Die Deutsche Bahn steht vor einem Umbruch, der alle Bereiche des Konzerns erfassen soll. Evelyn Palla, seit Oktober die neue Bahnchefin, hat sich nichts Geringeres vorgenommen als einen kompletten Neuanfang. „Wir drehen den Konzern auf links: Ich setze auf einen kompletten Neuanfang“, erklärte sie in der „Bild am Sonntag“.
Besonders der Fernverkehr steht im Mittelpunkt ihrer Vision. Schmuddelige Züge, defekte Bordbistros und marode Bahnhöfe sollen bald der Vergangenheit angehören. Doch bis es soweit ist, kann es dauern. Aus dieser bitteren Wahrheit macht Palla auch keinen Hehl.
Deutsche Bahn soll schneller und sauberer werden
Palla ist die erste Frau an der Spitze der Deutschen Bahn. Mit frischem Wind hat sie klare Ziele gesetzt: Zuverlässigkeit, Sicherheit und Sauberkeit. Der Bund hat diese Punkte zur Priorität erklärt – schließlich ist die Bahn ein zentraler Bestandteil der Verkehrswende. Gemeinsam mit der Politik will Palla verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen.
Bereits 2024 sollen erste Sofortprogramme im Fernverkehr greifen. Dazu gehören Initiativen für saubere Züge, besser ausgestattete Bahnhöfe und mehr Komfort für Reisende. Zudem wird ein digitaler „Baustellen-Melder“ eingeführt, der Kunden hilft, ihre Reisen besser zu planen. Das Ziel ist klar: Bahnfahren soll attraktiver werden.
DB bleibt eine Baustelle
Doch trotz aller Maßnahmen wird die Deutsche Bahn die Probleme nicht von heute auf morgen lösen können. Die Pünktlichkeit bleibt eines der größten Sorgenkinder. 2023 wird das selbstgesteckte Ziel von 65 bis 70 Prozent pünktlichen Fernzügen verfehlt. Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) betonte bereits, diese Vorgabe sei unrealistisch gewesen. Eine Pünktlichkeit von mindestens 70 Prozent peilt die Bahn nun stattdessen bis Ende 2029 an.
Die Ursachen für Verspätungen sind vielschichtig: Neben Vandalismus und Sabotageakten machen Baustellen und die in die Jahre gekommene Infrastruktur dem Konzern zu schaffen. Bis 2036 sollen 40 hochbelastete Strecken grundsaniert werden, um den Betrieb langfristig zu stabilisieren. Das ist jedoch ein Prozess, der Zeit benötigt.
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Angesichts der komplexen Aufgabe, die vor ihr liegt, richtet Evelyn Palla einen dringenden Appell an die Reisenden: „Leider müssen wir unsere Kundinnen und Kunden um Geduld bitten. Die Modernisierung der Bahn ist ein Marathon, kein Sprint.“ Bis die angestrebten Verbesserungen spürbar werden, liegt noch ein langer Weg vor der Deutschen Bahn. Dabei will Palla den gesamten Konzern auf Effizienz trimmen: Entscheidungen sollen nicht mehr von oben, sondern direkt vor Ort getroffen werden. „Die Verwaltung muss dem Eisenbahner dienen“, betonte sie und kündigte an, jeden Job auf den Mehrwert für die Kunden hin zu überprüfen.
(mit dpa)
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