Veröffentlicht inJena

Blutmond: Uns steht die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts bevor

Blutmond: Uns steht die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts bevor

5F99F600F94E5080.jpg
© dpa

So entsteht ein Supermond

Das Video zeigt, wie es zum Spektakel des "Supermondes" kommt.

Am Freitagabend kommt es mit Mondfinsternis und Blutmond zu zwei Naturschauspielen am Himmel. Und dann ist da noch die Sache mit dem Mars.

Mit dem Blutmond und der Mondfinsternis kommt es am Freitagabend gleich zu zwei spektakulären Ereignissen am Nachthimmel. Der Mond leuchtet kupferrot und der Mars erscheint groß, rot und hell. Das extrem seltene astronomische Ereignis am 27. Juli fällt auf eine hochsommerlich warme, allerdings nicht ganz klare Sommernacht.

„Das ist eine tolle Chance, die Wunder des Himmels ins Bewusstsein zu rücken“, sagt Astrophysiker Dominik Elsässer von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) im südhessischen Heppenheim.

Viele Sternwarten, Planetarien, astronomische Vereine und Forschungsinstitute laden zum Beobachten des Schauspiels ein. Einen besonderes guten Blick hat Astronaut Alexander Gerst von der Raumstation ISS.

Und: Genau zum Höhepunkt der Mondfinsternis um 22. 30 Uhr MESZ fliegt Gerst mit der ISS über Deutschland. Auch die ISS ist also gut am Nachthimmel zu sehen.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was passiert bei einer Mondfinsternis?

Zu einer Mondfinsternis kommt es nur bei Vollmond, wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen. Der Mond taucht dabei völlig in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahlte Erde in den Weltraum wirft. Am Freitag kommt es nach Darstellung von Astronomen zur längsten sichtbaren totalen Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts: Eine Stunde und 43 Minuten dauert sie.

Übertroffen wird diese Dauer erst bei der Mondfinsternis am 9. Juni 2123 – um etwa drei Minuten. „Damit hat sie dann fast die maximal mögliche Länge von einer Stunde und 47 Minuten erreicht“, sagt Astronomin Carolin Liefke von der VdS und dem Haus der Astronomie in Heidelberg.

Warum leuchtet der Mond im Erdschatten kupferrot bis orange?

Die kurzwelligen blauen Lichtwellen der Sonnenstrahlen werden vollständig in der Erdatmosphäre gestreut, erläutert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das langwellige rote Licht werde hingegen gebrochen und in Richtung Mond gelenkt. Es fällt im Kernschatten auf die Mond-Oberfläche, ergänzt Elsässer. Der Mond schimmert rötlich, mancher spricht von einem „Blutmond“.

Warum ist der Mars so hell und rot?

Der auch als Roter Planet bekannte Mars kommt der Erde am Freitag so nah wie selten – er ist nur rund 58 Millionen Kilometer von unserem Planeten entfernt. Das ist der Minimalabstand, wie Liefke sagt. Zuletzt geschah das vor rund 15 Jahren, heißt es beim DLR.

Anders als die Erde braucht der Mars auf seiner weiter entfernten Umlaufbahn um die Sonne nicht ein, sondern fast zwei Jahre. Wenn die Erde den Mars auf der Innenbahn überholt und der Mars der Sonne vergleichsweise nahe steht, ist er am Himmel besonders hell und vergleichsweise groß zu sehen.

Nur wenn der Mars der Sonne nahe steht und ihn die Erde auf der Innenbahn überholt, ist er am Himmel besonders hell und vergleichsweise groß zu sehen. Zu dieser speziellen Konstellation kommt es im Durchschnitt aber nur alle 15 Jahre, zuletzt 2003. Am 27. Juli ist der Mars nur etwa 58 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

So gelingen die Fotos vom Blutmond und Mars

Für schöne Fotos brauchen Fotografen drei Dinge: eine System- oder Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv, ein Stativ und den richtigen Standort. „Man braucht freie Sicht auf den Süd-Ost-Horizont“, sagt Ulrich Köhler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Im Südosten wird nämlich kurz nach 21.00 Uhr der Mond aufgehen. Bis um 23.13 Uhr ist dann die beste Zeit, Fotos mit dem Mond während der Phase der Totalität zu machen. Insgesamt geht das Spektakel bis 00.19 Uhr.

Damit der Mond auch schön groß das Bild bestimmt, braucht es ein Teleobjektiv. „200 Millimeter sind gut, 400 sind besser“, sagt Köhler. „Sonst ist man hinterher enttäuscht, wie klein der Mond ist.“ Damit nichts verwackelt, nimmt man entweder ein Stativ oder sucht sich eine feste Unterlage für die Kamera – etwa eine Mauer.

Wichtig ist, die Empfindlichkeit der Kamera nicht zu hoch zu stellen. Bei hohen ISO-Werten verrauschen die Bilder leicht. Köhler rät zu geringerer Empfindlichkeit und lieber etwas längerer Belichtung.

Wie sind die Wetteraussichten für die Nacht?

Nach der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes ist der Abendhimmel vor allem im Norden und Westen weitgehend klar. Im Südosten und Osten dagegen können Quellwolken den Blick auf das einzigartige astronomische Schauspiel verdecken, wie Meteorologe Sebastian Schappert vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach vorhersagt.

An einigen Orten könne es in diesen Teilen sogar Schauer mit Starkregen und Gewittern geben. „In den meisten Regionen Deutschlands sieht es aber wesentlich besser aus.“

Zur halbwegs klaren Sicht kommt eine selten laue Nacht. Auf dem Höhepunkt der Hitzewelle werden Temperaturen wie im Süden erwartet: Im Westen und Norden ist mit tropischen Nächten – also mehr als 20 Grad – zu rechnen. Am Abend sind noch 25 bis 27 Grad möglich.

Im Süden und Südosten können die Temperaturen dagegen unter 20 Grad sinken – angenehme Schlaftemperatur, sagt Schappert.

Was kann man wann sehen?

Das Schauspiel fängt mit Beginn der Dunkelheit am Abend an. In München geht der Mond um 20.48 Uhr auf, in Hamburg um 21.16 Uhr. Dann dauert es noch einige Minuten bis der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eingetaucht ist und die totale Mondfinsternis beginnt.

Die Mitte der totalen Finsternis wird um 22.22 Uhr und das Ende um etwa 23.13 Uhr erreicht. „Der Mond ist gleich merklich röter und dunkler“, kündigt Liefke an. „Es ist klar und deutlich zu sehen, dass er anders aussieht als sonst.“

Die Mondfinsternis ende kurz nach Mitternacht. „Mars hingegen ist die ganze Nacht lang zu sehen.“ Zum Höhepunkt der Mondfinsternis stehen sowohl Mond als auch Mars noch tief über dem Südosthorizont. Der Saturn ist ebenfalls besonders gut zu erkennen, in der Nähe des Mondes.

Am Ende der Finsternis sieht es besser aus: dann stehen die Himmelskörper deutlich höher, es ist richtig dunkel und man wird sich – so das Wetter mitspielt – an ihrem rötlichen Leuchten erfreuen können. Nach Mitternacht wird zu sehen sein, wie der Mond den Erdschatten verlässt. Es wird Stück für Stück heller. Um 1.30 Uhr hat der Mond den Halbschatten komplett verlassen.

Zu diesen Zeiten gibt es den Mondaufgang zu sehen:

• in Berlin: 20.58 Uhr,

• in Hamburg: 21.17 Uhr

• in Köln: 21.18 Uhr

• in München: 20.57 Uhr

Sichtbar ist die Finsternis in Mittel, West- und Osteuropa sowie zusätzlich noch in Afrika, im westlichen Asien, in Indien und im Indischen Ozean. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass das Wetter mitmacht: Wolken würden das Schauspiel verbergen wie der Vorhang die Kulisse auf einer Theaterbühne.

Diese Google-Maps-Karte zeigt die Zeiten des Mondaufgangs in verschiedenen deutschen Städten an (Mit einem Klick auf eine Stadt wird die jeweilige Zeit für den Mondaufgang angezeigt):

Wo sollte man am Himmel hingucken?

Die Mondfinsternis ist nach Darstellung des DLR am besten im Süden und Osten Deutschlands zu sehen. Im Süden steht der Mond am höchsten, im Osten geht er früher auf und die Finsternis ist vollständiger zu beobachten.

Egal wo, wichtig sei auf jeden Fall ein bis zum Horizont freier Blick in südöstliche Richtung – auch weitgehend frei von irdischen Lichtquellen. Zur Mitte der totalen Mondfinsternis ist der Mars etwa sechs Grad südlich des Mondes zu erkennen, direkt über dem Horizont. Dann könne man versuchen, beide zusammen zu fotografieren.

Wie häufig treffen diese beiden Ereignisse aufeinander?

Eine totale Mondfinsternis, die ähnlich lang ist wie die am 27. Juli und der genau gleiche Stand des Mars – gegenüber der Sonne und so nah an der Erde – werden nach Berechnungen von Stefan Krause von der Volkssternwarte Bonn im Durchschnitt erst in etwa 105.000 Jahren wieder auftreten.

So läuft die Mondfinsternis ab – ein Beispiel:

• Eintritt in Halbschatten: 19.13 Uhr

• Mondaufgang: 21.01 Uhr

• Sonnenuntergang: 21.09 Uhr

• Beginn der totalen Mondfinsternis: 21.30 Uhr

• Maximale Finsternis: 22.22 Uhr

• Ende der totalen Mondfinsternis: 23.13 Uhr

• Sonnenaufgang: 05.43 Uhr

Besuch in Sternwarten

Neben dem Mond wird am Freitag auch der Mars gut sichtbar sein. Er erscheint als orangefarbener Punkt etwas rechts unterhalb des Mondes. Diese Konstellation ist nahezu einmalig, erklärt Köhler. „So schön wie diesen Freitag wird man sie ganz lange nicht mehr sehen.“

Sollen neben Fotos von Mond und von Mond und Mars auch größere Aufnahmen vom Nachbarplaneten gemacht werden, braucht es allerdings schon ein Teleskop. Ulrich Köhler empfiehlt, einen Blick in die Programme der Sternwarten in der Umgebung zu werfen.

Viele Einrichtungen in Deutschland haben zur Mondfinsternis ein Sonderprogramm aufgelegt. Einen Überblick gibt es zum Beispiel auf der Website der Vereinigung der Sternfreunde.

Berichtet das Fernsehen über die Mondfinsternis?

Ja. ARD-alpha hat einen Themenabend ins Programm genommen. Vom ESO Supernova Planetarium in Garching wird es eine Live-Übertragung mit Astrophysikern und Experten geben. Bis 22.30 Uhr soll die Sendung laufen.

Mondfinsternis oder partielle Mondfinsternis – das ist der Unterschied

Bei einer partiellen Mondfinsternis stehen Sonne, Erde und Mond in etwa in einer Reihe, wobei die Linie nicht ganz gerade ist, was sie von der totalen Mondfinsternis unterscheidet. Denn hier stehen alle drei Himmelskörper auf einer geraden Linie. Zuletzt kam es in Deutschland im August 2017 zu einer partiellen Mondfinsternis. Die Mondfinsternis ist längst nicht das einzige Naturschauspiel in diesem Jahr. Hier geben wir einen Überblick über das Astro-Jahr 2018.

Die letzte totale Mondfinsternis konnte man am 31. Januar bestaunen – allerdings nicht von Mitteleuropa aus. Auch die letzten partiellen am 15. Februar, 13. Juli und die kommende am 11. August werden von Deutschland aus nicht zu sehen sein.

Wo sieht man in Europa noch den Blutmond?

Eine viel bessere Sicht auf den Blutmond am Nachthimmel hat man in Südosteuropa. Für Urlauber, die derzeit in Griechenland oder der Türkei sind, könnte es also ein unverhofftes Erlebnis am Abend geben.

Wo auf der Welt kann man die Mondfinsternis noch sehen?

Die Mondfinsternis kann nicht nur von Europa aus bestaunt werden. Während wir in Europa nur einen Teil sehen können, können die Menschen im Süden und Osten Afrikas, der Türkei, auf der arabischen Halbinsel und in Indien den ganzen Verlauf beobachten.

Mondfinsternis und Sternschnuppen – welche Himmelsspektakel kommen noch?

Der August wartet mit dem ergiebigsten Meteorstrom des gesamten Jahres auf. Die Quelle liegt in den Perseiden, wobei der Höhepunkt in den Morgenstunden des 12. August zu erwarten ist. Diesmal stört kein Mondlicht die Beobachtung, denn am 11. August 2018 ist Neumond.

Als schönster und reichster Strom des Jahres beschert uns dieser Strom im Maximum um die hundert Meteore pro Stunde. Wie der Name andeutet, scheinen diese Sternschnuppen aus dem Sternbild Perseus zu purzeln.

Mitte November machen sich die Leoniden bemerkbar. Sie treten am Morgenhimmel in Erscheinung. Das ausgeprägte Maximum tritt in der Nacht vom 17. auf 18. November auf, wobei dieses Jahr lediglich mit rund zwanzig Meteoren pro Stunde zu rechnen ist.

Nach der Mondfinsternis ist vor der partiellen Sonnenfinsternis

Kommt es zur totalen Mondfinsternis, ist die partielle Sonnenfinsternis nicht mehr so weit – zumndest kalendarisch. Zwei Wochen davor und danach ist jeweils eine partielle Sonnenfinsternis am Himmel zu sehen. Die nächste findet demnach am 11. August statt.