Veröffentlicht inThüringen

 „Lost Place“ in Thüringen ist heute ein Geisterdorf – doch er hat eine dunkle Vergangenheit

Der „Lost Place“ in Thüringen ist jetzt ein Geisterdorf – doch er hat eine ziemlich dunkle – und brutale – Vergangenheit…

Thüringen Oertelsvilla
© Privat

Thüringer Wald

Diese Hotspots solltest du kennen

Dieser „Lost Place“ in Thüringen macht seinem Namen wirklich alle Ehre: Denn hierbei handelt es sich nicht nur um ein verlassenes Haus – sondern gleich um ein ganzes Dorf.

Ursprünglich ist in dem „Lost Place“ nahe Lehesten in Thüringen Schieferbergbau betrieben worden. Doch das jetzige Geisterdorf hat eine dunkle und brutale Vergangenheit…

„Lost Place“ in Thüringen: Geisterdorf Oertelsbruch

Im Schiefergebiet im Thüringer Wald findet man den Oertelsbruch. Mehrere mit Schiefer bedeckte Häuser und Werkstätten sind hier mittlerweile völlig verlassen. Im 19. Jahrhundert übernahm Ernst Oertel den Bruch und nannte ihn „Oertel I“ – vier Jahre später starb er und sein Sohn Karl gründet 1865 einen zweiten Bruch: der Karlsbruch oder auch „Oertel II“. Da Schiefer immer beliebter wurde, entwickelte sich das Unternehmen zu eines der größten in Europa.

Als dann der Bruch an das Eisenbahnnetz angeschlossen werden konnte, arbeiteten um die 860 Menschen in der Nähe von Lehesten. Weil Karl Oertel das Wohl seiner Mitarbeiter am Herzen lag, baute er ein Gebäude mit Küche, Speisesaal, Bäckerei und Brauerei, eine Bibliothek und sogar eine Schule. Auch ein Krankenhaus mit Krankenkasse und Elektrizitätswerk ließ Karl Oertel errichten. In dem Dorf war richtig was los.

„Lost Place“ in Thüringen mit dunklem Kapitel

Das Geisterdorf hat eine weitreichende – und brutale – Geschichte hinter sich: Nachdem Karl Oertel starb wurde die „Karl Oertel Schieferbrüche Lehesten GmbH“ gegründet. Doch der erste Weltkrieg und die Inflation setzten dem Betrieb zu – 1920 besiegelte die Weltwirtschaftskrise dann fast das endgültige Ende des Unternehmens.


Mehr Themen:


Doch der Erfolg des Schieferbergbaus fuhr Achterbahn: Durch die Nationalsozialisten wird der Schieferbau beliebter – 1943 übernahmen sie dann den Oertelsbruch und gaben ihm den Decknamen „Rotbutt“. 1944 schloss die SS mit der Familie Oertel für das Gebiet einen Pachtvertrag ab. Das dunkle Kapitel des Bruchs im Thüringer Wald wird geschrieben…

Nazis nutzen Thüringer „Lost Place“ als KZ

In dem Bruch-Gebiet, das Ernst Oertel gehörte, bauten die Nazis das Konzentrationslager Laura. Insgesamt wurden zirka 2.600 Häftlinge in dem KZ zur Arbeit gezwungen – Lagerführer SS-Obersturmführer Wolfgang Plaul galt dabei als äußerst brutal und gewalttätig. Die Zustände in dem KZ waren dementsprechend menschenverachtend – innerhalb von eineinhalb Jahren starben in dem Lager 560 Menschen.

Thüringen Oertelsvilla
In der Villa der Familie Oertel haben zahlreiche SS-Mitglieder und Ingenieure gewohnt. Foto: Privat

Das ehemalige Konzentrationslager zu betreten ist verboten und außerdem ziemlich gefährlich, wie es auf „thüringen-lese.de“ heißt. Weitere Infos zu der Geschichte des Schieferbruchs findest du hier >>>.