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Tragischer Erstnachweis für großen Steinadler in Thüringen

Tragischer Erstnachweis für großen Steinadler in Thüringen

Steinadler
Foto: W. Wackernagel
  • Erstnachweis für Steinadler in Thüringen
  • Exemplar im Saale-Holzland-Kreis tot aufgefunden
  • Seltener Vogel starb an Stromschlag

Es ist ein besonderer und doch tragischer Fund: Ein Jäger hat bei Dorndorf-Steudnitz (Saale-Holzland-Kreis) einen toten Steinadler gefunden, der momentan noch durch Experten untersucht wird. Die seltenen Tiere leben in Deutschland nur noch in den bayrischen Alpen. In Thüringen gibt es seit dem 17. Jahrhundert keine dauerhafte Population mehr. Seit den 1990er Jahren hat es in Thüringen nur drei Hinweise auf den Greifvogel gegeben.

Nabu: ein ganz außergewöhnlicher Fund

Das tote Exemplar ist der erste Fund dieser Art seit Jahrzehnten und damit ganz außergewöhnlich, teilt Silvester Tamás, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Saale-Holzland-Kreis mit. Zugleich ist er aber auch besonders tragisch, denn der ausgewachsene Vogel starb vermutlich durch einen Stromschlag. Darauf lassen der Fundort unterhalb einer Hochspannungsleitung und eine entsprechende Wunde schließen.

Bildergalerie: Seltener Adler im Saale-Holzland-Kreis tot aufgefunden

Gefahr durch ungeschützte Stromleitungen

Dieser Unfall hätte nicht passieren dürfen. „Seit 2012 müssen eigentlich alle Stromleitungen eine Überschlagsicherung haben“, sagt Tamás. Von ungesicherten Leitungen geht insbesondere für große Vögel eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus. Wenn ein Vogel nur auf der Leitung sitzt, passiert nichts, da der Vogel nicht geerdet ist. Kommt das Tier aber zum Beispiel mit seinem Flügel an den Mast, ist er geerdet und bekommt einen Stromschlag. Dieser verläuft aufgrund der Hochspannung tödlich. Die Gefahr eines solchen Unglückes steigt, je größer die Flügelspannweite des Vogels ist. Das betrifft insbesondere viele gefährdete Arten wie den Stein- und Schreiadler, den Schwarz- und Weißstorch sowie den Kranich.

Adler schon länger in Thüringen?

Schon seit vergangenem Spätsommer gab es Hinweise, dass sich in der Region rund um den Tautenburger Forst ein Steinadler aufhält. Es kann gut sein, dass es sich bei ihm um das tote Tier handelt. Tamás geht aber nicht davon aus, dass der Adler dauerhaft in Thüringen bleiben wollte, sondern dass er auf seiner Reise von Nordeuropa Richtung Süden hier einen längeren Zwischenstopp eingelegt hat. Darauf lässt auch ein Ring am Bein des Vogels schließen, der ihm bereits 2012 bei Riga (Lettland) umgelegt wurde. Der Fund des toten Tieres beweist aber, dass das mittlere Saaletal als Lebensraum für die Könige der Lüfte infrage kommt. Damit der Steinadler hier wieder heimisch wird, müsse aber noch einiges getan werden.

Alte Bäume stehen lassen

„Neben der Sicherung der Stromleitungen, muss ein Umdenken in der forstwirtschaftlichen Nutzung der Wälder stattfinden“, sagt der Naturschützer. „Noch werden zu viele große, alte Bäume abgeholzt, da sie viel Geld bringen.“ Das ist schlecht für Steinadler. Die Vögel brauchen diese tragfähigen Bäume für Horst- und Nistplätze. Durch die Abholzung werden diese jedoch immer seltener. Außerdem brauchen die Greifvögel Ruhe und Abgeschiedenheit – Forstarbeiten schrecken sie ab. „Wir führen Gespräche mit dem Forst und arbeiten auch schon zusammen“, sagt Tamás, „aber bei diesem Punkt müssen den Worten noch Taten folgen und mehr an den Artenschutz gedacht werden.“

Untersuchung noch nicht abgeschlossen

Der tote Steinadler wird derzeit im Phyletischen Museum in Jena unter die Lupe genommen. Er wurde bereits am 13. November gefunden, wie der Nabu am Dienstag mitteilte. Die Untersuchungen des Vogels dauern derzeit noch an.