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G20-Krawalle in Jena: Umstrittene Street-Art sorgt für Reibung

G20-Krawalle in Jena: Umstrittene Street-Art sorgt für Reibung

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  • Street-Art im Jena-Paradies stößt auf Kritik
  • Krawall-Graffiti rufe zur Gewalt auf
  • Jugend-Ausschuss soll entscheiden:  Kunst oder Straftat?

Die Skyline von Jena scheint in Flammen zu stehen: Demonstranten werfen Molotow-Cocktails auf Polizisten, die bereits ihre Schlagstöcke zücken. Ein Streifenwagen brennt im Hintergrund nieder. Zwischen Vermummten und Männern mit Irokesen-Schnitt schwenken Fahnen. Neben einer Fratze mit gespaltener Zunge prangt über dem scharlachroten Gebilde „Fight Back!“ in großen Lettern. Kunst oder ein Gewaltaufruf? – darüber streiten sich Jenas Oberhäupter derzeit mit der eigenen Jugend. Weil man auch im öffentlichen Diskurs am Freitag keinen gemeinsamen Nenner gefunden hat, soll nun ein Jugendhilfe-Ausschuss darüber entscheiden, ob das umstrittene Graffiti unangebracht ist und damit entfernt werden soll.

Umfrage: Sollte das Graffiti entfernt werden?

Aufruf zur Gewalt oder Gesellschaftskritik?

Für die städtischen Vertreter sei das Graffiti an der Halfpipe im Paradies-Park ein klarer Aufruf zu Gewalt. Auf einer städtischen und unpolitischen Sport- und Freizeitanlage sei so etwas fehl am Platz und schädlich für die öffentliche Wahrnehmung von Jena, soll es bei der Diskussion am Freitag geheißen haben.

Verarbeitung der G20-Ereignisse

Für die Befürworter der Street-Art ist es ein ganz klarer Fall der Meinungs- und künstlerischen Freiheit. Einen Aufruf zur Gewalt sei nicht zu erkennen. Vielmehr handle es sich um die Verarbeitung der G20-Ereignisse in Hamburg und eine allgemeine Gesellschaftskritik. Diese Form der Widerworte müsse eine Demokratie aushalten können. „Wer Molotowcocktails male, werfe sie nicht“, zitiert die Stadtverwaltung die Verteidigung der Sprayer.

Doppelmoral in Friedrich-Schiller-Universität?

In der Friedrich-Schiller-Universität hänge ebenfalls ein Bild, das dazu auffordere, zu Waffen zu greifen, geht in der Diskussionsrunde eine These steil. Demnach müsse das Gemälde „Auszug der Studenten in den Freiheitskrieg von 1813” von Ferdinand Hodlers ebenfalls übermalt werden.

Graffitis in Jena-Paradies sorgen für Streit

Die Graffiti sind Anfang Juni durch zwei Jugendliche gemeinsam mit der Jugendzentrum Junge Gemeinde Stadtmitte entstanden, hießt es am Montag aus der Stadtverwaltung. Sie befinden sich auf den Flächen oberhalb der Halfpipe, die auch offiziell zum Besprühen vorgesehen sind. Trotz der massiven Kritik von städtischen Vertretern hat der Kommunalservice Jena (KSJ) sich dieses Mal dafür entschieden, zum öffentlichen Diskurs zu laden, anstatt die umstrittenen Bilder ein drittes Mal zu überstreichen.

Jugendhilfe-Ausschuss soll entscheiden

Nach ergebnisloser Diskussionsrunde am Freitag, wird im August der Jugendhilfe-Ausschuss über die Bewertung des Graffitis tagen.