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(K)eine Entschuldigung? SMS von Moschee-Gegner sorgt für Wirbel

(K)eine Entschuldigung? SMS von Moschee-Gegner sorgt für Wirbel

Marbach Ortsschild
Das Ortsschild von Erfurt-Marbach. Foto: Jan-Henrik Wiebe
  • SMS zwischen Patrick Aue und Mohammad Suleman Malik erhitzt Gemüter
  • Kritik an Moschee in Erfurt-Marbach auch nach abgelehnter Petition

War es eine Entschuldigung oder nicht? Diese Frage sorgte nach dem Aus der Petition gegen die Moschee in Erfurt-Marbach besonders in den sozialen Netzwerken für Aufregung und teils wütende Kommentare. Der Sprecher der Ahmadiyya-Gemeinde, Mohammad Suleman Malik, berichtete davon, dass der Initiator der Unterschriftensammlung sich per Kurznachricht bei ihm entschuldigt habe. Patrick Aue – der Mann, der die Petition gestartet hatte – bestätigt mittlerweile: „Es gab unregelmäßig Kontakt per SMS.“ Um eine Entschuldigung habe es sich dabei aber nicht gehandelt.

Als Entschuldigung verstanden, aber nicht so gemeint?

In einer der Nachrichten, die Thüringen24 vorliegen, heißt es wörtlich: „Ich gebe auf. Sie waren ein sehr ehrenvoller und sehr kluger Gegner. Respekt. Danke. Vielleicht ist zwischen uns Frieden möglich.“ Ob es sich dabei um eine Entschuldigung handelt, liegt wohl letztlich im Auge des Betrachters. Für Malik war es nach Monaten der Anfeindung durch Moschee-Gegner offenbar eine wohltuende Botschaft, die er als Entschuldigung empfand. Aue wiederum wollte den Zwist zwischen beiden abschließen, sieht aber bis heute keinen Grund, sich für die Petition zu rechtfertigen. Eine Entschuldigung gab es in seinen Augen also nicht. Zur ohnehin vorhandenen kulturellen und politischen Barriere der beiden kam hier wohl letztlich noch die der schriftlichen Kommunikation hinzu.

Moschee in Erfurt-Marbach – Pläne aus dem Bauantrag:

Wut oder Drohung?

Welche Botschaften in den Monaten vorher per Nachricht versendet wurden, lässt sich nicht zweifelsfrei nachvollziehen. Malik spricht davon, dass es auch Drohungen gegeben habe. Aue wiederum weist das zurück: „Der Unterton der SMS war sicherlich sehr angespannt und wütend. Jedoch habe ich niemanden bedroht.“ Der 37-Jährige bot an, die Nachrichten im Zweifel strafrechtlich überprüfen zu lassen.

Facebook-Hetze gegen Erfurter Ahmadiyya

Unabhängig von ihrer persönlichen Beziehung teilen der Moschee-Kritiker und der Muslim aber ein ähnliches Schicksal. Beide haben nach eigenen Angaben mit erheblichen verbalen Angriffen zu kämpfen. Seit die Ahmadiyya ihre Pläne für den Bau in Marbach vorgestellt hat, schlägt ihr nicht nur Kritik entgegen, sondern mitunter auch der blanke Hass. Einige Facebook-Kommentare dürften den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Und nicht nur im Internet sind die Gegner aktiv. So missbrauchten beispielsweise neurechte Gruppen für ihren Anti-Moschee-Protest christliche Symbole.

Anfeindungen auch gegen Aue

Auch Aue hat nach eigenem Bekunden anonyme Drohbriefe und -anrufe erhalten und sah sich Anfeindungen im Internet ausgesetzt. Das habe „Spuren hinterlassen“, berichtet der 37-Jährige. Der Unternehmer sieht die sozialen Netzwerke aber durchaus als Ort für inhaltliche Auseinandersetzungen: „Beide Seiten sollten jedoch darauf achten, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden.“

Holzkreuz als Protest gegen Moschee in Marbach aufgebaut:

Moschee-Kritik auch nach dem Aus der Petition

Auch wenn Patrick Aue in einer weiteren SMS an Mohammad Suleman Malik schreibt, dass er nichts weiter gegen die geplante Moschee unternehmen wird, hält er grundsätzlich an seiner Kritik fest. Für ihn sind die Fragen nach einer möglichen Lärmbelästigung und die Parkplatzsituation an dem Standort nicht zufriedenstellend gelöst. Und dann gebe es da noch die „Bedarfsfrage, da immerhin keine Angehörigen der Ahmadiyya-Gemeinde in Erfurt-Marbach wohnen“, so Aue. Auch mit der Glaubensgemeinschaft selbst hat der frühere Unterschriftensammler so seine Probleme: Die Stellung der Frau und der Umgang mit Homosexuellen bei der Ahmadiyya seien kritisch zu betrachten.

Runder Tisch vor Moscheebau in Erfurt

Nach Aues Ansicht ist das in Erfurt zu wenig geschehen, die Ängste der Bürger seien nicht ausreichend gehört worden. „Dies wäre mit einem Runden Tisch möglich gewesen, welchen die Petition gesetzlich erreichen wollte.“ Der zuständige Ausschuss im Landtag hatte den Antrag mit der Begründung abgelehnt, dass nicht Thüringen, sondern der Bund zuständig ist. „Ich bin mit der Entscheidung nicht zufrieden, respektiere diese aber“, sagt der Marbacher.

Aue würde es wieder tun

Im Rückblick würde Patrick Aue die Petition wieder einreichen. Mit den Anfeindungen müsse man wohl leider leben, „wenn man sich in die Öffentlichkeit begibt“, sagt der 37-Jährige. Aber eine Petition sei ein demokratisches Instrument. „Ich würde mir wünschen, dass zukünftig mehr Menschen von diesem Mittel Gebrauch machen.“