Erfurt/ Schkölen. Thüringens Bauernpräsident Klaus Wagner sieht kaum Möglichkeiten, in der Landwirtschaft hierzulande rasch auf den Klimawandel zu reagieren.
„Wir können nur anbauen, was wir auch verkaufen können“, sagte Wagner im Vorfeld des Landeserntedankfestes am Samstag in Schkölen (Saale-Holzland-Kreis).
Landwirte in Thüringen würden bereits Sorten anbauen, die an den jeweiligen Standort angepasst seien und auch mal längere Trockenperioden überstünden.
„Aber jede Pflanze braucht Wasser. In der Landwirtschaft ist die Anpassung an neue klimatische Bedingungen nicht ganz so einfach“, erklärte Wagner.
Thüringen: Bauernpräsident hat Bedenken
Für Hirse etwa, eine Getreideart, die mit wenig Wasser zurecht komme, fehle schlicht der Absatzmarkt. Es gebe in Thüringen auch Betriebe, die sich im Soja-Anbau versuchten.
„Doch es fehlen Verarbeitungskapazitäten im Land“, sagte Wagner mit Blick auf die Herstellung zum Beispiel von Sojaschrot, das an Tiere verfüttert werden kann. Außerdem brauche man noch viele Jahre, um genügend Erfahrungen zu sammeln.
Getreideernte trotz Steigerung niedrig
Nach Daten des Statistischen Landesamtes liegt die diesjährige Getreideernte von rund 2,5 Millionen Tonnen um zwei Prozent unter dem Mittel der Jahre 2013 bis 2018. Im Vergleich zum Dürrejahr 2018 sei der Ertrag aber um 0,4 Millionen Tonnen oder 17 Prozent gestiegen.
Körnermais und Corn-Cob-Mix sind in den Daten nicht enthalten. Größere Einbußen - auch im Vergleich zum Vorjahr - gab es unter anderem bei der Winterraps-, der Apfel- und der Kirschernte.
Trockenheit trifft Bauern ganz unterschiedlich
„Die Durchschnittswerte spiegeln die Realität nicht ganz wieder“, sagte Wagner. Bauern seien in diesem Jahr regional sehr unterschiedlich von der Trockenheit betroffen gewesen.
„Wir haben Betriebe, die haben eine durchschnittliche Ernte eingefahren, es gibt aber auch Betriebe, die haben eine schlechtere Ernte als im vergangenen Jahr.“
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Thüringer Becken besonders fruchtbar - aber auch trocken
Dem Weizen habe vor allem die Hitzewelle Anfang Juli sehr geschadet. Im Thüringer Becken seien die Ertragseinbußen am größten.
Das Thüringer Becken um Erfurt herum gilt als besonders fruchtbar, gehört aber wegen seiner besonderen Lage auch zu einer der trockensten Gegenden Deutschlands.
Wagner betonte die Symbolkraft des Erntedankfestes - auch unabhängig der religiösen Bedeutung. „In der heutigen Zeit ist das eine Gelegenheit, Danke zu sagen und inne zu halten, auch darüber nachzudenken, dass nicht alles immer selbstverständlich ist“, sagte Wagner. (dpa)