Wer an die Tierwelt in Ostsee und Nordsee denkt, dem fallen wohl kaum große gesundheitliche Gefahren ein. Aber wer seinen diesjährigen Urlaub an den deutschen Küsten verbringt, sollte am Strand lieber genau Acht geben – sonst könnte es schmerzhaft enden.
Es gibt eine Fischart, die sich gerade in den Sommermonaten aus den tieferen Gewässern zum Laichen zu den flachen Küsten aufmacht. Dort liegen die Tiere dann vergraben im Sand, nur die Augen schauen heraus. Urlauber können sie leicht übersehen – und treten dann nichts ahnend auf den Fisch. Blöd nur, dass der auf seiner Rückenflosse und auf dem Kiemendeckel je einen Giftstachel besitzt!
Schmerzhafte Gefahr lauert an Ostsee und Nordsee
„Petermännchen“ (Trachinus draco) heißt die 15-40 Zentimeter große Fischart, die hauptsächlich im östlichen Atlantik zuhause ist – und dadurch auch im Mittelmeer sowie an der Nordsee und der Ostsee. Bekannt ist über die Tiere recht wenig. Doch Urlauber sollten sich von dem putzigen Namen nicht täuschen lassen, wie WWF-Meeresbiologe Philip Kanstinger unserer Redaktion verrät.
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Mit einem Stich des Petermännchens ist nämlich keinesfalls zu spaßen. „Sein Gift heisst Dracotoxin-Drachengift“, erklärt der Experte. „Der Stich ist sehr schmerzhaft (häufig schlimmer als z.B. Wespen oder Bienenstich) und es kommt in einigen Fällen zu Benommenheit, Kopfschmerzen, Schwitzen sowie Kreislaufstörungen. Meist treten nur lokale Symptome auf, schwere Vergiftungen sind sehr selten.“
An der Stichstelle treten sofort starke Schmerzen auf, die sich beispielsweise bei einem Stich in den Fuß im gesamten Bein ausbreiten können – gefolgt von Rötungen, Schwellungen, kleinen Hauteinblutungen oder längeren Taubheitsgefühlen. Meist dauert es etwa eine halbe Stunde, bis das maximale Schmerzlevel erreicht ist – doch dann halten eben jene Qualen einen ganzen Tag lang an, schlimmstenfalls sogar mehrere Tage.
So musst du bei einem Stich reagieren
Kanstinger erklärt: „Bei einem Stich sollte man sofort das Wasser verlassen und Hilfe kontaktieren z.B. Rettungsschwimmer oder Leute im Umfeld […] Als Erste-Hilfe-Maßnahme sollte man die Stichstelle säubern und mögliche Reste des Rückenstachels entfernen. Dann die Einstichstelle mit Hitze behandeln, z.B. mit einem Fön, heißem (nicht kochendem!) Wasser oder mit einem Hitze-Mückenstift.“ Das Gift des Petermännchens basiert auf Eiweiß und kann durch Hitze zumindest teilweise „deaktiviert“ werden, so der Experte.
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„Danach ruhighalten und kühlen“, fährt der Meeresbiologe fort. „Bei auffälligen Symptomen (starke Lokalreaktion, Kreislauf- und/oder Bewusstseinsstörungen) sofort Rettungsdienst verständigen.“
Ostsee gefährlicher als Wattenmeer
Also Vorsicht, wenn du im Sommer an Nordsee oder Ostsee ins flache Küstenwasser gehst. „Badeschuhe sind der beste Schutz gegen sie. Und man sollte die Tiere natürlich nicht anfassen“, mahnt Philip Kanstinger – und gibt Urlaubern in Deutschland noch einen wichtigen Hinweis.
„Im deutschen Wattenmeer kommt der Fisch nicht vor, Sylt-Besucher sind also sicher“, so der Meeresbiologe. „An der deutschen Ostsee kommt es im Sommer aber häufiger zu Unfällen.“