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Erfurt: Aus nach 70 Jahren! Nächster Traditionsbetrieb wirft das Handtuch – „Macht einen krank“

Nach 70 Jahren wirft ein weiterer Erfurter Traditionsbetrieb das Handtuch. Chef Uwe Hahn kann nicht mehr. Schon bald schließen die Türen.

Erfurt
© IMAGO / Stylbruch/Uwe Hahn

Das ist Thüringens Landeshauptstadt Erfurt

Erfurt ist die Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Sie ist mit 214.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundeslandes. Erfurt wurde im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums im Jahr 742 erstmals urkundlich erwähnt.

Der nächste Traditionsbetrieb verschwindet aus Erfurt: Nach 70 Jahren muss Betreiber Uwe Hahn sein Geschäft schweren Herzens aufgeben.

Mit Corona ging es für den Erfurter Betrieb, den Hahn von seinem Vater übernommen hatte, stets bergab. Lange hat der 58-Jährige mit der Entscheidung gerungen. Doch Uwe Hahn blieb schlussendlich nichts anderes übrig: Sein Geschäft in der Magdeburger Allee macht endgültig dicht.

Erfurter Traditionsbetrieb wirft das Handtuch

Im Schaufenster des Orthopädie-Schuhtechnikgeschäfts in der Magdeburger Allee steht jetzt ein Sarg. Hahn will damit ein Zeichen setzen, er fühlt sich ungerecht behandelt. Seit 2006 steht der Jenaer mit seinem Orthopädie-Schuhfachgeschäft in Erfurt. Einst halfen ihm zehn Mitarbeiter, doch mittlerweile sind nur noch er und ein Geselle übrig geblieben. 1953 eröffnete das Geschäft, in den 1970er Jahren wurde es der Hahns Vater übernommen.

Jetzt ist das Aus besiegelt: „Erst kam Corona, dann kamen die Patienten nicht mehr, weil sie Angst hatten, sich anzustecken“, erzählt Uwe Hahn im Gespräch mit Thüringen24. „In der letzten Zeit haben die Leute auch kein Geld mehr übrig“, so der Laden-Chef weiter. Nicht nur die Lebensmittelpreise explodierten, auch die für Materialien.

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Ein Sarg kündigt symbolisch das Ende der Orthopädie-Schuhtechnik in Erfurt an. Foto: Uwe Hahn

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„Wir haben noch immer die selben Preise für unsere Schuhe und Einlagen, wie vor drei Jahren.“ Das Problem: Der Orthopädie-Schuhmacher darf seine Preise nicht erhöhen. „Wir müssen nach Festpreisen abrechnen.“ Die Materialien kosten mittlerweile 40 Prozent mehr, Hahns Preise blieben dagegen unverändert.

Bank lehnt Kredit für Erfurter Haus ab

Ein weiterer Schicksalsschlag für den Schuhfachhändler: Das Haus, in dem sich das Geschäft befindet, gehörte immer seinem Vater. Der geriet allerdings irgendwann in finanzielle Schieflage, eine Zwangsversteigerung war die Folge. Hahn wollte das Haus zurück ersteigern. „Meine Hausbank hat allerdings nicht mitgespielt. Ich wollte 75.000 Euro, doch die habe ich nicht bekommen.“

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In seinem Geschäft hat er einmal 2.500 Schuhe im Jahr verkauft. Jetzt sind es nur noch maximal 100. (Archivbild) Foto: Uwe Hahn

Stattdessen erklärt er, dass jetzt ein Vietnamese das Haus ersteigert hat. Der Nachfolger der Orthopädie-Schuhtechnik auf der Magdeburger Allee: ein Nagelstudio. Wann das eröffnen soll, weiß Uwe Hahn nicht.


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Für den 58-Jährigen steht das Aus fest. Denn die Sorgen fressen ihn so langsam auf und bereiten ihm schlaflose Nächte. „Das macht einen krank“, sagt er im Gespräch. Einen Tinnitus auf beiden Ohren macht deutlich, wie groß der Druck ist. „Ich will nicht mehr.“

Sein Geburtstag am 31. Mai ist dann auch gleichzeitig der letzte Arbeitstag für Hahn. Einen Monat hat er dann Zeit, seinen Laden auszuräumen. „Dann will ich erst mal durchatmen“, schließt der Laden-Chef.