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„DNA des Ostens“ (MDR): Thüringer Landwirt packt über Erfahrungen im Westen aus – „War erschlagen“

„DNA des Ostens“ (MDR): Thüringer Landwirt packt über Erfahrungen im Westen aus – „War erschlagen“

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Sascha Kaiser, Landwirt aus Sundhausen in Thüringen. Foto: MDR Hoferichter & Jacobs

„Ich fühle mich eigentlich als Ostdeutscher. Ja, das könnte man so sagen“, sagt Marcel Räthl (35) bestimmt in die Kamera des MDR. Und ergänzt: „Auch wenn es eigentlich schon lange her ist, die Wiedervereinigung…aber die Verbindung zum Osten ist schon da“, bekräftigt er.

Der MDR hat in der ersten Episode der zehnteiligen Doku-Reihe „DNA des Ostens“ neun Menschen zu Wort kommen lassen, die in Ostdeutschland kurz vor, während oder kurz nach der Wende geboren wurden. Die Off-Sprecherin der MDR-Produktion betont: „Ihre Eltern haben in einem Land gelebt, das es nicht mehr gibt. Die DDR ist weg. Die Herkunft ist geblieben.“

Fühlen sie sich ostdeutsch? Was verbindet sie? Was ist für sie die DDR? Was ist ihre Identität?

„DNA des Ostens“ im MDR: Neun Menschen erzählen ihre Geschichte und die Verbundenheit mit der DDR

Ob Theatermaler aus Berlin, PR-Agentin aus Magdeburg oder Mode-Designerin aus dem Erzbgebirge: Sie alle erzählen von ihrer Sozialisation, ihren Erinnerungen an die Kindheit, von Erzählungen aus der DDR.

Einer von ihnen: Sascha Kaiser (39), Landwirt aus Sundhausen bei Bad Langensalza in Thüringen. Er ist seit 2012 Chef eines landwirtschaftlichen Familienbetriebes, der rund 450 Hektar bewirtschaftet.

Geboren ist er in der DDR, dort ist er aufgewachsen. Doch Kaiser sagt auch: „Geprägt hat mich eher meine Familie. Ob die DDR oder später nach der Wende: Ich würde nicht sagen, dass mich die DDR speziell geprägt hat. Mein Zuhause hat mich geprägt.“ Freundlich sein, im Dorf jeden grüßen – solche Werte hätte seine Familie ihm vermittelt.

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Aufgewachsen ist er bei seiner alleinerziehenden Mutter und den Großeltern. Nach der Wende ist er bei seiner ersten Westreise als Siebenjährigen nach Hessen gekommen. In Fulda seien ihm 5 Mark geschenkt worden. „Dafür sollte ich mir was kaufen und im Spielzeuggeschäft. Doch ich bin einfach wieder rausgegangen, weil ich so erschlagen war von den vielen Sachen, die es da gab. Ich wusste gar nicht, was ich kaufen sollte.“

Als Jugendlicher tritt er schließlich in die Fußstapfen seines Großvaters. Dieser bewirtschaftete als Landwirt auch schon 99 Hektar Land. Doch sein eigener Herr war er nicht. In der Planwirtschaft hatte der Staat die Hand drauf. Nach der Wiedervereinigung seien Bayern gekommen, um das Land zu übernehmen, erzählt Kaiser.

Thüringer Azubi macht Landwirt-Lehre in Niedersachsen

Der Opa wurde wieder Angestellter. Doch 1996 bekommt er von einem Cousin 60 Hektar Land zur eigenen Nutzung. Kaiser fängt mit 17 Jahren eine Lehre in der Landwirtschaft an, geht dafür auch nach Niedersachsen. Dort wird er von der Familie herzlich aufgenommen. Er fühlte sich wohl im Westen. Erzählt: „Das war ein ganz tolles Lehrjahr. […] Natürlich hatte ich die ersten 14 Tage Heimweh, aber als ich dann neue Freunde kennengelernt habe, war das alles dann schnell vorbei.“ Klar seien Ossiwitze gemacht worden, aber er hätte dann Wessiwitze gerissen, sich trotzdem gut gefühlt.

2002 startet Familie Kaiser ihren Familienbetrieb, zehn Jahre später übernimmt der Sohnemann und blickt heute auf ein großes Stück Land. Er lebt zufrieden in Ostdeutschland.

„Die DNA des Ostens“ : MDR-Doku in der ARD-Mediathek

Die komplette Dokumentation „Wer wir sind – die DNA des Ostens“ kannst du ab sofort hier in der ARD-Mediathek sehen. Sie gehört zu einer zehnteiligen Doku-Reihe mit dem Titel „Die DNA des Ostens“, die den Transformationsprozess in Ostdeutschland genauer unter die Lupe nimmt. Dazu gehört auch ein interaktives Online-Projekt, welches du hier findest. (js)