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Lutherpreis: Wo sind die Erfurter mit Zivilcourage?

Lutherpreis: Wo sind die Erfurter mit Zivilcourage?

Denkmal Martin Luthers in Möhra.
Das Denkmal Martin Luthers in Möhra. Foto: dpa

Unerschrocken auftreten und einen gesellschaftlich bedeutsamen Standpunkt auch gegen Widerstände vertreten – darum geht es bei dem Preis „Das unerschrockene Wort“. Dieser wird von den 15 Luther-Städten in Deutschland, zu denen auch Erfurt gehört, vergeben. Aktuell sucht die Stadt noch dringend nach Vorschlägen, die ins Rennen für die nächste Auflage des Preises geschickt werden können.

Denn bisher sei im Rathaus nur ein möglicher Teilnehmer eingereicht worden, so Wolfgang Zweigler, der den Lutherpreis für Erfurt betreut. Damit sieht aktuell die Chance der Thüringer Landeshauptstadt, ihre Bilanz zu verbessern, eher schlecht aus. Denn bisher konnte sich laut Zweigler in der Historie des Wettbewerbs kein Erfurter Vorschlag durchsetzen. Der Lutherpreis „Das unerschrockene Wort“ wird alle zwei Jahre vergeben. Jedes Mal ist dabei eine andere Lutherstadt Gastgeber. Erfurt war es im Jahr 2001, jetzt ist es Torgau.

„Ossi“ Martin Luther als Vorbild

1996, anlässlich des 475. Jahrestags des Reichstags zu Worms, wurde der mit 10.000 Euro dotierte Preis der Lutherstädte ins Leben gerufen. Bei der von Karl V. einberufenen Zusammenkunft im Jahr 1521 weigerte sich Luther, seine Ansichten zu widerrufen, und wurde daraufhin geächtet. Auch deshalb ist Luther als Pate für einen Preis für Zivilcourage gut geeignet, wie Wolfgang Zweigler erklärt: „Luther erschien damals als guter Repräsentant für das noch nicht lange wiedervereinte Deutschland. Denn er wurde zwar als Ossi geboren, hat aber in ganz Deutschland gewirkt.“

Diskussionsanstoß über die Unfehlbarkeit des Papstes, systemkritische Lieder in der DDR oder der Einsatz gegen Rechtsextremismus – die bisherigen Preisträger haben auf unterschiedliche Weise Mut bewiesen und sich so die Auszeichnung „Das unerschrockene Wort“ verdient. Bleibt die Frage, warum es aus Erfurt in diesem Jahr noch keine Vorschläge gab. Neben praktischen Gründen, wie etwa der zurückliegenden Sommerferien, hat Wolfang Zweigler noch eine andere Vermutung: „Man muss zugleich mutig, aber auch ein bisschen Mainstream sein. Das macht die Sache nicht leichter.“