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„Wir sind eigentlich nicht die Müllabfuhr!“ Erfurter Gärtnerin stinksauer

Im Erfurter Nordpark türmen sich nach dem Wochenende regelmäßig Müllberge. Eine Gärtnerin schlägt jetzt Alarm – und macht ihrem Ärger Luft.

Erfurt Südpark
© imago images/Karina Hessland

Was du über die Stadt Erfurt wissen solltest

In diesem Video stellen wir dir die thüringische Hauptstadt vor.

In Erfurt sorgen volle Parks und Grünflächen im Sommer für gute Laune – aber auch für Frust. Denn mit den Besuchern kommen auch die Müllberge. Besonders im Nordpark häufen sich seit Jahren die Hinterlassenschaften von Grillabenden, Picknicks und Partynächten. Die Folge: Statt Rosen zu schneiden oder Rasen zu mähen, sammeln städtische Gärtnerinnen und Gärtner Müll.

Eine von ihnen ist Anke H. Seit über 40 Jahren arbeitet sie für die Stadt Erfurt. Ihre tägliche Tour führt sie durch den Nordpark, den Fuchsgrund, den Berliner Platz und das Gebiet Vilnius. Inzwischen landet ihre Arbeit aber oft in Müllsäcken – wöchentlich zwischen 30 und 35. Das eigentliche Gärtnern kommt zu kurz. Das erzählt sie dem MDR.

Erfurt: „Bevor wir Rosen schneiden, müssen wir Müll einsammeln“

Anke trägt orange Latzhose, Handschuhe und schleppt Müllsäcke. „Bevor wir Rosen schneiden, Rabatten pflegen oder Rasen mähen können, müssen wir den Müll einsammeln“, sagt sie im Gespräch mit dem Social-Media-Team der Stadt Erfurt. „Wir haben hier wirklich Tonnen von Müll.“

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Besonders betroffen: der Nordpark. Auf der Wiese findet sie regelmäßig Pizzakartons, Spraydosen, alte Eierkartons oder sogar Autoreifen. In einer Rabatte steht ein Fahrrad ohne Räder, am Spielplatz liegen Kinderschuhe. „Da wurden vermutlich neue gekauft und die alten einfach stehen gelassen. Irgendwer wird sie schon wegräumen“, so Anke.

Erfurt: Karton auf der Wiese statt im Eimer

Erfurt hatte reagiert und sechs spezielle Pizzakarton-Behälter aufgestellt – unter anderem im Nordpark und im Südpark. Doch der Erfolg blieb aus. „Am Gothaer Platz und im Südpark wurden sie nicht angenommen“, erklärt Andreas Höhn, Sachgebietsleiter für Grünflächenpflege dem Sender. Zwei der Sammelbehälter wurden bereits wieder entfernt.

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Im Nordpark funktioniert der Versuch zumindest teilweise. „Die Pizzerias liefern ja auch in die Parks. Dann aber bleibt der Karton einfach auf der Wiese liegen“, sagt Anke. Und wenn der Karton nicht im Sammelbehälter landet, bleibt die Arbeit am Garten- und Friedhofsamt hängen.

Porzellanteller statt Pappteller

Was Anke und ihr Team aus der Natur holen, macht sprachlos. „Vergangene Woche habe ich einen Teppich in den Müllcontainern gefunden. Und auf der Wiese Porzellanteller, die nach dem Grillabend einfach liegen gelassen worden sind. Hat sich jemand den Abwasch gespart.“

Auch rohe Steaks, zerschlagene Flaschen und Polsterstühle liegen nach Partynächten auf den Wiesen. „Es ist zum Verzweifeln. Wenn ich hier alles eingesammelt habe, dauert es manchmal nur einen Tag und es sieht wieder so aus“, so die Gärtnerin.

„Alles bräuchte einen Pfand“

Die Stadt Weimar testet ähnliche Sammelbehälter – mit besserem Ergebnis. In Erfurt bleibt die Lage angespannt. Anke sieht ein grundsätzliches Problem: Gleichgültigkeit. „Wir sind eigentlich nicht die Müllabfuhr.“


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Sie macht sich Gedanken, wie man das Problem lösen könnte. Ihre Idee: „Alles bräuchte einen Pfand – sogar der Fahrschein. Da müsste es einen Automaten geben, Fahrschein rein, dann kommt vielleicht ein Kaugummi für ein Kind raus und schon würde das Papier nicht rumfliegen.“ Erfurt kämpft weiter mit seinem Müllproblem – und die Gärtnerinnen und Gärtner mit der Zeit, die ihnen fürs eigentliche Gärtnern bleibt.

Dieser Artikel wurde teils mit maschineller Unterstützung erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.