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Erfurt: Nach Nazi-Band-Eklat packt Veranstalter aus – und bringt geheime Details ans Licht

Die kontroverse Nazi-Band „Weimar“ sollte auch in Erfurt ein Konzert halten. In diesem Zusammenhang kommen brisante Details ans Licht.

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© IMAGO / Future Image | Band Weimar | Montage: Thüringen24

Das ist Thüringens Landeshauptstadt Erfurt

Erfurt ist die Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Sie ist mit 214.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundeslandes. Erfurt wurde im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums im Jahr 742 erstmals urkundlich erwähnt.

Noch immer schlägt die Kontroverse um die Thüringer Nazi-Band Weimar in Deutschland hohe Wellen. Nachdem sich die Band jetzt selbst zu den Vorwürfen äußerte, kommen immer mehr Details des eigentümlichen Falls ans Licht.

Die Tour der Band wurde jedenfalls komplett abgesagt. Auch ein Konzert im Erfurter Central wäre dabei gewesen. Im Thüringen24-Gespräch wirft der dortige Marketing-Chef ein komplett neues Bild auf das Phänomen der Neonazi-Band „Weimar“.

Erfurt: Konzert im Central abgesagt

Zur Erinnerung: Am vergangenen Donnerstag (9. Februar) brachte eine Spiegel-Recherche die Neonazi-Vergangenheit von zwei Mitgliedern der Band an die Öffentlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt war das Konzert im Central in Erfurt noch fest eingeplant. Stunden später sagte der Tour-Veranstalter „In-Move“ alle Termine ab und distanzierte sich komplett von der Band. Marcus Rudloff vom Central erinnert sich daran, wie die Zusammenarbeit zustande kam.

„Wir arbeiten mit verschiedenen Agenturen zusammen, die bei uns Konzerte veranstalten“, erzählt Marcus, der selbst als DJ seit Jahren in der Musikszene aktiv ist. „Mit allen haben wir schon länger zu tun und alle genießen unser Vertrauen bei der Auswahl der Acts. Das galt auf das besagte Weimar-Konzert.“

Erfurt: „Schon damals hellhörig geworden“

Die „In-Move“ GmbH hat seinen Sitz in Chemnitz. Sie organisieren hauptsächlich in Ost-Deutschland Konzerte – vor allem in Chemnitz, Leipzig, Dresden und in größeren Städten in Thüringen. Zu ihrem Portfolio gehören neben Indie- und Metal-Bands auch Events mit etwa Max Giesinger oder Atze Schröder.

Und bis vor Kurzem eben eine Tour der Thüringer Band „Weimar“. „Die Anfrage habe ich letztes Jahr im Spätsommer bearbeitet“, sagt Marcus. Schon damals sei man gegenüber der Gruppe hellhörig geworden. Ein befreundeter Veranstalter habe einen anonymen Tipp bekommen. „Wir haben damals umgehend recherchiert, konnten aber nichts Konkretes im Netz dazu finden.“

Erfurt: Veranstalter bekommt Unbedenklichkeitserklärung

Also fragte Marcus direkt beim Veranstalter (also der „In-Move“ GmbH) nach und konfrontierte die Verantwortlichen dort mit den anonymen Vorwürfen. Er wollte auf der sicheren Seite stehen, verlangte eine Unbedenklichkeitserklärung – und bekam diese auch.

Eine Kopie davon liegt dieser Redaktion vor. Sie ist auf den 28. Oktober 2022 datiert und zu diesem Zeitpunkt gab man sich vonseiten des Veranstalters noch sehr selbstbewusst in seiner Einschätzung der Band: „Hiermit erkläre ich, dass die Band ‚Weimar‘ keinem rechten Spektrum zuzuordnen ist und nicht zu Coronaleugnern gehört“, ist da zu lesen. „Es handelt sich um eine junge Band aus Weimar/Thüringen […]. Sie gehören keiner politischen Gemeinschaft an.“

Für Marcus war die Sache damit gegessen – immerhin hatten sie ja auch bei einem Major-Label unterschrieben, da wird schon alles seien Richtigkeit haben, oder? Dann kam aber eben der Spiegel-Artikel und stellte alles noch einmal auf den Kopf. „Nachdem uns die Information zu den neuen Vorwürfen erreicht hat, haben wir das Engagement unverzüglich abgesagt“, so der Marketing-Chef.

Erfurt: Weimar-Konzert fällt aus

Er betont gleichzeitig, dass er nicht davon ausgeht, dass der Veranstalter hier in böser Absicht gehandelt hat. Immerhin sei es ein relativ kleines Unternehmen – und „Weimar“ hatte ja wie gesagt bei einem großen Label unterschrieben, „die definitiv nicht blind auf dem rechten Auge sind“.


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Dass Clubs und Veranstalter nicht jede Band bis ins letzte Detail ihrer Vergangenheit durchleuchten können, ist klar. Dennoch bleiben nach dem Shit-Storm um die Band „Weimar“ viele Fragen offen. Nicht die letzte davon ist, wie die einschlägige Vergangenheit von zwei Band-Mitgliedern einem Label wie Universal-Music verborgen geblieben sein kann.  

Die Band selbst hat die Neonazi-Vergangenheit zweier ihrer Mitglieder mittlerweile eingeräumt – sich aber auch von vielen Vorwürfen distanziert. „Nicht korrekt ist, dass wir nach wie vor in der rechtsextremen Szene aktiv sind“, schreibt die Band auf Facebook.