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Nach 63 Jahren: Thüringen erinnert erstmals an den Volksaufstand

Nach 63 Jahren: Thüringen erinnert erstmals an den Volksaufstand

Gedenken an den 17. Juni 1953 in Erfurt
Zeitzeugen und Politiker haben am Freitag (17.06.2016) an der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt mit einer Schweigeminute der Opfer des SED-Unrechtsstaates gedacht. Foto: dpa

In Thüringen ist der 17. Juni erstmals als Gedenktag begangen worden. Landesweit wurde mit Veranstaltungen an den DDR-Volksaufstand vor 63 Jahren erinnert. Landtagspräsident Christian Carius sagte laut Redemanuskript am Freitag in Mühlhausen, der 17. Juni 1953 sei „der wichtigste, aber leider erfolglos gebliebene Versuch der Deutschen in der DDR, das SED-Regime zu stürzen“. Der Jahrestag sei das angemessene, das richtige Datum für das historische Erinnern und Gedenken.

Zugleich warnte Carius davor, den 1990 untergegangenen Staat zu verklären. „Nicht selten finden sich heute Verharmlosung für das, was in der DDR passierte. Dies war und ist nicht akzeptabel.“ Jegliche Form von nostalgischer Verklärung sei unangebracht und gefährlich.

17. Juni als Gedenktag: „Viel zu lange gedauert“

Kulturstaatssekretärin Babette Winter gab bei einer Gedenkstunde in der Erfurter Gedenkstätte Andreasstraße zu bedenken: „Wenn wir von Unrecht in der DDR sprechen, vom diktatorischen Machtapparat, so ist das nicht gleichbedeutend, dass die gelebten Leben in der DDR Unrecht waren.“ Nur wenn dies nicht gleichgesetzt werde, sei der so dringend notwendige Dialog in der Gesellschaft möglich.

Der Landtag hatte den 17. Juni vor wenigen Wochen zum Gedenktag erklärt. Carius sagte, dieser Weg habe „viel zu lange gedauert“.