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Strengere Cannabis-Regeln in Planung: Ausgerechnet die Grünen finden es gut

Dreht Schwarz-Rot die Cannabis-Legalisierung zurück? Zumindest in einem Teilbereich dürfte es bald wieder mehr Regulierung geben.

© IMAGO/Westend61

Andrang im Green Social Club - Erster Ausgabe im Cannabis Verein

Ist es der Anfang vom Ende der Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland? Bundesgesundheitsministerin Nina Warken plant, medizinisches Cannabis im Online-Handel und beim Versand stärker zu regulieren. Ein Referentenentwurf aus ihrem Haus, der „Table.Media“ und „Politico“ vorliegt, sieht vor, dass Verschreibungen nur noch nach einem persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt möglich sein sollen. Außerdem soll es Apotheken verboten werden, Cannabisblüten per Versandhandel an Patienten zu verschicken.

Damit möchte Warken vor allem das Geschäft von Online-Plattformen eindämmen, die Cannabis-Rezepte über Videosprechstunden ausstellen. Über solche Plattformen können Patienten Cannabisblüten per Privatrezept erhalten, ohne einen Arzt persönlich zu treffen.

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Boom bei Cannabisblüten passt nicht mit ärztlichen Verschreibungen zusammen

Laut Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte ist der Import von Cannabisblüten zu medizinischen Zwecken im zweiten Halbjahr 2024 deutlich gestiegen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr gab es einen Anstieg um 170 Prozent.

Gleichzeitig wuchs die Zahl der Verschreibungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aber nur um 9 Prozent. Ministerin Warken kritisiert insbesondere telemedizinische Plattformen. Im Entwurf heißt es dazu: „Gleichzeitig werden vermehrt telemedizinische Plattformen auf dem Markt aktiv, über die Cannabisblüten zu medizinischen Zwecken ohne jeglichen oder ohne persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt bezogen werden können.“

Cannabis-Suchtrisiko: „Missbrauch bisher zu einfach“

Diese Praxis sorge für steigende Risiken. Dies erhöhe das Suchtrisiko, da keine persönliche Beratung durch einen Arzt oder pharmazeutisches Personal stattfinde, heißt es weiter. Warken möchte mit den neuen Maßnahmen sicherstellen, dass Patienten eine umfassende persönliche Beratung erhalten, bevor sie Cannabis zu medizinischen Zwecken nutzen.

Grünen-Politiker Janosch Dahmen könne die Entscheidung „als Arzt gut nachvollziehen“, sagt er „Politico“. Der Missbrauch sei „bisher zu einfach“, eine „medizinisch sinnvolle Behandlung“ gleichzeitig zu schwer, so der Bundestagsabgeordnete.

Julian Wichmann, CEO des Cannabis-Unternehmens Bloomwell Group, warnte dagegen gegenüber „Politico“ vor einer „verantwortungslosen Re-Kriminalisierung von hunderttausenden Cannabis-Patienten.“


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Die geplanten Änderungen zielen darauf ab, den unregulierten Zugang zu medizinischem Cannabis zu erschweren und Missbrauch zu reduzieren. Dadurch soll der Schutz der Patienten verbessert werden, ohne den Nutzen von Cannabis als Arzneimittel grundsätzlich in Frage zu stellen.