mengen an Verpackungsmüll, die sich nach einem Einkauf im Supermarkt ansammeln. Wer bei „Louise genießt“ einkaufen will, bringt deshalb am besten seine Verpackungen selbst mit und füllt Haferflocken, Popcorn-Mais, Nudeln oder Trockenfrüchte direkt in der benötigten Menge aus Spendern ab. Auch Shampoo, Seife und Waschmittel können selbst gezapft werden. Wer spontan vorbei kommt, kann Gläser oder Papiertüten auch vor Ort kaufen. Bei einigen Produkten, wie etwa Milch und Milchprodukten, sind die bürokratischen und organisatorischen Hürden für den losen Verkauf im Moment noch zu hoch. In solchen Fällen weicht Claudia Schmeißer auf verschlossene Gläser aus – Hauptsache keine Plastikverpackung.

Große Hürden, aber viel Unterstützung

Der Weg zur Eröffnung ihres Ladens war für Claudia Schmeißer alles andere als kurz. So klappte der erste Versuch der Finanzierung über eine Crowdfunding-Plattform nicht. „Wir haben die Leute mit unserer Idee wahrscheinlich überrannt“, schaut Claudia Schmeißer zurück auf den Anfang vor über einem Jahr. Neben finanziellen Schwierigkeiten kam als weitere Hürde hinzu, dass zwei ihrer Mitstreiter aus dem ursprünglich dreiköpfigen Gründungsteam ausstiegen. „Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob ich das alleine stemmen kann oder ob ich nicht doch meine Zeit verschwende. Aber ich habe mich entschlossen, weiter zu machen“, erklärt sie. Und ab Herbst 2015 kamen die Dinge dann mehr und mehr ins Rollen. Zusammen mit einem Unternehmensberater startete sie eine zweite, diesmal erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne und immer mehr Interessierte verfolgten „Louises“ Schritte über Facebook.

Nicht nur virtuell, sondern auch real hat Claudia Schmeißer viele Unterstützer, die ihr zum Beispiel am Eröffnungstag freiwillig aushelfen. „Kunden helfen Kunden sozusagen“, freut sie sich und erzählt weiter: „Das ist genau das, was ich wollte. Dass man sich mehr gegenseitig unterstützt, dass man sich besser kennt und ich auch weiß, wer meine Kunden sind. Und dass die Kunden mehr miteinander reden als das im Supermarkt üblich ist.“