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Neue Moschee: Metalldetektoren und Großaufgebot – Populist schreit bis ins Festzelt

Neue Moschee: Metalldetektoren und Großaufgebot – Populist schreit bis ins Festzelt

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Bei der Grundsteinlegung der Moschee in Erfurt am Dienstag (13.11.2018) waren am Einlass zum Gelände in Marbach Metalldetektoren aufgestellt.
  • Grundstein für Moschee in Erfurt gelegt
  • Großaufgebot der Polizei und Metalldetektoren am Einlass
  • Rechtspopulist schreit bis zum Festzelt

Ein neues Gotteshaus wird errichtet – und in einem Land, in dem die Religionsfreiheit gilt, sind dafür massive Sicherheitsvorkehrungen nötig. Die Grundsteinlegung für die neue Moschee in Erfurt am Dienstag war ein Sinnbild für den Graben, der derzeit durch die Gesellschaft läuft.

Fotos der Grundsteinlegung der Moschee in Erfurt-Marbach:

Polizei und Metalldetektoren bei Moschee-Auftakt in Erfurt

Ein Großaufgebot der Polizei in Marbach, Streifenwagen an jeder Ecke, Zutritt nur für geladene Gäste, Security-Mitarbeiter und Metalldetektoren am Eingang: Die Lage an der St.-Christophorus-Straße im Nordwesten Erfurts war angespannt – wenn auch insgesamt friedlich.

Demos für und gegen die Moschee

Am Eingang zum Moschee-Gelände hatten sich Befürworter versammelt, sie sprachen sich gegen Hass und Neonazis, stattdessen für Toleranz und Religionsfreiheit aus. In Sichtweite errichteten Gegner des muslimischen Gotteshauses einen Stand mit zahlreichen Plakaten.

„Lügenpresse“-Rufe in Marbach

Dort sprach auch Rechtspopulist Michael Stürzenberger. Er warnte seine Zuhörer vor dem Islam. Es handele sich dabei um eine gewalttätige und faschistische Ideologie, sagte er. Garniert wurde die lange Rede mit „Lügenpresse“-Chören.

Umfrage zur Moschee in Erfurt:

Ahmadiyya versteht Moschee als „Kampfplatz“

Lautsprecher-Boxen trugen die Aussagen – und vielfach laute Rufe – Stürzenbergers auch bis in das Festzelt, in dem Ahmadiyya-Mitglieder und Politiker sowie Vertreter aus der Zivilgesellschaft und anderer Religionen den Baubeginn begrüßten. Der Bundesvorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagishauser, sprach davon, dass die Moschee ein „Kampfplatz“ sein solle. Anders als den Gegnern des Islam und des Neubaus in Erfurt gehe es den Muslimen hier nicht etwa um einen Kampf der Kulturen. Die Moschee sei stattdessen „ein Kampfplatz für das Ringen mit unserem inneren Schweinhund“. (Hier erfahrt ihr mehr dazu)

„Moschee zu bauen ist wie Atomkraftwerk zu bauen“

Wagishauser ging außerdem auf den Standort in Marbach ein: „Eine Moschee zu bauen, ist wie ein Atomkraftwerk zu bauen.“ Angesichts diverser Regularien könne die Religionsgemeinschaft sich das Gelände nicht immer aussuchen. „Wir müssen nehmen, was wir bekommen können.“ Der Bau der Moschee soll etwa zehn bis elf Monate dauern, wäre demnach im September oder Oktober 2019 abgeschlossen.

Politik warnt vor Ausgrenzung und Antisemitismus

Zu den Rednern zählten auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) und die Grünen-Landtagsabgeordnete Astrid Rothe-Beinlich, die selbst in Marbach wohnt. Sie zeigten sich erfreut über den Neubau. Gleichzeitig zogen sie Parallelen zur Verfolgung der Juden im Dritten Reich und warnten vor einer erneuten Ausgrenzung Andersdenkender in Deutschland.

Erfurt-OB Bausewein für Freiheit

Die Reichspogromnacht solle eine Lehre sein, wohin Rassenhass und Intoleranz führe, warnte etwa Bausewein. Und er fügte an: „Solange ich OB dieser Stadt bin, werden ich für die Freiheit kämpfen.“