Mit zunehmenden Diskriminierungserfahrungen sinkt das Vertrauen in demokratische Institutionen und das Sicherheitsgefühl im Bundesland. So lautet das Ergebnis einer am Montag vorgestellten Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) aus Jena. Viele Betroffene, heißt es dort, klagen auch über gesundheitliche Beschwerden.
Studie aus Jena: Oft Ausgrenzung in persönlichen Begegnungen
In der Studie standen - neben den Erfahrungen der Betroffenen - vor allem die psychologischen Auswirkungen von Diskriminierung im Vordergrund. Von den 167 Teilnehmenden aus Thüringen berichteten 80 Prozent über Ausgrenzung und Beleidigungen in persönlichen Begegnungen, 59 Prozent von sexualisierten Kommentaren und 46 Prozent von Hasssprache im Internet (Mehrfachantworten waren möglich). Je öfter Menschen diskriminiert wurden, desto mehr klagen die Betroffenen über gesundheitliche Beschwerden, ist das Ergebnis der Studie.
Eine weitere Auffälligkeit ist, dass Diskriminierte erheblich weniger Vertrauen in die Polizei haben als andere Bürger.
"Müssen in Schulen verstärkt über Demokratie reden"
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) zeigte sich besonders erschrocken über die hohe Anzahl der sexuell Diskriminierten. "Viele sollten mal in sich gehen und schauen, was sie da sagen", so der Minister. Im kommenden Jahr will Holter als Vorsitzender der Kultusministerkonferenz einen Schwerpunkt auf Demokratiebildung legen. "Wir müssen verstärkt in den Schulen verstärkt über Demokratie reden", sagte Holter.
Minister will Antidiskriminierungsgesetz
"Wissen schafft Demokratie" heißt die Schriftenreihe des IDZ, von der am Montag auch der zweite Band veröffentlicht wurde. Darin stellt IDZ-Mitarbeiterin Janine Dieckmann auch die Ergebnisse der Betroffenenstudie vor. Für Direktor Matthias Quent ist die Studie "nur die Spitze des Eisberges".
Holter sieht aufgrund der Ergebnisse Handlungsbedarf. Im kommenden Jahr will er sein Ministerium an einem Antidiskriminierungsgesetz arbeiten lassen. Ob dieses aber noch vor den Landtagswahlen 2019 beschlossen wird, bezweifelt der Minister.
Umfrage nicht repräsentativ für Thüringen
Etwa 170 Menschen aus Thüringen haben nach Angaben des IDZ zwischen Juli und September 2017 an der Online-Befragung teilgenommen. Sie haben nach eigenen Angaben Erfahrungen mit Diskriminierung in ihrem Alltag gemacht. Die Umfrage war nicht repräsentativ angelegt und lässt auch keine Rückschlüsse zu, wie viele Menschen im Freistaat tatsächlich von Diskriminierung betroffen sind.