„Das ist doch komplett dumm!“, schimpft ein Kunde im Netz. Er ist stinksauer: Grund dafür ist ein Blick in ein Kaufland-Regal, was bei dem User nur Kopfschütteln auslöst. Genauer gesagt geht es um die Freiland-Eier des Marktes – die lösten prompt eine Diskussion aus.
Nun wird auch ein Experte deutlich.
Eier-Diskussion in Kaufland-Filiale: „Schlechtere Verpackungsoption“
Die Kritik des Kaufland-Kunden: Wie könne ein angeblich nachhaltiges Produkt wie ein Kaufland-Ei in einer umweltschädlichen Plastikschale verkauft werden? Berechtige Frage auf den ersten Blick, doch im Netz trifft er schnell auf Widerworte. Ein User auf Reddit widerspricht nämlich deutlich: „Plastik ist nicht immer eine schlechtere Verpackungsoption als Papier oder Zellstoff.“ Er vermutet, dass es sich um recyceltes PET handelt – also sogenanntes Re-PET. Und das bringt ein paar Vorteile: Es ist stabiler, leichter und schützt die Eier besser vor Bruch. Aber es geht nicht nur um Komfort.
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Der User bringt den eigentlichen Knaller: „Vom Erzeugnis bis in den Handel haben vor allem tierische Produkte einen viel größeren Footprint als ihre Verpackung.“ Heißt: Wenn ein Ei auf dem Transportweg kaputtgeht, ist das klimatechnisch deutlich schlimmer als die Produktion einer Plastikschale. Darum könne es „sogar Sinn machen, nicht recycelbare, teure Verbundfolien zu verwenden“, – einfach um Schwund durch Verderb zu verhindern.
Experte wird deutlich – darauf kommt es an
DER WESTEN hat bei Prof. Dr. Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft des Instituts in Wuppertal, nachgefragt – und der sieht das ähnlich, zumindest in Teilen. „Es kommt stark auf die individuelle Verpackungslösung an“, sagt er. Aber grundsätzlich: Plastik hat Vorteile, vor allem wenn’s recycelt ist. Es ist leichter, besser stapelbar und spart Sprit beim Transport – und damit eben auch Emissionen. Auch beim Wasserverbrauch hat Plastik oft die Nase vorn. Der Haken? Die Herstellung ist energieintensiv.
Und dann natürlich das leidige Thema Mikroplastik – das niemand in seinem Frühstücksei haben will. Ein echtes Problem sei allerdings das Recycling: „Bei diesen sogenannten Trays aus PET gibt es nur wenige etablierte Recyclingpfade – vieles landet klassischerweise in der Verbrennung.“
Prof. Dr. Henning Wilts räumt aber auch mit einem häufigen Denkfehler auf: „Der Impact der Verpackung gegenüber dem eigentlichen Produkt ist um mindestens einen Faktor 10 niedriger.“ Heißt: Das Ei selbst ist der eigentliche Umweltsünder – nicht das, worin es liegt. Die beste Lösung? Aus Sicht des Fachmanns sind das wiederverwendbare Verpackungen – robust, langlebig, stapelbar. Doch leider sei der Marktanteil bislang „sehr niedrig – auch weil es keine etablierten Pfandsysteme oder Rückgabemöglichkeiten gibt.“
Die Aufregung über Plastikverpackungen bei Eiern ist verständlich – aber nicht immer berechtigt. Ob Plastik oder Karton besser ist, hängt von vielen Faktoren ab: Transport, Recycling, Bruchsicherheit und regionaler Entsorgung. Wer wirklich nachhaltig konsumieren will, sollte also nicht nur auf die Verpackung schauen – sondern auch darauf, was überhaupt im Einkaufskorb landet.

