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Thüringen: Aus für die Rechtsrocker-Oase? „Funktioniert nicht mehr“

Obwohl 2022 wieder große Konzerte möglich waren, blieben diese von Rechtsrockern in Thüringen aus. Bedeutet das eine Trendwende?

© IMAGO / Michael Trammer

Thüringen: So schön ist das Bundesland

Vor Corona galt Thüringen einst als Rechtsrock-Land: Immer wieder hat es große Festivals und Konzerte gegeben.

Im Jahr 2022 hat sich die Szene ein Comeback gewünscht – doch obwohl große Konzerte in Thüringen wieder möglich waren, blieben sie beim Rechtsrock aus. Bedeutet das eine Trendwende?

Thüringen: War’s das mit dem Rechtsrock?

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) ist sich sicher: Die Rechtsrock-Szene in Thüringen hat sich verändert. „Offensichtlich funktioniert das Geschäftsmodell mit Rechtsrock-Festivals nicht mehr“, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur. Obwohl es in diesem Jahr keine coronabedingten Auflagen mehr gegeben habe, blieben größere Festivals aus. „Ich glaube, Rechtsrock ist jetzt wieder das, was er früher – vor den großen Konzerten – war“, sagte Maier. Statt auf große Konzerte unter freiem Himmel zu setzen, würden Rechtsextreme sich nun wieder verstärkt bei kleineren sogenannten Liederabenden treffen, um Rechtsrock und andere rechtsextreme Musik zu hören.

In Thüringen hatte in den Jahren vor der Pandemie eine ganze Reihe großer Rechtsrock-Festivals stattgefunden. Im Jahr 2017 waren etwa 6.000 Rechtsextreme aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland auf eine Wiese am Rande der Stadt Themar gekommen und hatten dort ein Festival gefeiert.

Zunächst waren die Behörden und auch die Justiz kaum gegen die Konzerte vorgegangen. Erst um die Jahre 2016 und 2017 herum änderte sich das. Die Coronaauflagen hatten weitere große Rechtsrock-Konzerte 2020 und 2021 dann praktisch unmöglich gemacht.

Thüringen: Kaum Eingriffe gegen Rechtsrock-Konzerte

Maier betonte, neben dem konsequenten Vorgehen der Polizei habe sich auch die Arbeit einer im Innenministerium gegründeten Task Force bewährt. Sie soll die Kommunen zum Beispiel dabei unterstützen, gerichtsfeste Auflagenbescheide für solche Veranstaltungen zu erstellen.

Außerdem zeige laut Maier die Zerschlagung der rechtsextremen Gruppierung „Turonen“ Wirkung. Diese Gruppe gehörte in den vergangenen Jahren zu den maßgeblichen Organisatoren von Rechtsrock-Konzerten im Freistaat. Zentrale Mitglieder der „Turonen“ müssen sich derzeit in einem Drogenprozess vor dem Landgericht Erfurt verantworten und sitzen in Untersuchungshaft.


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Maier nannte auch die Proteste aus der Zivilgesellschaft als einen Grund für den Rückgang größerer Rechtsrock-Konzerte. „Offenbar hat Thüringen inzwischen den Ruf in der Szene, dass es hier nicht mehr so ruhig läuft bei diesen Veranstaltungen.“ Er rechne auch nicht damit, dass es 2023 wieder zu großen Rechtsrock-Veranstaltungen im Freistaat kommen werde. (dpa/red.)