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Was Thüringens Wäldern zu schaffen macht

Was Thüringens Wäldern zu schaffen macht

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Foto: dpa

Thüringens Wäldern geht es so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Die Zahl kranker Bäume hat weiter zugenommen. Ein Grund hierfür ist der Klimawandel.

Nur noch jeder fünfte Baum in Thüringen gilt als gesund. Der Zustand der Thüringer Wälder ist damit so schlecht wie seit 1993 nicht mehr. Das geht aus dem am Donnerstag in Erfurt vorgelegten Waldzustandsbericht für 2016 hervor. „Wir sehen das Ergebnis als Warnhinweis, den wir sehr ernst nehmen“, erklärte Forstministerin Birgit Keller (Linke).

Anteil kranker Bäume wächst

Dem Bericht zufolge gelten 37 Prozent der Bäume als deutlich geschädigt. Damit hat sich der Anteil kranker Bäume im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte erhöht. Das zeige, dass der Klimawandel mit seinen Folgen immer offensichtlicher werde. Die beiden vergangenen trockenen Sommer sowie schneearme Winter hätten den Bäumen zugesetzt, so Keller. Besonders schlecht gehe es den Kiefern und Buchen.

Laut dem Bericht waren nur noch acht Prozent der Kiefern gesund. Bei den Buchen sei der Anteil gesundheitlich geschädigter Bäume um 15 Prozent gestiegen. Auch der Zustand der Fichten verschlechterte sich weiter; bei ihnen wurde der stärkste Nadelverlust der vergangenen 20 Jahre beobachtet.

Waldumbau gegen den Klimawandel

Um sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen, müsse der Waldumbau voran getrieben werden, betonte die Ministerin. Notwendig seien mehr Mischwälder. „Sind die Bäume von verschiedener Art und unterschiedlich alt, so werden die Risiken durch Schädlinge, Sturm oder Trockenheit vermindert.“ So seien bereits auf rund 15.000 Hektar instabile Waldbestände umgewandelt worden. Dazu wurden den Angaben zufolge in den vergangenen fünf Jahren mehr als fünf Millionen Bäume gepflanzt.

Landwirtschaft hat Mitschuld an Waldsterben

„Das Waldsterben auf Raten schreitet leider noch immer voran. Auch wenn es keine großflächigen Kahlflächen gibt, so zeigt der Bericht deutlich, dass wir das Waldsterben keineswegs als ein Thema der Vergangenheit betrachten dürfen“, so Olaf Müller, umweltpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion. Müller sieht vor allem den übermäßigen Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft als Ursache für die kranken Wälder. Die Grünen fordern daher unter anderem den Umstieg auf eine ökologische Landwirtschaft, die mit weniger Dünger auskommt.

Viele Bucheckern als Zeichen für Krankheit

Auch die Linke ist alarmiert, besonders über den schlechten Zustand der Buchen. „Die Baumart, die in Thüringen in der Vergangenheit optimale Bedingungen fand, leidet offenbar enorm unter den gegenwärtigen Umwelteinflüssen“, so Tilo Kummer, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Linken. Den schlechten Zustand der Bäume erkenne man auch an der massiven Bucheckernbildung, die heute sehr viel stärker auftritt als noch vor ein paar Jahrzehnten. „Offensichtlich vertragen die Buchen die in den letzten Jahren häufig auftretende massive Trockenheit im Frühling nicht. Bäume neigen zu so starker Fruchtbildung vor allem dann, wenn sie in ihrer Existenz bedroht sind“, so Kummer.

Der Zustand der Thüringer Wälder wird seit 1991 jährlich begutachtet. Für die Erhebung in diesem Jahr wurden stichprobenartig mehr als 8000 Bäume untersucht.