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Erfurt ergreift drastische Maßnahme – es ist ein Tropfen auf den heißen Stein

Mit einem neuen Gymnasium will die Stadt Erfurt die Schulplatznot lindern. Ein Experte sagt: Die Maßnahme reicht lange nicht aus.

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© IMAGO/U. J. Alexander

Was du über die Stadt Erfurt wissen solltest

In diesem Video stellen wir dir die thüringische Hauptstadt vor.

An den meisten Erfurter Schulen ist es schon seit geraumer Zeit ziemlich eng. Angebot und Nachfrage wollen hier nicht so richtig zusammenpassen. Etliche Fünftklässler müssen jedes Jahr um ihren Schulplatz zittern – dabei steht Ihnen vom Gesetz her einer zu!

Mit einer Maßnahme möchte die Stadt die Situation jetzt etwas entzerren. Ab dem Schuljahr 24/25 gibt es in der Erfurt ein neues Gymnasium – das „Gymnasium 11“. Es wird am jetzigen Standort der „Ulrich-von-Hutten“-Regelschule in einer gewissen Hybridlösung eröffnet und soll dann später in einen Neubau umziehen. Im Thüringen24-Gespräch erklärt Ralph Leipold, Leiter des Schulamts in Mittelthüringen, warum das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Erfurt: Heftige Diskussion um neues Gymnasium

In sozialen Medien wird die Nachricht schon hitzig diskutiert. „Noch ein Gymnasium und an den Gemeinschaftsschulen kloppen sich alle um die Plätze“, macht eine Nutzerin ihrem Ärger Luft. Sie habe das gerade erst selbst durchmachen müssen und habe „viele Nerven bei Gericht gelassen“. Eine andere Erfurterin findet die Maßnahme sogar „völlig sinnlos“.

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Das neue Gymnasium wurde in einer Sondersitzung des Stadtrates am 28. Februar beschlossen. Es soll jedes Jahr drei fünfte Klassen aufnehmen – in der „Ulrich-von-Hutten“ Regelschule kann in dieser Zeit nur jeweils eine fünfte Klasse durchstarten. Das geht dann bis mindestens Sommer 2026, wo dann eine von beiden Schulen umziehen soll. Dafür gibt es aber, so die Stadt, noch überhaupt keinen Standort.

Neubau lässt auf sich warten

Letzten Endes soll das neue „Gymnasium 11“ in einen Neubau an der Greifswalder Straße ziehen. Dieser ist aber voraussichtlich erst zum Schuljahr 29/30 fertig. Unterrichtet werden soll nach dem sogenannten Dalton-Konzept.

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Drei neue Klassen macht also einige dutzend neue Gymnasialplätze in Erfurt. Angesichts der Schulplatznot in der Landeshauptstadt ist das – man kann es leider nicht anders sagen – nicht besonders viel. „Selbst mit den 75 Plätzen, die das neue Gymnasium hergeben wird, reichen die Plätze nicht aus“, erklärt Leipold. Er spricht von einem Mangel „im dreistelligen Bereich“. Die Plätze fehlten dabei vor allem im Bereich Gymnasium und Gemeinschaftsschule.

2.046 neue Schüler in Erfurt

Und gerade an letzteren ist die Situation besonders prekär. Derzeit gibt es in der Landeshauptstadt vier staatliche Gemeinschaftsschulen („Friedrich Schiller“, „Am Roten Berg“, „Jenaplan“ und „Steigerblick“ Hochheim) – in den meisten Fällen können sich Schüler nur im Losverfahren dort einen Platz ergattern. Für das neue Schuljahr kommen die Verantwortlichen beim Schulamt Mittelthüringen schon jetzt ins Schwitzen, denn: Im Jahrgang 24/25 kommen in Erfurt 2.046 Schülerinnen und Schüler in die fünfte Klasse, die irgendwie auf die vorhandenen Schulen verteilt werden müssen.

Die Situation wird durch das Angebot von nicht staatlichen Schulen etwas entschärft. Aber auf diese Kapazitäten kann sich das Schulamt nicht verlassen – im Prinzip zwingt ja niemanden die Betreiber dazu, die Schulen am Laufen zu halten. Wenn es also zu Schließungen kommt, stehen die Schulkinder anschließend „auf der Straße“ – und müssen hoffen, dass noch irgendwo Platz für sie ist.


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Aus der Perspektive des Schulamts müssten die Zahl der staatlichen Schulplätze in Erfurt jedenfalls stark nach oben korrigiert werden. In diesem Jahr kommen auf über 2.000 Schüler nur etwa 1.600 staatliche Schulplätze.