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Erfurt: Lokführer stinksauer! „Das kann es nicht mehr sein“

Vor dem Erfurter Hauptbahnhof machten Lok-Führer ihrem Ärger Luft. Aus ihrer Sicht bewegt sich die Bahn in den Tarifverhandlungen zu wenig.

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© Redaktion / Benjamin Pogadl

GDL-Streik: Diese Rechte haben Bahn-Reisende

Die Lokführer sind in ihren bislang längsten Streik getreten - diesmal sollen die Arbeitsniederlegungen ganze sechs Tage dauern. AFP erklärt, welche Rechte Bahn-Reisende haben.

Stillstand auf den Schienen in ganz Thüringen! Am Donnerstagmorgen (7. März) mussten sich etliche Pendler und Reisende eine Alternative suchen – oder mächtig Geduld beweisen. Ein Lokführer-Streik führte zu starken Einschränkungen im Personenverkehr – auch am Hauptbahnhof in Erfurt war am Morgen lange nicht so viel Betrieb wie üblich.

Die „Gewerkschaft Deutscher Lokführer“ (GDL) hatte zu einem 35-stündigen Streik aufgerufen. Auch am Freitag blieben deswegen viele Züge im Depot. Thüringen24 sprach vor dem Hauptbahnhof in Erfurt mit zwei Lokführern und fragte, wieso im Tarifstreit mit der Bahn derzeit so viel Sand im Getriebe ist.

Erfurt: Lok-Führer hauen auf den Tisch

„Die GDL hat zum Streik aufgerufen, um der Bahn zu zeigen, dass wir die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter wollen“, erklärt Oliver Reichert vom GDl Ortsverband Erfurt im Thüringen24-Gespräch. „Und ich weiß nicht, wo das Problem der Bahn ist.“ Klar, aus Sicht des Arbeitgebers fehlt es auch an Fachkräften, um eine 35-Stunden-Woche im Schichtplan umzusetzen. Das ist aber auch ein hausgemachtes Problem, finden zumindest die Lokführer. „Man hat nicht ausgebildet, das ist aber nicht unsere Schuld. Viele Kollegen von uns arbeiten schon verkürzt, weil sie es nicht mehr schaffen, ihr Leben so auf die Reihe zu kriegen.“

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Die Kollegen bekämen demnach gar keine Erholungszeit mehr. „Die sind permanent fast nur noch auf Arbeit“, sagt Reichert. „Die Kollegen von Regio arbeiten drei Wochenenden lang im Schichtdienst und haben ein Wochenende frei im Monat. Das kann es eigentlich gar nicht mehr sein.“

„Ruhezeiten gerade so auf Kante“

Die Situation der Schicht-Arbeiter ist aus Sicht der Lok-Profis prekär. „Wenn es schlimm kommt, fangen sie mit einer Frühschicht früh um 5 Uhr an und arbeiten rückwärts rollierend“, so Reichert. Das bedeutet, dass die darauffolgenden Schichten jeweils eine Stunde früher anfangen – also um 4 Uhr, um 3 Uhr, um 2 Uhr – „sodass man dann die Ruhezeiten gerade so auf Kante strickt“, erklärt der Gewerkschafter. „Das verträgt der Körper irgendwann nicht mehr.“

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Die Streikankündigung stieß gerade bei Bahn-Kunden auf ein geteiltes Echo. Viele stellen sich zwar hinter die Forderungen der Gewerkschafter, bei etlichen sitzt der Pendler-Frust nach mehreren Streik-Wellen aber tief. Lok-Führer Steffen Mühlberg kann das verstehen, sieht sich von der Öffentlichkeit aber auch etwas falsch verstanden.

Erfurt: Weitere Streiks nicht ausgeschlossen

„Es wird immer gesagt, dass die GDL stur auf ihren Forderungen beharrt“, sagt er. „Die 35-Stunden-Woche ist sicherlich eine Forderung, auf der sie beharrt, wir haben aber schon die Laufzeit verändert – und die Ur-Forderung waren 555 Euro, mittlerweile ist die GDL bei 420 Euro Angebot.“

„Die GDL hat sich in ziemlich allen Punkten deutlich bewegt – und die Bahn stellt sich vor die Presse und behauptet, die GDL würde stur auf ihre Forderungen bestehen. Das sollte den Leuten auch so erklärt werden.“

Steffen Mühlberg, Lok-Führer, GDL

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Derzeit liegt die Wochenarbeitszeit für Schicht-Arbeiter bei der Bahn bei 38 Stunden. Die GDL fordert eine Absenkung auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen. Eine vier Wochen lange Verhandlungsphase hinter verschlossenen Türen verlief ohne Ergebnis. Die Gewerkschaft schließt weitere Streiks nicht aus und will sie auch deutlich kurzfristiger ankündigen als bisher. (mit dpa)