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Großrazzia: Warum die Polizei am Dienstag bei den Anwälten auftauchte

Großrazzia: Warum die Polizei am Dienstag bei den Anwälten auftauchte

Anwaltskanzlei in Jena durchsucht
Foto: Jan-Henrik Wiebe
  • Anwaltskanzlei in Jena unter Betrugsverdacht
  • Ermittler geben Erkenntnisse nach Razzia vom Dienstag bekannt
  • Mehrere Tausend Anleger geprellt

Die Staatsanwaltshaft Gera ermittelt wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs und der strafbaren Werbung gegen mehrere Verantwortliche einer Rechtsanwaltskanzlei in Jena. Sie sollen sich bundesweit unter falschen Angaben von mehreren Tausend Kapitalanlegern, deren Anlagen in Schieflage geraten waren, ein Mandat zur Sicherung von Ansprüchen erschlichen haben. Das sagte Staatsanwalt Martin Zschächner am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit dem Landeskriminalamt (LKA) in Erfurt. Die Beschuldigten sollen dies gemacht haben, obwohl sie wussten, dass keine oder nur verschwindend geringe Erfolgsaussichten bestanden. Die vermeintlich unabhängigen Anlegerschutzvereine hätten sie dabei unterstützt.

Fotos von der Durchsuchung in Jena:

Höhere Gebühren als eigentliche Schadenssumme

Die Durchsetzung ihrer Ansprüche sei für die Geschädigten wirtschaftlich sinnlos gewesen, hieß es. Die Gebührenforderungen lagen zwischen 100 und 900 Euro und damit teilsweise höher als die ursprünglichen Schadenssummen. Die Ermittler um den Leitenden Oberstaatsanwalt Thomas Villwock gehen derzeit von rund 3500 Fällen aus.

Fälle aus dem Jahr 2014

Betroffen seien mehrere Kapitalanlagen, darunter Inhaberschuldverschreibungen. Der Schwerpunkt der Fälle konzentriere sich auf das Jahr 2014. Wie viele Anleger tatsächlich geschädigt wurden und wie hoch der Gesamtschaden sei, sei derzeit nicht absehbar. Die Ermittlungen seien durch mehrere Strafanzeigen gegen die Kanzlei ins Rollen gekommen. Weitere Details wurden wegen der laufenden Ermittlungen und aus Datenschutzgründen nicht gemacht.

Vier Terabyte Daten und 1600 Akten sichergestellt

Am gestrigen Dienstag wurden deshalb in Thüringen, Sachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hamburg 15 Büros und Wohnungen durchsucht. Bei den Einsätzen in Jena, Erfurt, Rudolstadt, Hamburg, Dresden, Köln, im Raum Erding sowie in den Kreisen Gotha und Weimarer Land neben acht Staatsanwälten sowie eine Vielzahl an Beamten von LKA und Polizei im Einsatz gewesen. Nach LKA-Angaben wurden dabei vier Terabyte Daten und 1600 Mandantenakten in Papierform sichergestellt. Die Auswertung werde voraussichtlich mehrere Monate dauern. Es gab keine Festnahmen.