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Eliog-Prozess: Größtes Wirtschaftsverfahren in Thüringen könnte noch Jahre andauern

Eliog-Prozess: Größtes Wirtschaftsverfahren in Thüringen könnte noch Jahre andauern

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Im Betrugsprozess gegen sieben frühere Eliog-Manager vor dem Landgericht Mühlhausen ist kein Ende abzusehen. Foto: Michael Reichel/dpa

Neun Zeugen sind bisher im Eliog-Prozess, dem aktuell größten Wirtschaftsstrafverfahren, in Thüringen, vernommen worden. Weitere 51 stehen auf der Zeugenliste des Landgerichtes Mühlhausen.

Im Betrugsprozess gegen sieben frühere Eliog-Manager vor dem Landgericht Mühlhausen ist kein Ende abzusehen. Das derzeit größte Thüringer Wirtschaftsstrafverfahren wird an diesem Donnerstag nach einer Pause fortgesetzt, wie Gerichtssprecherin Gitta Fehr-Albrado sagte. Der Prozess läuft seit August 2015. Bis Ende Juni stehen bereits 17 weitere Verhandlungstage fest. Ein Abschluss der Beweisaufnahme ist aber noch nicht in Sicht.

Prozessbeobachter rechnen mit Jahren bis zum Urteil

Beobachter schließen nicht aus, dass das Verfahren noch Jahre bis zu einem Urteil dauern könnte. Im bisherigen Prozessverlauf hat sich nach Gerichtsangaben nur ein Angeklagter zu den Vorwürfen geäußert.

Banken, Leasingfirmen und Unternehmen werden um Millionen betrogen

Die Angeklagten waren Vorstände und Geschäftsführer in der seit 2010 insolventen Erfurter Eliog-Gruppe. Den mittlerweile 44 bis 75 Jahre alten Managern wird vorgeworfen, zwischen 2006 und 2009 Banken, Leasingfirmen und Zulieferer durch Scheinrechnungen um Millionensummen betrogen und Fördermittel erschlichen zu haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von 29 Fällen. Der entstandene Schaden beträgt laut Anklageschrift rund drei Millionen Euro.

2010 kam die Pleite

Die Eliog AG war eine Firmengruppe aus Ost- und Südthüringen mit zeitweise etwa 1000 Beschäftigten vom Autozulieferer bis zu einem Hersteller von Industrieöfen. 2010 ging das Unternehmen pleite.

Noch 51 Zeugen müssen gehört werden

Von 60 vorgesehenen Zeugen in dem Verfahren seien bisher neun befragt worden, zum Teil mehrfach, erläuterte die Gerichtssprecherin. Außerdem wurden mehrere medizinische Sachverständige angehört, die sich zur Verhandlungsfähigkeit der Angeklagten äußerten. Über Wochen wurden Zeugen des Landeskriminalamts befragt, ob Akten vollständig sind. Etliche Verteidiger hatten zuvor moniert, dass bei Durchsuchungen beschlagnahmte Datenvolumen im Umfang von sechs bis zehn Terrabyte nicht vollständig zu den Prozessakten gelangt seien.

Angeklagte stammen aus Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern

Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen hatte 2013 ursprünglich zwölf Männer angeklagt. Aus Platzgründen waren zwischenzeitlich mehrere Tatkomplexe abgetrennt worden. Das Verfahren gegen einen 59-Jährigen aus Baden-Württemberg war im November 2015 gegen eine Auflage von 5000 Euro vorläufig eingestellt worden. Gegen vier weitere frühere Eliog-Mitarbeiter soll zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt werden. Fünf der sieben im Prozess verbliebenen Angeklagten stammen aus Süd- und Ostthüringen, einer aus Baden-Württemberg und einer aus Bayern.

Prozessplanungen reichen mittlerweile bis 2018 und darüber hinaus

Das Verfahren sollte wegen der Vielzahl der Angeklagten und Zeugen ursprünglich zwei Jahre dauern. Das Landgericht Mühlhausen hatte zunächst bis Ende 2017 einen Kultursaal außerhalb des Gerichts angemietet. Mittlerweile gebe es Planungen bis 2018 und darüber hinaus, hieß es.