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Erfurt: Pendler haben die Schnauze voll – „Nicht mehr lustig“

Mal wieder wird in Erfurt und Umgebung gestreikt. Und langsam reicht es den Pendlern. Sie sind wütend und frustriert.

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© Lara Hoffmann

Streiks, Tarifverhandlungen, Schlichtung & Co. – so funktionieren Tarifverträge

Ein Tarifvertrag wird zwischen Arbeitgebern oder Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften geschlossen. Durch ihn muss nicht jeder Arbeitnehmer einen eigenen Arbeitsvertrag mit seinem Arbeitgeber verhandeln. In den Tarifverträgen werden unter anderem Gehalt, Arbeitszeiten und Urlaubstage festgelegt.

In Thüringen wurde mal wieder gestreikt. Bereits am Mittwoch (28. Februar) und dann auch am Donnerstag (29. Februar) standen im Freistaat viele Bahnen und Busse still.

Das Highlight des Warnstreiks: Eine Kundgebung in Erfurt. Hier haben sich etwa 500 ÖPNV-Fahrer versammelt und gemeinsam demonstriert (wir berichteten). Auf dem Fischmarkt herrschte gute Stimmung, viele zeigten sich solidarisch. Anders sieht es bei den Pendlern aus, die auf Bus und Bahn angewiesen sind. Bei ihnen wird der Geduldsfaden immer dünner.

Erfurt: „Das kannst du dir nicht ausdenken“

Ganze zwei Tage stand der öffentliche Nahverkehr in Erfurt und im Rest Thüringens quasi still. Besonders Pendler trifft das hart, sie brauchen Nerven aus Drahtseilen. Im Thüringen24-Gespräch erzählt eine Pendlerin: „Ich habe mit dem Auto für einen Weg von 15 Minuten über eine Stunde gebraucht. Das kannst du dir nicht ausdenken.“ Eigentlich nehme sie immer die Bahn, um zur Arbeit zu fahren. Doch durch den Streik musste sie auf ihr Auto ausweichen. Und geriet ins völlige Verkehrs-Chaos.

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Und auch in den Facebook-Kommentaren zu dem Streik geht es heiß her. Zwar gibt es hin und wieder einen verständnisvollen Kommentar. Doch die Reaktionen sind überwiegend negativ – Frust und Wut herrschen vor. „So langsam ist es nicht mehr lustig…“, schreibt ein Facebook-User.

„Eigentlich bestraft ihr nur damit eure Kunden. Was soll das eigentlich bringen? Die Obersten interessiert das doch überhaupt nicht. Ich denke nicht, dass sie auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind. Deren Kohle läuft weiter“, heißt es anderswo. Eine andere Facebook-Nutzerin kommt mit einer ganz neuen Idee um die Ecke: „Ich würde vorschlagen, Bus und Bahn fahren weiter. Die Fahrgäste brauchen aber keine Tickets zu kaufen. Das macht doch mehr Sinn, weil so trifft es die richtigen und nicht die Menschen, die auf die Arbeit müssen.“

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Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij im Thüringen24-Interview in Erfurt. Foto: Lara Hoffmann

„Es soll ja auch weh tun!“

Den Höhepunkt des Warnstreiks stellte eine Kundgebung am Donnerstag (29. Februar) auf dem Fischmarkt in Erfurt dar. Hier kamen nicht nur Straßenbahnfahrer, Verdi-Vertreter und Aktivisten zu Wort. Auch die Thüringer Verkehrsministerin Susanna Karavanskij nahm an der Kundgebung teil und richtete das Wort an die Menge.


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Auf die Frage, ob sie den Unmut der Pendler über den Streik nachvollziehen kann, antwortet sie: „Natürlich ist ein Streik unangenehm. Er soll ja auch weh tun und zeigen, dass das Berufsgruppen sind, die für uns alle wichtig und systemrelevant sind.“ Sie könne die verärgerten Pendler verstehen.

Aber trotzdem solle man in solchen Fällen daran denken, dass viele Jahre für das Streik-Recht gekämpft wurde. „Und wenn an allen anderen Tagen des Jahres die Busse und Bahnen zuverlässig fahren, da kann man es auch mal aushalten, wenn an den Streiktagen alles still steht“, fügt Karavanskij mit einem Schmunzeln hinzu.