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Thüringen ist stolz auf seine „Weltspielwarenstadt“ – die Geschichte dahinter kennt fast niemand

Von der PIKO-Eisenbahn bis zum Monchhichi wurde in Sonneberg so gut wie jedes Spielzeug produziert: Kennst du die Geschichte der Thüringer Spielwarenstadt?

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© IMAGO / Revierfoto

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Sonneberg – das ist die Thüringer Spielwarenstadt! Ob PIKO-Eisenbahn, Monchhichi oder Puppen aus dem Kombinat Sonni. Fast jeder verbindet mit seiner Kindheit Spielzeug aus der ehemaligen Spielwarenmetropole aus dem Freistaat.

Aber wie kam es eigentlich dazu? Die Geschichte hinter der Spielzeugstadt in Thüringen kennt fast niemand mehr.

Thüringen: Jedes zweite Spielzeug aus Sonneberg

Von hier kam damals weltweit jedes fünfte bis sechste Spielzeug. In Deutschland stammte sogar jedes zweite bis dritte Spielzeug aus Sonneberg. Julia Thomae vom Deutschen Spielzeugmuseum erklärt, warum das so war: „Erstens gab es genügend Rohstoffe. Zweitens lag die Stadt an einer wichtigen Handelsstraße. Und drittens gab es in Sonneberg besonders pfiffige Kaufleute, die Verleger.“

Die Wälder rund um Sonneberg lieferten genug Material für die Schnitzer und Drechsler. Sie schufen Tiere und Puppen, Bauklötze und Schießgewehre aus Holz. In der Umgebung fanden sich auch die Rohstoffe für das Papiermaché. Aus dieser Masse aus zerkleinertem Papier, Leim und Wasser formten die Spielzeugmacher die Puppen.

Spielzeug aus Thüringen in die Welt

Händler brachten die Spielwaren aus Sonneberg in die großen Städte: nach Nürnberg, Erfurt oder Leipzig. Von dort ging es für Puppe, Stofftier oder Eisenbahn sogar bis in das ferne Land USA. Für den Verkauf der Spielwaren sorgten die Kaufmänner, die Verleger.

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PIKO Eisenbahnen aus Sonneberg in Thüringen sorgen noch immer für leuchtende Kinderaugen. (Archivbild) Foto: IMAGO / Frank Sorge

Das erfolgreiche System funktionierte so: Der Verleger bestellte die Ware beim Fabrikanten. Zum Beispiel orderte er fünfzig Puppen mit braunen Zöpfen, blauen Augen und kariertem Kleid. Der Fabrikant gab den Auftrag weiter, und zwar an Menschen, die zu Hause arbeiteten. Sie fertigten Puppenköpfe, Augen, Perücken, Kleider oder Schuhe.

Thüringen: Sonneberg allseits bekannt

Dabei machte nie einer alles. Die Arbeit war auf Spezialisten aufgeteilt. Wenn die Teile fertig waren, gingen sie an den Fabrikanten. Bei ihm wurden sie zusammengesetzt. Der Kaufmann verkaufte die Puppen an den Verleger. Und der lieferte sie in alle Welt. Reich wurden die Spielzeugmacher damit nicht, die Verleger aber konnten sich prächtige Häuser bauen.

Die Menschen ließen sich damals immer wieder etwas Neues einfallen. Sie stellten ihre Ideen überall vor, wo Händler aus vielen Ländern der Welt nach neuen Spielwaren suchten: zum Beispiel auf Messen oder Weltausstellungen. Außerdem zeigten sie ihre Waren in Musterbüchern und Musterkoffern.


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Auch wenn Sonneberg heute nicht mehr die Hauptstadt des Spielzeugs ist, ist Deutschland noch immer bekannt für gutes Spielzeug. Auch die größte Spielwarenmesse der Welt findet hier statt, in Nürnberg. Sehr viel Spielzeug wird heute aber auch in anderen Ländern hergestellt. Das liegt auch daran, dass es dort billiger produziert werden kann.