Der Abend beginnt ganz entspannt. Man sitzt mit Freunden am Tisch, freut sich auf einen langen Abend mit gutem Essen, mitten in Erfurt – und dann kommt die Überraschung. Auf der Rechnung tauchen plötzlich Zusatzkosten auf, die niemand erwartet hatte. Zumindest bei einigen.
Nein, es geht hier nicht um versteckte Servicegebühren oder teure Getränke. Das Problem liegt tiefer – genauer gesagt: Am Boden einer grünen Mülltonne im Hinterhof.
Erfurt: Wenn der Restaurantbesuch plötzlich teurer wird
Im Hinterhof des „Goldenen Wok“ in Erfurt knallt Chien Yung Cheok den Deckel einer grünen Tonne zu. Der Inhalt: Eine stinkende Mischung aus Reis, Gemüse, Fleisch und Fisch. „Beim Fleisch tut es mir besonders weh“, sagt der Restaurantbetreiber gegenüber des Mitteldeutschen Rundfunks, „das wird immer teurer.“ Drei weitere Tonnen stehen bereit und warten auf die nächsten Tage. Am Ende jeder Woche sind sie alle randvoll – insgesamt 480 Liter Lebensmittel landen hier laut MDR im Müll.
+++Endlich Erdbeeren in Erfurt! Aber Kunden müssen tief in die Tasche greifen+++
Seit Cheok 2022 den „Goldenen Wok“ am Berliner Platz in Erfurt eröffnet hat, bietet er asiatische Küche nach dem bekannten Prinzip „all you can eat“ an: Ein Festpreis für unbegrenztes Essen und Trinken, von Büfett bis Softdrink. Für die Gäste eine günstige Lösung, für den Gastronomen zunächst eine praktische: Das Konzept spart Personal und garantiert einen stetigen Gästestrom.
Viel auf dem Teller, wenig im Magen
Doch bald wurde klar: Das Modell bringt auch Schattenseiten mit sich. „Einige Gäste häuften ihre Teller meterhoch und ließen dann fast alles stehen“, erzählt Cheok. Die Folge: Enorme Mengen an Abfall. Ein Problem, das den Restaurantbetreiber nicht mehr losließ. 2023 zog er die Reißleine – mit einer Maßnahme, die inzwischen auch andere Lokale in Deutschland eingeführt haben: Wer Essen oder Getränke nicht aufbraucht, muss draufzahlen. Konkret bedeutet das: Fünf Euro für jeden nicht leer gegessenen Teller, zwei Euro für jedes halbleere Glas. Ein striktes System, das Wirkung zeigt. „Seitdem landen viel weniger Reste in der Tonne“, berichtet Cheok gegenüber dem MDR. Die meisten Gäste würden die Regel akzeptieren und sich mittlerweile diszipliniert am Büfett bedienen. Ein Stammgast versteht die Regel des Hauses gut. Für ihn ist klar: Wer verschwenderisch ist, belastet am Ende alle – denn die Preise könnten steigen, wenn der Abfall nicht reduziert wird.
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Die Lebensmittel-Preise seien laut MDR im Vergleich zu 2021 um 30 Prozent gestiegen. Dass die Herausforderung für Gastronomen groß ist, bestätigt auch Dirk Ellinger vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Thüringen. Und nicht nur die hohen Preise für die Müllentsorgung sind ein Problem: Es werden spezielle Gastro-Mülltonnen und auch eine Kühlung benötigt. Gegenüber dem MDR erklärt er: „Das kostet viele Tausende Euro im Monat“. Deshalb sieht der Verband die Strafgebühr vielerorts als sinnvolle Maßnahme – vorausgesetzt, die Gäste werden vorher gut informiert. Rechtlich sei das einwandfrei, so Ellinger, „die Gäste müssen die Spielregeln kennen“. Im „Goldenen Wok“ in Erfurt sei das längst Alltag. Überall hängen Hinweise auf die Regelung, die meisten Gäste wissen Bescheid. Cheok selbst bleibe dabei stets freundlich, spreche die Gäste auch mal persönlich an, wenn etwas übrig bleibt. Nur selten muss er wirklich eine Strafgebühr berechnen, sagt er.