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Unwetter in Erfurt: Stadt zieht erschreckende Bilanz – „Bilder werden sich einbrennen“

Das Unwetter zog in Erfurt eine Schneise der Wüstung. Jetzt zieht die Stadt eine erste erschreckende Bilanz. Alle Infos dazu:

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© Steve Bauerschmidt/ SWE Erfurt

Unwetter in Erfurt

In Erfurt tobte ein heftiges Unwetter mit Starkregen. In der Stadt herrschte absoluter Ausnahmezustand.

Das Unwetter, dass die Stadt Erfurt am Dienstagabend (15. August) mit voller Wucht getroffen hat, werden die Puffbohnen wohl so schnell nicht vergessen.

Binnen weniger Minuten stand Thüringens Landeshauptstadt unter Wasser. Dazu kamen zerstörte Dächer, kaputte Autos, umgestürzte Bäume und vollgelaufenen Keller (wir berichteten). Jetzt zieht die Stadt Erfurt eine erste und erschreckende Bilanz.

Unwetter in Erfurt: „Keiner von uns hat so etwas jemals hier erlebt“

Auch wenn es einige Unwetterwarnungen für Erfurt gab, so hat doch mit den Massen an Wasser, die vom Himmel stürzten, keiner gerechnet. Auch Oberbürgermeister Andreas Bausewein zeigt sich am Mittwoch (16. August) geschockt: „Ich glaube, keiner von uns hat so etwas jemals hier bei uns erlebt. Dieses schier unfassbare extreme Wetterereignis hat eine Schneise der Verwüstung durch Erfurt geschlagen“.

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Die Rettungskräfte hatten am Dienstagabend alle Hände voll zu tun. Die Martinshörner in Erfurt gingen beinahe ununterbrochen. „Die Bilder von gestern Abend werden sich einbrennen, die Sachschäden sind bei weitem noch nicht zu beziffern. Aber die gute Nachricht im Unglück ist, es gibt nur zwei leicht verletzte Personen. Alles Materielle kann man ersetzen, auch wenn es mit Aufwand, Mühe und Geld verbunden ist und bei den Betroffenen Erschütterung hinterlässt, aber ein Menschenleben ist unersetzbar“, so der Erfurter OB weiter. Auch die Anwohner haben in dieser zusammengehalten. Viele unterstützten die Rettungskräfte oder eilten den „steckengebliebenen“ Straßenbahnfahrern mit Getränken und Essen zur Hilfe.

Unwetter in Erfurt: 238 Einsätze in fünf Stunden

Da das Unwetter Erfurt im Westen erreichte und dann Richtung Osten über Thüringens Hauptstadt zog, haben es die Teile Hochheim, Bischleben, Messe und Ega, das Borntal, Teile der Andreasvorstadt, die Brühlervorstadt und das Dichterviertel besonders hart getroffen. Im Lagezentrum des Gefahrenschutzzentrums in Marbach wurden ab 18 Uhr durch die Leitstelle 238 Einsätze für den Bereich Erfurt, Sömmerda und Weimar koordiniert, 172 davon in Erfurt, wie die Stadt in einer Mitteilung schreibt.


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Doch damit nicht genug. Die Aufräumarbeiten gehen am Mittwoch erst richtig los. Etliche Ämter seien noch unterwegs, um überhaupt erst einmal alle Schäden aufzunehmen. „Vor allem alter Baumbestand wurde dabei massiv beschädigt“, weiß Stephan Wunder vom Garten- und Friedhofsamt. Wie hoch der Schaden ist, lässt sich aktuell noch nicht beziffern, dagegen steht fest: eine Versicherung, die Bäume ersetzt, gibt es nicht. Besonders der Nordpark und der Luisenpark haben einiges abbekommen. Bei den ganzen schlimmen Bildern gibt es zumindest auch eine kleine gute Nachricht: der Hauptfriedhof blieb weitestgehend verschont.

Unwetter in Erfurt: 90 Jahre alter Baum kracht auf Ega-Express

Dafür hat es die Erfurter Ega richtig schlimm erwischt. „Ich habe mit einem Mitarbeiter gesprochen. Der sagte, dass er ein solch heftiges Ereignis in den vergangen 50 Jahren als Mitarbeiter im Egapark nicht erlebt hat“, sagt die Egapark-Geschäftsführerin Kathrin Weiß. Glück im Unglück hatte der Fahrer des Egapark-Express. Auf den Zug krachte in der Nähe der Eismanufaktur ein 90 Jahre alter Götterbaum von 25 Metern Höhe. „Wir sind froh, dass unser Fahrer und Kollege von der Evag keinen körperlichen Schaden erlitten hat“, betont Weiß. Ein weiterer Baum krachte auf das sogenannte Sibyllentürmchen. Generell erwischte es den Bereich zwischen dem Deutschen Gartenbaumuseum und dem Zugang am Gothaer Platz besonders heftig.

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Ein 90 Jahre alter Baum krachte bei dem Unwetter in Erfurt auf den sogenannten Ega-Express. Foto: Steve Bauerschmidt/ SWE Erfurt

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Auch die Oberleitungen der Erfurter Straßenbahnen haben bei dem Unwetter einiges abbekommen. Natürlich ging am Dienstagabend auf den Schienen nicht mehr viel. Auch in der Hauptbahnhof-Unterführung ging lange nichts, weil dort der Wasserstand zeitweise bis zu 20 Zentimetern anstieg. An den Fahrzeugen gab es kaum Schäden, nur eine Scheibe einer Straßenbahn sei zu Bruch gegangen. „Ich danke unseren Mitarbeitern, die teilweise Stunden in den Fahrzeugen ausharren mussten und auch einigen Anwohnern, die unseren Fahrern Getränke oder in einem Fall sogar eine Pizza gebracht haben“, wendet sich Michael Nitschke an seine Mitarbeiter. Er ist der Betriebsleiter der Erfurter Verkehrsbetriebe (EVAG).