Veröffentlicht inJena

So soll Carsharing attraktiver werden

So soll Carsharing attraktiver werden

Ein vom Bundeskabinett beschlossener Gesetzentwurf ermächtigt die Länder, mit Gratis-Parken und reservierten Stellflächen in begehrten Lagen das Carsharing zu fördern.
Ein vom Bundeskabinett beschlossener Gesetzentwurf ermächtigt die Länder, mit Gratis-Parken und reservierten Stellflächen in begehrten Lagen das Carsharing zu fördern. Foto: dpa

Carsharing ist gefragt – vor allem das Angebot stationsloser Autos soll in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgebaut werden.

Der Trend in Sachen Mobilität geht in Richtung Teilen – aber nur langsam. Zwar steigen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Nutzerzahlen bei Carsharing-Anbietern. Doch absolut greifen die meisten Bürger noch immer auf das eigene Auto zurück. Dennoch weiten viele Unternehmen ihr Angebot aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Carsharing-Nutzung wächst

„Die Nachfrage nach Carsharing wächst weiter“, sagte eine Sprecherin von Teilauto, dem Marktführer in den drei Ländern. „In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Anzahl unserer Nutzer verdoppelt.“ Insgesamt seien 30.000 Nutzer in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet. Mit 12.300 Nutzern teilen die Leipziger am meisten, gefolgt von Dresden mit 9600 Nutzern. Wie hoch die Auslastung der insgesamt 850 Fahrzeuge an den 540 Stationen ist, möchte das Unternehmen nicht veröffentlichen. „Wir haben eine hohe Zahl regelmäßiger Nutzer. Im Durchschnitt teilen sich 35 Personen ein Fahrzeug“, sagte die Sprecherin.

Erstmals stationslose Wagen

Interessant sei die aktuelle Entwicklung. Ab Anfang 2018 setzt Teilauto in Leipzig erstmals 100 stationslose Fahrzeuge ein, die „City-Flitzer“. Sie haben keine festen Stellplätze und können ohne vorherige Buchung genutzt werden. Das auch „Freefloating“ genannte Modell wird zusätzlich zu den 300 stationsbasierten Autos angeboten – zunächst nur in Leipzig. Ob und wann andere Städte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hinzukommen, entscheide sich nach der Testphase.

Free Floater wollen expandieren

Schon seit Oktober 2015 bietet die Hallenser Firma Jez Mobil stationslose Fahrzeuge an. Bisher stehen die 13 „Free Floater“ laut Unternehmen nur in Halle zur Verfügung, ebenso die Leihwagen an insgesamt 15 festen Stationen in der Stadt. Im ersten Quartal des Jahres will das Unternehmen in andere Städte expandieren, wie der Geschäftsführer auf Anfrage mitteilte. Insgesamt nutzen den Angaben zufolge derzeit etwa 2500 Menschen Wagen von Jez Mobil.

Trend zum privaten Carsharing

Alternative Angebote zur klassischen Autovermietung sind ebenfalls im Kommen. Ein Trend: privates Carsharing. Die Plattform Drivy, auf der Menschen ihren Privatwagen an Interessierte verleihen können, hat eigenen Angaben zufolge ihre Nutzerzahlen im vergangenen Jahr vervierfacht. Wie viele der insgesamt bundesweit etwa 200.000 Nutzer in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet sind, konnte das Unternehmen nicht sagen. Wegen der Großstädte Dresden, Leipzig und Chemnitz gebe es allerdings in Sachsen dreimal so viele Nutzer wie in Thüringen und fünfmal so viele wie in Sachsen-Anhalt.

Teilen auch bei Fahrrädern beliebt

Auch abseits des Automarktes wird „Shared Mobility“, also gemeinsam genutzte Mobilitätsdienste, immer wichtiger. Das Leipziger Unternehmen Nextbike bietet in Magdeburg, Dresden und Leipzig rund 1100 Fahrräder zum Verleih an. „An allen Standorten verzeichnen wir wachsende Nutzerzahlen“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit.

Noch keine Station für Fahrräder in Thüringen

Je nach Stadt gibt es fest installierte Stationen oder definierte Verleihorte, die über eine App eingesehen werden können. Serviceteams warten die Räder und verteilen sie zwischen den verschiedenen Stationen. In den sächsischen Städten sollen die Fuhrparks wegen der hohen Nachfrage weiter ausgebaut werden, so die Sprecherin. Zudem kooperiert Nextbike seit dem laufenden Wintersemester mit der Technischen Universität Dresden. Seitdem hätten sich die Ausleihen in der Landeshauptstadt verdreifacht.

Abgeschlagen im bundesweiten Vergleich

Insgesamt wächst zwar die Nachfrage nach „Shared Mobility“. Im Städteranking des Bundesverbandes für Carsharing, dem fast alle deutschen Anbieter angehören, liegen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dennoch auf den hinteren Plätzen. Leipzig schafft es mit rechnerisch 0,53 Carsharing-Fahrzeugen pro 1000 Einwohnern immerhin auf Platz 21 im Bundesvergleich, gefolgt von Dresden auf Platz 23. In Sachsen-Anhalt liegt Halle vorn (Platz 26 bei 0,5 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner), in Thüringen Jena (Platz 29, 0,43 Fahrzeuge) gefolgt von Erfurt (Platz 30, 0,41 Fahrzeuge).