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Rente: Steigt die Altersarmut? Ämter sprechen Klartext

Steigende Preise machen auch älteren Menschen zu schaffen. Doch steigt auch die Zahl an Grundsicherungsbeziehern im Alter? Ämter klären auf!

Auch Rentner sind von steigenden Preisen betroffen. Steigt die Altersarmut in Deutschland?
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Demografischer Wandel bringt Rentensystem in Gefahr - so wird Deutschland immer älter

So bringt der demografische Wandel das Rentensystem in Gefahr.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat auch Auswirkungen auf Deutschland. So steigen die Preise für Energie und Lebensmittel rapide an. Vor allem Haushalte mit mittlerem oder geringem Einkommen leiden darunter – auch viele Rentner zählen dazu.

Der sächsische Linken-Politiker Sören Pellmann schlägt deshalb Alarm. „Die Inflation kommt im Sozialamt an. 20 Prozent mehr Altersarmut innerhalb eines Jahres in Sachsen sind alarmierend“, sagte Pellmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Im Jahr 2022 habe die Zahl von Menschen, die im Alter Grundsicherung bezögen, ihren Höchststand erreicht. Doch wie sieht das im gesamten Bundesgebiet aus? Steigt die Altersarmut?

Rente: Sind ältere Menschen von Armut betroffen?

„Die Grundsicherung im Alter wurde 2003 eingeführt, um ältere Menschen vor Altersarmut zu schützen“, erklärt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf Anfrage dieser Redaktion.

Wie die Deutsche Rentenversicherung mitteilt, kann Grundsicherung im Alter beantragt werden, wenn man „in Deutschland wohnt, das reguläre Rentenalter erreicht hat und über ein so geringes Einkommen oder Vermögen verfügt, dass es für den Lebensunterhalt nicht oder nicht ganz ausreicht.“

Im Juni 2022 bezogen laut Statistischem Bundesamt in ganz Deutschland rund 628.570 Rentner (Menschen ab der Altersgrenze zum Renteneintrittsalter) Grundsicherung. Laut weiteren Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Quote der Empfänger von Grundsicherung im Alter in den letzten Jahren leicht gestiegen. 2016 lag der Wert bei 3,1 Prozent, die Jahre danach bei 3,2 Prozent, 2021 dann bei 3,4 Prozent. „Altersarmut in Deutschland ist damit heute kein Massenphänomen. Dennoch ist der Anstieg ernst zu nehmen“, teilt die Deutsche Rentenversicherung dieser Redaktion mit. Auch das BMAS bestätigt, dass der Grundsicherungsbezug im Alter in Deutschland weiterhin nicht weit verbreitet sei.

„Von der jüngeren Bevölkerung bezogen 7,7 Prozent Grundsicherungsleistungen. Im Vergleich mit der jüngeren Bevölkerung sind ältere Menschen also deutlich weniger oft bedürftig“, betont das Bundesministerium.

Rente: Kommt die Inflation auch im Sozialamt an?

Rund 51.000 mehr Menschen bezogen 2022 im Vergleich zu 2021 im Alter Grundsicherung. Linken-Politiker Pellmann führt den Anstieg auch auf den Umstand zurück, dass ältere Flüchtlinge aus der Ukraine Grundsicherung im Alter beantragen. Ein wesentlicher Grund liege aber in der Inflation und steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie. Das BMAS liefert noch einen weiteren Grund: „Außerdem dürfte der im Jahr 2021 eingeführte Freibetrag für Grundrentenbezieher dazu geführt haben, dass mehr Menschen einen Anspruch auf ergänzende Grundsicherungsleistungen haben.“

Allerdings verweist das Bundesministerium auf das zum 01. Januar 2023 eingeführte neue Wohngeld. Das könne dafür sorgen, dass ein Grundsicherungsbezug nicht notwendig ist. Das BMAS teilt weiter mit, dass die Bundesregierung mit drei Entlastungspaketen bereits viel getan hat, um einen Zuwachs in der Altersarmut zu verhindern. „Für Rentnerinnen und Rentner wurde die Auszahlung einer Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro beschlossen. Zudem werden auch Rentnerinnen und Rentner durch die Einführung der Gas-, Fernwärme- und Strompreisbremsen entlastet“, teil das BMAS dieser Redaktion mit. Für Pellmann sei das zu wenig. Er fordert einen „Abwehrschirm gegen Altersarmut“.


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Ob die Inflation im Sozialamt ankommt und Pellmanns Aussage zutrifft, kann nicht abschließend geklärt werden. Aufgrund fehlender Daten im zweiten Halbjahr von 2022 könne das BMAS die Aussage nicht bewerten. Und auch das Statistische Bundesamt gibt zu Bedenken: „Uns ist nicht bekannt, auf welche Daten/Ergebnisse sich die zitierte Aussage von Herrn Sören Pellmann stützt.“