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Weltenbummler Manfred Geyer wird 65

Weltenbummler Manfred Geyer wird 65

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Trainer Manfred Geyer. Der ehemalige deutsche Biathlet feiert am 23. Mai seinen 65. Geburtstag Foto: Michael Reichel/dpa

Fast 45 Jahre tourte Manfred Geyer durch die Biathlon-Welt. Erst als Aktiver, seit 2004 als Trainer in Diensten einiger Nationen. Jetzt wird er 65 und geniest seinen Ruhestand im heimischen Goldlauter.

Seinen 65. Geburtstag feiert Manfred Geyer am kommenden Montag mit Ehefrau Dietlind im Südiroler Ridnaun. Eine Gartenparty im Kreise seiner Freunde gibt’s eine Woche später im heimischen Skistadion Goldlauter. Da wird der schönste Augenblick seiner sportlichen Laufbahn wieder mal in aller Munde sein. Als Schlussläufer der DDR-Biathlon-Staffel war das Biathlon-Urgestein 1976 in Innsbruck nahezu aussichtslos als Siebter auf die letzten zehn Kilometer gegangen. Doch er pflügte sich durch das Läuferfeld, machte mehr als 90 Sekunden wett und erkämpfte noch Olympia-Bronze.

„200 Meter vor dem Zielstrich hatte ich den bundesdeutschen Schlussläufer Claus Gehrke ein- und überholt“, erinnert sich Geyer an den für die Thüringer Biathlon-Gemeinde unvergesslichen Augenblick. Mit dem Gala-Auftritt hatte er nicht nur den kaum mehr erhofften Podestplatz gesichert. Bronze war auch das erste olympische Edelmetall für Thüringer Biathleten, gemeinsam mit Karl-Heinz Menz aus Tambach-Dietharz und Frank Ullrich aus Trusetal sowie dem Sachsen Manfred Beer.

„Unbestritten, das war der Höhepunkt meiner aktiven Laufbahn“, schätzt „Wally“ Geyer ein, der stets aufopferungsvoll von seinem heute 90 Jahre alten Vater und der vier Jahre jüngeren Mutter unterstützt wurde. Neben dem dritten Platz von Innsbruck gewann er noch zweimal WM-Bronze mit Staffeln. Sein bestes Einzelergebnis war Platz sechs bei der WM 1975 in Antholz, als er mit einem Fehler beim 20. und letzten Schuss die greifbar nahe Silbermedaille liegen ließ.

Kati Wilhelm in der Biathlon-Weltelite

Nach den Winterspielen 1976 wurde er technischer Leiter der Oberhofer Skijäger, holte sein Abitur nach und absolvierte ein Sportstudium an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg. Unmittelbar danach begann seine erfolgreiche Trainer-Karriere. Er übernahm die erste Gruppe von Biathletinnen an der Oberhofer Sportschule. Die heutige IBU-Generalsekretärin Nicole Resch gehörte zu seinen ersten Schützlingen. Später führte er die Langlauf-Umsteigerinnen Steffi Kindt, Katrin Apel und Kati Wilhelm in die Biathlon-Weltelite, trainierte stets die Oberhofer Frauen, die gerade nicht mit der Auswahl unterwegs waren. Zudem betreute er fünf Jahre die B-Kader- Athletinnen des Deutschen Skiverbands.

Nach 34 Jahren als Sportsoldat, erst beim Armeesportklub, später bei der Sportfördergruppe Oberhof, schied er 2004 aus dem Dienst aus – und wurde erstmals in seinem Leben Cheftrainer. In sechs Jahren führte er die Schweizer Biathleten vom 19. Platz der Weltrangliste auf Rang acht. Nach einem missratenen Engagement in Korea trainierte er zwei Jahre die slowakischen Skijäger, die 2014 in Sotschi Olympia- Fünfte mit der Mixed-Staffel wurden. Das war der letzte seiner fünf Olympia-Auftritte als Aktiver (1976), Kampfrichter (1992) und Trainer (2006 bis 2014). Während der zehn Jahre im Weltcup war der heimatverbundene Thüringer häufiger unterwegs als zu Hause. Den zweijährigen Job als Entwicklungshelfer beim Aufbau des Schweizer Trainingszentrums in Lenzerheide beendete er in diesem Frühjahr. „Die Fahrerei und das Wegsein von zu Hause wurden zu viel“, sagt er.

Seitdem bezeichnet er sich als „Facility Manager“. Er kümmert sich um Haus und Garten, geniest den Ruhestand und seinen fast vierjährigen Enkel. Endlich hat er auch Zeit für den sonntäglichen Frühschoppen in der Skibaude Heidersbach. „Am schönsten ist’s aber auf unserer Terrasse mit einem Gläschen Wein und Blick auf Rennsteig, Beerberg und Wilden Kopf. Das ist jetzt mein Paradies“, schwärmt Biathlon-Weltenbummler Geyer.