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Töten statt kastrieren: Kätzchen in Beton versenkt

Töten statt kastrieren: Kätzchen in Beton versenkt

Juliane Lukas mit einer einjährigen Fundkatze Tierschutzverein Jena
Juliane Lukas mit einer einjährigen Fundkatze. Foto: Roswitha Putz

Der unkontrollierte Katzennachwuchs wird im südlichen Saale-Holzland-Kreis ein immer größeres Problem. Doch viele Besitzer wollen ihre Miezen nicht kastrieren lassen. Tierschützer möchten helfen, werden aber oft nicht gelassen:

„Wir haben frischen Beton, da hauen wir die rein – wie immer.“ Sätze wie diese hört Juliane Lukas vom Tierschutzverein Jena öfter mal, aber weniger schockierend werden sie dadurch nicht. Denn es geht nicht um irgendwelchen Krempel, der im Weg ist, sondern um Katzenbabys – lebende Katzenbabys. In den ländlichen Gebieten, weniger in den größeren Städten, wird das noch häufig so gehandhabt. Weil es schon immer so gemacht wurde. Weil die kleinen Miezen keiner will und die hundert Euro für die Kastration der Katze zu viel sind, selbst wenn ein teures Auto vor der Tür steht. Stattdessen bringt man die kleinen Fellnasen eben um. Oder lässt sie verwildern und „der Natur ihren Lauf“, was aber zu nur noch mehr Katzenbabys führt, die keiner will. Und sind sie erst erwachsen, erst recht nicht.

Bildergalerie: Kleine Fellknäule suchen liebevolles Zuhause

In Jena und vor allem im Saale-Holzland-Kreis ist die Zahl der heimatlosen Miezen in diesem Jahr erneut nach oben geschossen. Insbesondere im südlichen Teil des Landkreises sind laut Tierschutzverein in den vergangenen Wochen sehr viele Katzenbabys gefunden worden. Das stellt Tierschützer vor zunehmende Probleme. Wo sollen all die kleinen Fellknäule untergebracht werden und wer zahlt die Kastration der oft verwilderten Katzenmütter, damit nicht noch mehr Nachwuchs geboren wird?

Gemeinden ignorieren Problematik

Von vielen Gemeinden können die Tierschützer keine Hilfe erwarten. „Je südlicher man in den Saale-Holzland-Kreis kommt, umso weniger kommen die Gemeinden ihrer Verantwortung für die Fundtiere nach“, berichtet Juliane Lukas. So zahlen viele nicht einmal einen Beitrag an das zuständige Tierheim Eisenberg. Das nimmt aber keine Tiere von Orten auf, die sich nicht an den laufenden Kosten beteiligen. „Natürlich haben die Gemeinden noch ganz andere Probleme, aber es wäre zumindest ein Zeichen, wenn sie wenigstens 500 Euro pro Jahr an das Tierheim zahlen würden“, findet die Tierschützerin.

Gespräche mit Bürgermeistern haben bisher kaum etwas gebracht oder wurden von vornherein abgelehnt. „Wenn sie wenigstens eine Kastrationspflicht – wie vom Land Thüringen empfohlen – in ihrer Gemeinde erlassen würden, wäre uns schon geholfen“, sagt Lukas. „Denn dann müssten wir nicht nur an die Moral der Leute appellieren, ihre Katzen kastrieren zu lassen, sondern hätten noch etwas Offizielles in der Hand.“ Das funktioniere häufig besser, selbst wenn der Tierschutzverein die Kastrationskosten übernimmt.

Nur Ehrenamtliche im Einsatz

„Oft wird uns gesagt: ,Wir sind die Kleinen bisher immer so los geworden‘. Meist heißt das nichts anderes, als dass die kleinen Miezen getötet wurden. Aber wenn die Katze dann erst kastriert ist, finden die Besitzer es doch gut, dass kein Nachwuchs mehr kommt“, berichtet Lukas von ihrer Arbeit – wohlgemerkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Geld bekommt sie für ihren Einsatz nicht. Der Tierschutzverein finanziert sich nur über Mitgliederbeiträge und vor allem durch Spenden. Angestellte sind da nicht drin. Es ist sowieso immer zu wenig Geld in der Vereinskasse.

Das ist kaum verwunderlich. Alleine die Kastrationen kosten viel Geld. Denn damit die Population nicht weiter ansteigt, werden alle freilaufenden Katzen in einem Ort kastriert, sofern die Besitzer zustimmen und die verwilderten Tiere eingefangen werden können. Häufig werden dann zehn oder mehr Tiere operiert. Pro Katze kostet das rund 100 Euro – abhängig vom Gesundheitszustand und Geschlecht. Schnell sind also 1000 Euro und mehr ausgegeben. Fahrt-, Futter- und weitere Behandlungskosten sind darin noch nicht miteingerechnet. Und es gibt viele Orte, an denen so ein Einsatz nötig ist.

Pflegestellen und neue Besitzer gesucht

Neben Spendengeldern, die immer knapp sind, ist der Verein auch immer „auf der Suche nach Leuten, die Fundtiere für ein paar Tage oder Wochen aufnehmen, bis die Tiere in ein neues Zuhause vermittelt werden können“, sagt Lukas. Natürlich werden auch neue Besitzer für die Katzen gesucht.

Wer einem oder mehreren Kätzchen ein neues Zuhause geben möchte, kann sich an den Verein unter einer der folgenden Telefonnummern wenden:

  • Tierschutztelefon (0176) 613 22 121
  • Frau Feser (0178) 69 18 354
  • Frau Lukas (0176) 52 000 504

Spenden und aktiv werden

Auch Spenden werden gerade für die kleinen Katzen immer gebraucht:

Kontonummer DE85 8305 3030 000 0205 16, Stichwort Katzenkinder 2016. Für eine Spendenbescheinigung muss die vollständige Adresse angeben werden.

Der Tierschutzverein Jena sucht auch helfende Hände. Die Aufgaben, die übernommen werden können, sind vielfältig: Es werden Leute gesucht, die Fundtieren ein Übergangsheim bieten, die Futterstellen betreuen oder Fahrten zum Tierarzt erledigen. Für wen das nichts ist, der kann auch die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen, also Texte schreiben, Infostände organisieren und betreuen oder aber die Website pflegen.