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Paketboten-Skandal bei Hermes: Das Unternehmen hält sich bedeckt

Paketboten-Skandal bei Hermes: Das Unternehmen hält sich bedeckt

Razzia bei Hermes-Zustellern im Kreis Gotha
Bei einer Razzia in Gierstädt (Kreis Gotha) wurden 35 illegal eingereiste Menschen festgenommen, die für einen Subunternehmer von Hermes Pakete ausfahren sollten. Foto: Marcus Scheidel
  • Nach Razzia in bei illegal Eingereisten in Thüringen
  • Hermes prüft Vorwürfe
  • Paketboten sollen illegal bei Servicepartnern beschäftigt gewesen sein

Nach der Festnahme von illegalen Hermes-Postboten in Thüringen hält sich der Logistikkonzern zu möglichen Konsequenzen bedeckt. Auf Thüringen24-Anfrage teilte Sprecherin Claudia Schanz mit, dass sich das Unternehmen jetzt mit der Aufklärung des Falls beschäftige – „die noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird“. Vor der Klärung der Faktenlage wolle man sich nicht öffentlich äußern.

Hermes-Fahrer in Gierstädt festgenommen

Am Dienstag hatten 160 Beamte der Bundespolizei einen Wohnkomplex in Gierstädt (Kreis Gotha) durchsucht und dabei vorläufig 35 Menschen festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, illegal nach Deutschland gekommen zu sein, um hier für Subunternehmer von Hermes Pakete auszufahren. Noch ist unklar, wie lange sie sich bereits in Thüringen aufgehalten haben. Die Moldawier, Ukrainer und Weißrussen lebten in einfachen Wohnungen und teilten sich heruntergekommene Gemeinschaftsduschen. Zu ihren Arbeitsbedingungen ist bisher nichts Genaueres bekannt.

Razzia bei Hermes-Zustellern – Fotos vom Einsatz der Polizei:

Das Hermes-System der Servicepartner

Hermes stützt sich auf ein weitverzweigtes System aus kleineren selbstständigen Unternehmen. Diese sogenannten „Servicepartner“ betreiben bundesweit 300 Zustellbasen, aus denen die Sendungen verschickt werden. Weitere 100 Unternehmen holen die Pakete aus Depots ab, die Hermes gehören. Die Fahrer wiederum sind bei diesen kleineren Firmen angestellt, mehr als 10.000 Zusteller sind es im Durchschnitt in ganz Deutschland.

Hermes-Partner werden zertifiziert

Der Logistikriese spricht davon, dass alle Vertragspartner auch in Thüringen regelmäßig ein Zertifizierungssystem durchlaufen, „das explizit auf die Überprüfung geltender Gesetze und Sozialstandards abzielt“. Auf die Frage, wie diese Regeln in Gierstädt unterlaufen werden konnten, gibt es bislang keine Antworten.

Hermes prüft die Vorwürfe zum Fall in Thüringen

Offen ist auch, wie es mit der Paketzustellung in der Region weitergeht. Hermes-Sprecherin Schanz sagte dazu lediglich: „Sollten sich die Vorwürfe erhärten, behalten wir uns vor, entsprechende Konsequenzen zu ziehen.“ Laut den Statuten des Unternehmens wäre dies im letzten Schritt ein Ende der Zusammenarbeit. Auf der Website heißt es: „Wir tolerieren es nicht, wenn für Hermes tätige Servicepartner gesetzliche Regelungen unterlaufen – egal, ob dies bewusst oder unbewusst geschieht.“ Die selbstständigen Unternehmer müssen im Vorfeld etwa einem Verhaltenskodex zustimmen und werden vom SGS-Tüv Saar geprüft.

Diskussion unter Thüringen24-Lesern

Auch unter den Thüringen24-Lesern sorgte die Razzia am Dienstag für Aufsehen. Viele prangerten schlechte Arbeitsbedingungen bei Hermes sowie den hohen Leistungsdruck und niedrige Bezahlung in der Logistikbranche allgemein an. Ebenso beklagten sich einige über Verständigungsschwierigkeiten mit Hermes-Paketboten.