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Heymkinder: Kreativ-Netzwerk für faire Bio-Mode

Heymkinder: Kreativ-Netzwerk für faire Bio-Mode

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Mit über 100 Künstlern erschafft Christian Heym seine Modekunst. Foto: Christian Heym

Gerade noch in New York, heute wieder in der Heimat: Der Erfurter Christian Heym schafft mit Künstlern seines Kreativ-Netzwerkes außergewöhnliche Mode: Bio, Fair und Vegan.

Der Times Square ist die begehrteste Werbeplattform der Welt. An diesem Tag soll die Anzeigetafel aber weder ein einzelnes Produkt ankurbeln, noch irgendwelche Geldbeutel bereichern. Sie macht auf das Kunstprojekt von Christian Heym aufmerksam: „Heymkinder“.

Auf der Reklametafel flimmert das Thüringer Freizeitmodel Simone Gutsche über die Leinwand. Sie trägt ein gelbes T-Shirt mit einem Monster darauf. Es weint, sein Regenschirm ist kaputt und über ihm bricht eine Wolke. Das Motiv stammt von Alma aus Jena. Sie gehört, wie inzwischen hundert andere Künstler zu den Heymkindern, ein Kreativ-Netzwerk, dass Christian Heym geschaffen hat und weiter ausbauen will.

Kunst gegen den Mainstream

Heym gestaltet und produziert Bio-Mode, fair und vegan. Die Palette bietet Beutel, Tanktops, T-Shirts für Mann, Frau und Kind. Die Motive stammen von Tätowierern aus Ungarn, jugendlichen Hobbyzeichnerinnen oder auch von Freelancern von Hugo Boss. Christian Heym hat bereits über 100 Künstler für sein Projekt gewonnen und sucht weiter. „Wer mitwirken will, kann mich einfach anschreiben. Ich schaue, ob es passt“, motiviert der 38-Jährige.

Ein ausgebildeter Designer ist Christian Heym nicht. Er fotografiert seit 21 Jahren. Heute arbeitet er Vollzeit als Personalleiter, seiner künstlerischen Leidenschaft geht er in seiner Freizeit nach. Dadurch bewahrt er sich seine Freiheit, denn „Heymkinder“ ist ein Non-Profit-Unternehmen, die Einnahmen nur sehr gering. Die Mode entwerfen die Künstler ausschließlich der Kunst wegen und meist entgegen des Mainstreams. Der Vorteil für die noch unbekannten Designer: Christian übernimmt den kompletten Verkauf, Produktion und Kosten.

„Ein Kunstwerk schön finden ist was anderes, als Fashion zu machen“

„Mir gefallen skurrile Dinge mehr als das Schönheitsideal der Masse“. Heym fotografiert auf seinen Reisen das, was er an einem Ort wahrnimmt, von der mürben Türklinke in Prag über verfallene Architektur bis hin zu morbiden Friedhöfen auf einer Sonneninsel. Seine Bilder sind immer etwas anders.„Solche Bilder passen nicht in Hochglanzgalerien“, sagt Heym. Solchen unbekannten Künstlern bietet er mit seinem Projekt, die Chance, ihre Werke auf seiner Mode auszustellen.

Vor vier Jahren bekam Christian die Gelegenheit zu einer offiziellen Ausstellung. Mit vielen anderen Künstlern präsentierte er seine Arbeiten in den leerstehenden Räumen der Defensionskaserne auf der Erfurter Zitadelle. .“ Insgesamt 68 Reisefotografien und fünf Aktmotive.

Mensch und Kunst verbinden

Der Erfurter möchte seine Werke aber nicht erklären müssen, sie sollen einfach gefallen oder eben nicht. Er wollte eine Plattform schaffen, wo die Leute sich nicht gezwungen fühlen, teuren Eintritt zu zahlen um in altehrwürdigen Gebäuden Kunst zu entdecken. Er will Berührungsängste abschaffen und Kunst dort platzieren, wo die Leute schon sind. „Sie schauen eher nach Klamotten im Internet als nach einem Wandbild.“, meint der Heym.

Er testete viele Stoffe. „Begriffe wie Bio kannte ich zwar, aber was vegane Mode ist, konnte ich mir nicht vorstellen.“

Nicht nur Bio – sondern auch Fair

Bei seiner Recherche lernte er, dass Logos wie Bio oder Fair Trade einzeln überhaupt nichts aussagen. „Reine Baumwolle ohne Fair Trade kommt aus Usbekistan. Da steht ein Siebenjähriger auf dem Feld und erntet“, erklärt der Fotograf. „Es müssen verschiedene Labels greifen, damit das biologisch und fair funktioniert.“

Deswegen sind die Produkte von „Heymkinder“ zu „100 Prozent aus Biostoffen wie Baumwolle oder Eukalyptus – alles ist klimaneutral hergestellt“, erklärt er. „Die türkischen und indischen Fabrikarbeiter werden nach Tarif bezahlt, es gibt keine Kinderarbeit und es wird nicht mehr als 40 Stunden die Woche produziert.“

Bildergalerie: Künstler und bekannte Heymkinder:

Nicht nur Fair- sondern auch selten

Damit ist er nicht alleine, weiß der Erfurter. „Das was Heymkinder besonders macht ist, dass wir nur Kleinkunstauflagen produzieren.“ Es gibt nur 50 Stück pro Motiv. „Ich hatte für meine erste Auflage wahrscheinlich nur so viel Geld, heute ziehen wir das durch.“ Ein Exemplar gebührt dem Künstler, eines Christian Heym selbst.

Bei Prominenten ist die „Heymkinder“-Mode inzwischen gut gefragt. Kurt Krömer trug sein Shirt sogar auf einem Live-Auftritt, der Olympionike Tino Edelmann gehört auch zu den Fans. Mit Nacktmodell Betty Ballhaus entwirft Heym gerade eine Kollektion, Martin Kesici will mit Christian ein Motiv gestalten. Bekannte Gesichter aus Thüringen, wie Maria von Capeau Claque und Mark von Boogie Pimps tragen mit Stolz den Namen „Heymkind“.

Mehr Infos gibt es auf www.heymkinder.de.