Der Brand im alten Schlachthoch in Erfurt hielt die Einsatzkräfte der Feuerwehr über 24 Stunden lang auf Trab. Zwar sind die Flammen mittlerweile gelöscht, trotzdem hat das Flammeninferno dramatische Folgen.
Denn schon länger suchten dort Obdachlose Zuflucht. Jetzt haben sie auch den Ort verloren und stehen erneut in Erfurt vor dem Nichts.
Erfurt: Schlachthof-Brand hat dramatische Konsequenzen
Am Dienstag (17. Juni) war die riesige, schwarze Rauchsäule auch kilometerweit von außerhalb der Stadtgrenzen Erfurts zu sehen. Im alten Schlachthof brach ein Feuer aus, das Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei über mehr als 24 Stunden lang schwer beschäftigte (wir berichteten). Zwar sind die Flammen mittlerweile gelöscht, doch das Feuer bringt weitreichende Konsequenzen mit sich. Denn schon seit Jahren suchen im alten Schlachthof Obdachlose Zuflucht. Jetzt ist daran nicht mehr zu denken.
+++ Erfurt: Brand-Drama beim alten Schlachthof geht weiter! Jetzt gibt es keine Hoffnung mehr +++
Deshalb ruft die Erfurter Caritas zu Solidarität und Spenden auf. Die Helfer schreiben:
„Das Gebäude, das seit Jahren als notdürftiger Schlafplatz für viele obdachlose Menschen in der Stadt diente, ist vollständig zerstört. Was ohnehin schon wenig war, ist jetzt gar nichts mehr: Schlafsäcke, Kleidung, persönliche Habseligkeiten – alles ist in Flammen aufgegangen. Für viele Menschen ohne festen Wohnsitz war der alte Schlachthof einer der letzten Rückzugsorte in der Domstadt. Die Ruine war nicht sicher, nicht offiziell geduldet – aber sie war da. Jetzt stehen die Betroffenen buchstäblich vor dem Nichts. Die Lage für Erfurts Obdachlose ist dramatisch.“
Caritasverband für das Bistum Erfurt e.V.
Philipp Nitsche, Caritasdirektor und Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für das Bistum Erfurt, fügt hinzu: „Der Verlust dieser Zuflucht trifft die Menschen hart, die ohnehin ganz unten sind. Sie hatten nicht viel – aber sie hatten wenigstens ein Dach über dem Kopf. Jetzt fehlt selbst das.“ Für die Obdachlosen benötigt die Caritas jetzt Geldspenden sowie Sachspenden in Form von Schlafsäcken, Isomatten, Kleidung und Hygieneartikeln.
„Nicht konform mit dem Regelwerk der Gesellschaft“
Auch die Stadt Erfurt ist sich der Lage bewusst. Wie aus dem aktuellen Amtsblatt hervorgeht, leben rund 40 obdachlose Menschen seit Jahren auf dem Gelände des alten Schlachthofs an der Greifswalder Straße – mitten in den Ruinen. Im Zuge der geplanten Neubebauung (eine Markthalle, Wohnungen und ein Schulcampus sollen dort entstehen) steht der Abriss des Areals an. Spätestens 2029 soll hier unterrichtet werden. Doch bevor der Bagger anrücken kann, müssen die Menschen weichen.
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„Es sind keine bösartigen, der Gewalt zugeneigten Menschen“, sagt Bürgermeisterin Heike Langguth. Doch sie lebten „nicht konform mit dem Regelwerk der Gesellschaft“. Seit Monaten steht die Verwaltung in engem Kontakt mit den Betroffenen – über das Amt für Soziales und Streetworker des Jugendamts. Ziel: ein freiwilliger Umzug, ohne Zwang. Durch den Brand sind die Obdachlosen doch schon jetzt gezwungen, das Areal hinter sich zu lassen. Die Stadt hat als Zwischenlösung eine Rasenfläche in Laufweite zum bisherigen Areal angeboten – inklusive mobiler Toiletten. Auch Zelte seien möglich, betont Langguth. Aber: „Es ist nur eine Übergangslösung für den Sommer.“ In dieser Zeit will die Stadt neue Strategien im Umgang mit Obdachlosigkeit entwickeln.
Auf die Frage, ob die Stadt Erfurt nach dem Schlachthof-Brand Soforthilfe-Maßnahmen für die Obdachlosen in die Wege geleitet hat, ging die Vertreterin nicht ein.