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Erfurt: Besonderer Lebensmittelladen bekommt Post – und versteht die Welt nicht mehr

Erfurt: Besonderer Lebensmittelladen bekommt Post – und versteht die Welt nicht mehr

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© Privat

Das ist Thüringens Landeshauptstadt Erfurt

Erfurt ist die Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Sie ist mit 214.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundeslandes. Erfurt wurde im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums im Jahr 742 erstmals urkundlich erwähnt.

Erfurt. 

Die Welt, Deutschland, Erfurt – alles einfach ein kleines bisschen besser machen. Mit einer simplen Idee ging der Verein „Fairly Fair“ vor einigen Jahren in der Landeshauptstadt an den Start. Daraus entstanden sind zwei Läden, die sich ganz der Lebensmittelrettung und Müllvermeidung verschrieben haben.

Mitte letzter Woche kam dann der Schock. Im Briefkasten fand der Verein aus Erfurt Unheil verheißende Post.

Erfurt: Schock-Post für Lebensmittelladen

Ratlosigkeit – das war im ersten Moment das beherrschende Gefühl, erzählt der „Fairly Fair“-Chef, Christoph Blanke, im Gespräch mit Thüringen24. Dann hieß es sich zu sammeln, Ideen zu finden, mit der Situation umzugehen.

Was war passiert? „Wir haben die Stromkostenabrechnung bekommen“, sagt Christoph. „Das waren 500 Euro und 88 Cent.“ Für den Verein eine unglaublich große Hausnummer. „Wir wirtschaften jeden Monat eigentlich plus, minus Null.“

Verein aus Erfurt versteht sich als Lebensmittelrettung

Der Verein verfolgt mit seinen zwei Läden am Leipziger Platz und in der Fritz-Büchner-Straße (gerade wegen Personalmangel dauerhaft geschlossen) ein einfaches Konzept: Sie verstehen sich als Lebensmittelrettung und als Anlaufstelle für günstige Produkte. Waren, die eigentlich im Müll gelandet wären, weil sie zum Beispiel das Mindeshaltbarkeitsdatum überschritten haben, werden durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter „gerettet“ und im Laden zum günstigen Preis angeboten.

„Die Ware kommt vom Biogroßhandel und von der Bäckerei Bergmann“, erzählt Christoph. Daneben pflegt der Verein auch Kontakte zu großen Unternehmen. Wichtig ist dabei, dass sie in ihrer Arbeit gemeinnützigen Organisationen nicht im Weg stehen. „Bei uns gilt ganz klar das Prinzip: Tafel first“, sagt der „Fairly Fair“-Chef. Trotzdem schafft es der Laden am Leipziger Platz auf ein beachtliches Sortiment: Von Gemüse mit kleinen Schönheitsmacken über Cashew-Milch bis hin zu Bio-Bier.

Laden in Erfurt startet Spendenaufruf

Viel Geld machen lässt sich damit natürlich nicht. Entsprechend läuft bei „Fairly Fair“ fast alles auf ehrenamtlicher Basis. Die Stromkostenabrechnung von über 500 Euro ist also happig für den Verein. „Vor allem fragt man sich, wenn das jetzt dieses Jahr so viel ist, wie soll das erst nächstes Jahr werden?“

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Aber Not macht bekanntlich erfinderisch: Auf der Facebook-Seite des Ladens teilte Christoph ein Bild der Abrechnung und startete einen Spendenaufruf. „Es gab auch ein bisschen Resonanz, es kamen schon 150 Euro zusammen.“ Natürlich sind Spenden aber auf Dauer keine nachhaltige Lösung.

Christoph ist sich sicher, dass mehr Zulauf im Laden die Situation dauerhaft entschärfen könnte: „Mehr Kunden bedeuten auch mehr Lebensmittel, die wir retten können.“ (bp)

Auch das bewegt die Stadt: Eine Frau machte in der Ecke ihres Hauseingangs einen traurigen Fund. Sie entschloss sich zu handeln (mehr dazu hier).